Die Kirchenordnungen
1. Kirchenordnung, wie es mit der reinen lere göttliches worts und austeilung der
hochwirdigen sacrament, auch allerley christlichen ceremonien und zum heiligen
predigambt notwendigen sachen, auch in schulen, in der löblichen graffschaft
Oldenburg etc. sol eintrechtiglich gehalten werden.
Gedruckt zu Jhena durch Donatum Richtzenhan anno 15731.
Vorrede.
Wir, Johan, graff und herr zu Oldenburg und
Delmenhorst etc., und wir, Antonius, graff und herr
zu Oldenburg und Delmenhorst etc., gebrüdere2,
entbieten den wirdigen unsern lieben, andechtigen
und getreuen pfarrherrn, predigern und dienern
des heiligen göttlichen worts, auch allen andern
unsern untertanen und angehörigen, wes standes,
wirden, condition und wesens dieselbige sein mögen,
in unsern graff- und herrschaften Oldenburg, Del-
menhorst etc. unsern geneigten willen und fügen
euch hiemit zu wissen:
Nachdem der allmechtige Gott, Vater unsers
Herrn Jhesu Christi, den edlen, wolgebornen grafen,
herrn Antonium, grafen und herrn zu Oldenburg
und Delmenhorst etc., unsern geliebten herrn vater,
durch den zeitlichen, leiblichen todt aus diesen
sterblichen leben zu sich in sein ewiges reich selig-
lich und gnediglich abgefoddert3 und uns, als
unsers herrn vaters, seliger und löblicher gedechtnis,
söne und erben in gemelte unsere graff- und herr-
schaften eingesetzet, obwol nu etlich viel jar noch
1 Druckvorlage : Originaldruck, Quart, 190 Bll., da-
von am Anfang und Schluß des Bandes je ein leeres
Bl. Expl. der Niedersächsischen Staats- und Uni-
versitätsbibliothek Göttingen (Jus statut. VI, 6530).
In diesem Expl. fehlt der Schluß der Vorrede, die er-
gänzt ist nach dem Expl. der Landesbibliothek
Oldenburg (Geschicht. IX B. 254a). Das im Göttin-
ger Expl. Fehlende dort auf Bl. A IV mit leerer
Rückseite.
2 Vgl. Einleitung, oben S. 951.
5 Vgl. Einleitung, oben S. 951. 957.
4 Besorgniserregend mußten den Lutheranern in
Oldenburg besonders die Vorgänge in der nahe ge-
legenen Grafschaft Ostfriesland erscheinen (1546 u.
1554 reformierte Emder Katechismen, 1564/73 Ver-
bey leben unsers geliebten herrn vaters seligen in
unsern graff- und herrschaften die lehr des heiligen
evangelii lauter und unverfelschet geprediget, auch
die heiligen sacrament vermög der stiftung und
einsetzung Christi, unsers einigen heilands, gehan-
delt und nach seinem wort und befehl ausgeteilet
worden, jedoch weil mittlerzeit nicht allein allerley
ungleicheit und unordnung aus mangel, das nicht
ein bestendige ordnung allen unsern kirchen und
schuldienern auferlegt, eingerissen, sondern auch
der leidige satan aus verhengnis Gottes umb unser
vielfeltiger sünden willen mit vielem bösen unkraut,
falscher lere und irrtumben die reine, gesünde lere
des heiligen evangelii und rechtes verstands und
brauchs der hochwirdigen sacrament zu vertunkeln,
umb lang her sich unterstehet und umbherfrisset4,
auch nicht feiren wird, darin und damit fortzufaren
und in diesem letzten alter der welt5 seine macht,
list und gift zu beweisen etc., so haben wir für das
erste und nötigste geachtet, an dem heubt, nemlich
an kirchen und schulen, aus Gottes befehl und in
Gottes namen anzufahen und mit vorgehabtem
reifen, gutem, einhelligem rat auf ein solche christ-
sammlungsordnung des Emder Kirchenrates; 1571
Synode der verstreuten niederländischen reformier-
ten Gemeinden in Emden; vgl. Sehling VII, 1, 325.
331f. 342. 452ff. 349. Im Reich aufsehenerregend
war vor allem der Übertritt des Kurfürsten Fried-
rich III. von der Pfalz zur reformierten Lehre; vgl.
W. Hollweg, Der Augsburger Reichstag von 1566
und seine Bedeutung für die Entstehung der Refor-
mierten Kirche und ihres Bekenntnisses. 1964, bes.
81ff. 241ff.; Sehling XIV (J. F. G. Goeters), 34ff.
333ff. (Kirchenordnung 1563).
5 Im Anschluß an Dan 2, 31ff . und 7,2ff. hielt man das
römische Reich für das vierte und letzte Weltreich;
vgl. Sehling VII, 1, 421, Anm. 9a (Lit.).
