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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0105
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Stadt Hildesheim

nemen mögen, dat nu vordan nichtes anders denn
ein godtsalich wesent, ein erbarlick wandel unde
eine gude, löfflike policie by öhn gespört werde.
Wente9 de vorige goddesdenst, stand unde wesent
düsser stadt was also geschicket, dat nichtes anders
dar to finden edder to seen was, denn ein schrecklick
wesent falscher lere, aller affgöderye, papisterye,
mönckerye unde nunnerye, welckör wesent denn ock
also vordegedinget10 wart unde yn sölckem swange
gink, dat sick byna alle de godtlosen mönnincke unde
papen, de öhres godtlosen wesendes halven nergen
bliven könden edder wolden, an düssem orde vorsam-
leden unde alse yn einem gemenen asylo omnis impie-
tatis et idololatriae funden. Wil van der vorsamme-
linge aller untüchtigen wiffer, de an anderen örden
utgejaget wörden und sick hirher vorvögeden, swigen.
Wente me wet nu unde de erfaringe hefft ydt leider to
vel openbar gemaket, dat de schendlike grüwel des
papistischen wesendes nene andere früchte mank
anderen velen undögeden bringet, denn even solcke
untucht unde unerbarheit, de also unde dermaten
by öhne gemene ys, dat se ydt byna vor nene sünde
holden unde alles mit vorachtinge yn den wind
slaen, alse de schrift secht: Wor de godtlose hen-
kümpt, dar kümpt vorachtinge unde smaheit11 mit
hone, Prover. 18 [3].
Wedderumme weren etlike arme Christen, wo
sick desülven yn düsser stadt hervördeden unde sick
mit einem worde wedder solcke schrecklike grüwel
merken leten, yn solckem vordruck12, dat se dach-
liker ungunst, vorvolginge unde straffe warnemen
mösten. Me hefft ock dersülven vel den papen to
wolgefalle tom lesten vorjaget unde yn dat elende
gewiset13, darmede ja dem pewestlikem wesende
nen affbrock geschege unde solcker motwille unde
unchristlick regimente unvorhindert vor sick gan

9 = Denn; vgl. Schiller und Lübben V. 671f.
= verteidigt, geschützt; vgl. Schiller und Lübben
V, 330; Lasch und Borchling I, 792.
11 = Schmach, Schande; vgl. Schiller und Lübben
IV, 256; Lasch und Borchling III, 287f.
12 = Bedrückung, Bedrängnis; vgl. Schiller und
Lübben V, 346; Lasch und Borchling I, 804f.
13 Nach dem mißlungenen Aufstand im Jahre 1532
wurden 72 Beteiligte verbannt, 50 mit dem Ein-
lager bestraft. Weiteres s. oben Einleitung, S. 798ff.

unde bliven möchte. Unde ydt ys to vormoden, dat
denjennigen, de tor sülven tidt am regimente ge-
seten unde solcke tyrannye geövet hebben, nicht
ein geringer nut14 darvan komen unde vor solcken
düvelischen flit mannich charitatenhönneken yn
den rachen geflogen sy, dewile men wol wet, dat de
papisten to erholdige öhrer baalsdenste nenen un-
kosten to sparen plegen.
Dat sick nu Godt över düsse stadt, do se yn sol-
cker schreckliken falschen lere unde grüweliken aff-
göderye so erbarmlick lach unde jederman an öhrer
beteringe byna vorzagede, dermaten erbarmet unde
se tor bote unde anneminge des hochwerdigen leven
evangelii beropen unde gebracht hefft, des frouwen
sick, alse hyrboven gesecht, alle frome christlike
herten billick unde danken Godde darvor ane under-
lat, dat solck vorloren schap weddergefunden unde
tom rechten herden unser seelen, de de Christus het,
gebracht ys. Wente desülve herde hefft sülvest nicht
vorgeves gesecht: Ydt sy eine froude vor allen
engelen Goddes, wo sick ein sünder bekere unde
bote do, Luc. 15 [10]. Ick vor myne person holde
ydt ock vor einen sünderliken christliken rom16, dat
ick to der nedderlegginge solcker falschen lere unde
so grüweliker affgödderye yn düsser stat so vel, alse
mick mögelick was, gehulpen hebbe. Unde hope,
ydt schal sick solcker gestörteder gruwel nicht
drade17 wedder hyr fynden edder seen laten, sünder-
lick yn den parkercken, de nu mit Goddes worde
unde fromen, geschickeden predigern, de ydt leren,
dermaten vorsorget syn, dat den saken wol to raden
syn wert.
Ydt scholde billick de vormende bisschop düsser
stadt18 mit synen domheren unde anderen vor-
menden geistliken de vorgenger yn der anneminge
des gödtliken wordes hyr gewesen syn unde solcke

14 = Nutzen; vgl. Schiller und Lübben III, 209f.
15 = Huhn als Gabe, als Einstandsgeschenk; vgl.
Lasch und Borchling II, 522.
16 = Ruhm, Prahlerei; vgl. Schiller und Lübben
III, 504.
17 = schnell, rasch; vgl. Schiller und Lübben I, 562;
Lasch und Borchling I, 464.
18 Valentin von Teteleben; vgl. dazu Einleitung, oben
S. 758 f.

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