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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0090
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sie außer der Bestätigung aller ihrer Freiheiten und Herkommen etliche Zugeständnisse auf kirchlichem
Gebiet.

Es wurde der Stadt unter dem 21. Juni 1553 verbrieft17, daß sie bei dem „rechten, waren christligen
gottzwort und heilige religion, wie sihe die ytziger zeit dorch vorlehnunge Gotz des almechtigen reichlich
und lauter halten“, bleiben dürfe. Das Michaeliskloster sollte seine Entschädigungsklagen fallenlassen
und ihm nur das Heilig-Geist-Spital restituiert werden. Den Streit über die Kirchen von St. Michaelis
und St. Lamberti in der Altstadt wollte der Bischof später selbst beilegen. St. Godehard behielt sich nur
noch kleinere Gerechtigkeiten vor; die Klöster der Sülte und Karthause begaben sich jeden Anspruchs
auf Schadenersatz. Der Rat versprach dagegen, diese Klöster in ihren Rechten nicht zu beeinträchtigen18.
Mit dem Vertrag war das evangelische Bekenntnis Hildesheims gesichert.

Bischof Friedrich, Herzog von Holstein, beließ die Stadt Hildesheim also bei der evangelischen
Lehre und der Augsburgischen Konfession, wie er auch die übrigen Landstände und Untertanen des
Stifts in ihrer Religion, einschließlich der katholischen, gewähren ließ. Das Zugeständnis der freien
Religionsausübung durch die Verwandten der Augsburgischen Konfession geschah mit Vorwissen des
Domkapitels.

Sein Nachfolger, Burchard von Oberg, mußte den Konfessionsstand seiner Untertanen respektieren,

Dessen Nachfolger, Herzog Ernst zu Bayern, Erzbischof und Kurfürst zu Köln, ließ am 22. und
23. Juni 1581 einen allgemeinen Landtag halten, damit die Landstände und Untertanen ihm eine
Schatzung genehmigten. Anläßlich dieses Landtages baten ihn Landstädte und Untertanen, sie bei der
hergebrachten freien Religion und bei der Augsburgischen Konfession zu belassen, was ihnen der Bi-
Schof auch

6. Lehrstreitigkeiten

Die innerprotestantischen Streitigkeiten machten auch vor Hildesheim nicht halt. Im Frühjahr
1546 warnte der Rat auf ein Gerücht hin, von den Sekten und Rotten der Wiedertäufer oder Sakramen-
tierer und ihrer falschen, unwahrhaftigen Meinung zu reden oder verdächtig zu schwatzen. Ihre An-
hänger sollten am Halse, jede Sakramenitslästerung mit Verweisung bestraft werden1.

17 Urkundenbuch VIII, Nr. 896.

18 Dazu ebd. Nr. 901: Rat, Vierundzwanzig, Altermann, Ämter und Gilden verpflichten sich nach Beilegung ihrer
Streitigkeiten mit den Klöstern, Stiftern und dem übrigen Klerus unter Vermittlung des Königs von Dänemark und
der drei Herzöge von Holstein, jene bei ihren alten Rechten und Gerechtigkeiten, unbeschadet dem lutherischen Be-
kenntnisse und den alten Leistungen des Klerus an den Rat zu belassen. 1554 Dezember 29. H. A. Lüntzel, aaO.
129f.; J. Gebauer I, 337.

19 Stadt-A. Hildesheim, Akte 132/75: „Gefaszte articuli auß des rats zu Hildesheimb überschickten schrei-

ben und sonsten“. Vgl. oben S. 762, Anm. 19.

Stadt-A. Hildesheim, Hs. Altstadt 57, 15-17, Nr. 14: (Bleistift: Luthertum + Sekten)

„Unse hern vam rade, wu wol allen Christen bewust, dat gemeynlich neben der reyne lere unsers warhaftigen christ-

liken glovens vorvoreysten secten und vorderflicke erdom, under den der wedderdopers und sacramentens lesterer

nicht de geringesten syn, durch den vigent unsers christliken name ingeforet worden syn, derhalben dem ampte der
avericheyt tokomet, in den und dergleichen stucken eyn flitich upsehent to hebbende, und wowol Godt de almechtige
unser Vader Hildenßem vor solcken vordarflichen secten wente her guedichlicken vorwart und mit seiner groten barm-
herticheyt up unser empsigen bidden hynfurder darvor wol beschutten werd, szo ist doch in dessen dagen, durch wen
ist Godt bekant, myt losen ertichten worden und valsche tunge, der stad Hildensen to nachteyl, eyn geschrey gemaket,
alse scholle bynnen Hildensen lude solcke vorvorriske opinien ahnhengich befunden werden. Derhalven dan bynnen
und buten Hildensen eyn schedlich myßgeruchte und archwan erstanden. Darup unse hern, eyn er [bar ] radt und
24 man, als de ordentlige avericheyt, myt hochbekommertlichen gemoite und merklich bewegunge geholden de prae-
dicanten besandt und na der warheit myt allem flite erforsket der meinunge, ßo jemand ahn dussen ovel schuldig, den
wu geborlich ahne gnade to straffen. De aber unschuldig edder vordechtlig, myt den ock wu geborlich to handelen, nu
aber na flitiger erfurßunge in dussen bosen geschrey bey unss, Godde sy loff, nemant schuldig befunden, darmede
dadurch der logenmuler und falschen tügen boßheyt und ohre vorgiftige towege gebrachte [geschrey] gestraffet und
neddergelecht, szo ist unser hern vam rade und 24 man ernstliche gebott, dat hynfort keyn borger, medewoner edder

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