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1. Kirchenordnung, wie es mit der reinen lere göttliches worts und austeilung der
hochwirdigen sacrament, auch allerley christlichen ceremonien und zum heiligen
predigambt notwendigen sachen, auch in schulen, in der löblichen graffschaft
Oldenburg etc. sol eintrechtiglich gehalten werden.
Gedruckt zu Jhena durch Donatum Richtzenhan anno 15731.
Vorrede.
Wir, Johan, graff und herr zu Oldenburg und
Delmenhorst etc., und wir, Antonius, graff und herr
zu Oldenburg und Delmenhorst etc., gebrüdere2,
entbieten den wirdigen unsern lieben, andechtigen
und getreuen pfarrherrn, predigern und dienern
des heiligen göttlichen worts, auch allen andern
unsern untertanen und angehörigen, wes standes,
wirden, condition und wesens dieselbige sein mögen,
in unsern graff- und herrschaften Oldenburg, Del-
menhorst etc. unsern geneigten willen und fügen
euch hiemit zu wissen:
Nachdem der allmechtige Gott, Vater unsers
Herrn Jhesu Christi, den edlen, wolgebornen grafen,
herrn Antonium, grafen und herrn zu Oldenburg
und Delmenhorst etc., unsern geliebten herrn vater,
durch den zeitlichen, leiblichen todt aus diesen
sterblichen leben zu sich in sein ewiges reich selig-
lich und gnediglich abgefoddert3 und uns, als
unsers herrn vaters, seliger und löblicher gedechtnis,
söne und erben in gemelte unsere graff- und herr-
schaften eingesetzet, obwol nu etlich viel jar noch
1 Druckvorlage : Originaldruck, Quart, 190 Bll., da-
von am Anfang und Schluß des Bandes je ein leeres
Bl. Expl. der Niedersächsischen Staats- und Uni-
versitätsbibliothek Göttingen (Jus statut. VI, 6530).
In diesem Expl. fehlt der Schluß der Vorrede, die er-
gänzt ist nach dem Expl. der Landesbibliothek
Oldenburg (Geschicht. IX B. 254a). Das im Göttin-
ger Expl. Fehlende dort auf Bl. A IV mit leerer
Rückseite.
2 Vgl. Einleitung, oben S. 951.
5 Vgl. Einleitung, oben S. 951. 957.
4 Besorgniserregend mußten den Lutheranern in
Oldenburg besonders die Vorgänge in der nahe ge-
legenen Grafschaft Ostfriesland erscheinen (1546 u.
1554 reformierte Emder Katechismen, 1564/73 Ver-
bey leben unsers geliebten herrn vaters seligen in
unsern graff- und herrschaften die lehr des heiligen
evangelii lauter und unverfelschet geprediget, auch
die heiligen sacrament vermög der stiftung und
einsetzung Christi, unsers einigen heilands, gehan-
delt und nach seinem wort und befehl ausgeteilet
worden, jedoch weil mittlerzeit nicht allein allerley
ungleicheit und unordnung aus mangel, das nicht
ein bestendige ordnung allen unsern kirchen und
schuldienern auferlegt, eingerissen, sondern auch
der leidige satan aus verhengnis Gottes umb unser
vielfeltiger sünden willen mit vielem bösen unkraut,
falscher lere und irrtumben die reine, gesünde lere
des heiligen evangelii und rechtes verstands und
brauchs der hochwirdigen sacrament zu vertunkeln,
umb lang her sich unterstehet und umbherfrisset4,
auch nicht feiren wird, darin und damit fortzufaren
und in diesem letzten alter der welt5 seine macht,
list und gift zu beweisen etc., so haben wir für das
erste und nötigste geachtet, an dem heubt, nemlich
an kirchen und schulen, aus Gottes befehl und in
Gottes namen anzufahen und mit vorgehabtem
reifen, gutem, einhelligem rat auf ein solche christ-
sammlungsordnung des Emder Kirchenrates; 1571
Synode der verstreuten niederländischen reformier-
ten Gemeinden in Emden; vgl. Sehling VII, 1, 325.
331f. 342. 452ff. 349. Im Reich aufsehenerregend
war vor allem der Übertritt des Kurfürsten Fried-
rich III. von der Pfalz zur reformierten Lehre; vgl.
W. Hollweg, Der Augsburger Reichstag von 1566
und seine Bedeutung für die Entstehung der Refor-
mierten Kirche und ihres Bekenntnisses. 1964, bes.
81ff. 241ff.; Sehling XIV (J. F. G. Goeters), 34ff.
333ff. (Kirchenordnung 1563).
5 Im Anschluß an Dan 2, 31ff . und 7,2ff. hielt man das
römische Reich für das vierte und letzte Weltreich;
vgl. Sehling VII, 1, 421, Anm. 9a (Lit.).
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