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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0108
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Kirchenordnung 1544

welick vormanet hebben. Nademmale juwe vor-
mende bisschop unde syn anhank öhr ampt sülvest
nicht don edder ock dorch andere nicht angripen
willen, gy laten se dem schreckliken torne Goddes,
de se an jennem dage drepen wert, alse de unbot-
ferdigen bevolen syn, unde gy bliven nicht deste
weiniger by der angenomen lere des hochwerdigen,
hilligen evangelii. Wente ane desülve könne gy vor-
gevinge der sünde, de gerechticheit unde salicheit
nicht bekomen, wenn gy gelick alle bisschöppe,
domheren, papen unde mönnicke to fründe hedden,
alse gy wedderumme wol salich werden künt, so gy
by der reinen lere des evangelii bliven, wenn gelick
juwe vormende bisschop unde alle vormende geist-
like, de yn der ganzen werlt syn, juwe viende weren.
De werlt löppet wunderbarlikerwise mit aller
minschliken fleschliken gunst, fründschop, hülpe
unde trost tom ende unde ylet tom gerichte. Ydt let
sick ock de böse vorrückede stand gemelder werlt
anseen, alse wolde de leve Christus balde komen
unde mit grüweliker störtinge25 des Törken unde
pewestliken regimentes de synen van allem övel vor-
lösen unde fry maken. Sy wy alsedenne mit unsen
lampen unde olye gevatet, so werde wy mit dem
brüdegamme Christo yn de brudtlechtlike26 ewige
froude frölick yngan, wo nicht, so werde wy hören
möten: Ick kenne juwer nicht [Mt 7, 23].
Sovel de ordeninge belanget, wil juw ock behören,
dewile se juw allene up dat wort vöret unde wo men

25 = Niederstürzen, Niederschlag, Tötung; vgl.
Schiller und Lübben IV, 417; Lasch und Borch-
ling III, 510.
26 =hochzeitliche; vgl. Schiller und Lübben I,
440f.; Lasch und Borchling l, 361.
27 = irgendwas; vgl. Schiller und Lübben II, 348;
Lasch und Borchling II, 405.
28 Zu Luthers und Bugenhagens Haltung gegenüber
freien Mitteldingen s. Einleitung, oben S. 810. Auch
Melanchthon, Loci theologici 1535 (CR 21, 510ff.).
(Ebd. 510f.:) ,,Vocamus traditiones humanas non
edicta magistratuum civilium, sed ceremonias in
ecclesia institutas ab hominibus, non mandatas ex-
presso verbo Dei. Harum tria sunt genera... Secun-
dum genus est traditionum de rebus sua natura
adiaphoris, ut de feriis, ieiuniis, vestitu. In his con-
siderandi sunt fines, si enim finis est politicus, licitae
sunt ... finis esse debet proximus, ordinis causa, ut
populus sciat, quo tempore convenire debeat ad
audiendum ac discendum evangelium et ad usum

ordentlick darmede ummegan, gemene kasten vor
arme lüde anrichten unde sick yn erholdinge guder
scholen unde fryer künste schicken schal, richtige
anwisinge gifft, dat gy mit sünderlikem ernste unde
flite daröver holden unde nicht licktlick ichteswat27
vornemet, dat dersülven toweddern syn möchte.
Wente yfft se wol van velen dingen unde artickelen
meldinge deit, so inter adiaphora28 gehören unde
darumme fry syn, so denet överst, ergernisse to vor-
miden, gelickheit der ceremonien yn den kercken
ganz wol unde gefelt den unvorstendigen, de solcker
fryheit gelegenheit nicht wetten, ock nicht övel.
Doch werden hyrinne juwe predicanten to raden
wetten. De barmhertige Godt wolde juw ym ange-
vangen werke wente29 an dat ende bestendich er-
holden. Amen. Datum Pattensen am Söndage na
Nativitatis Mariae etc. 4430.
Unse christlike kerckenordeninge delen sick yn dre
dele. Dat erste del ys van unsen kercken, wat men
vor prester edder predicanten unde andere deners
darinne holden schal, to lerende dat reine wort
Goddes unde dat leve evangelion unses Heren Jhesu
Christi, unde to holden christlike unde nütte cere-
monien. Dat ander del ys van unsen scholen, dat wy
uns gelerde magistros unde scholgesellen vorschaffen
unde holden, dat unse jöget so underwiset werde,
dat lüde darut werden, de andern lüden tom wert-
liken unde geistliken regimente31 denen können,
Godde unde Jhesu Christo, synem leven Söne, un-
sacramentorum...(etc.). Beherrschend ist das Ord-
nungsprinzip. Vgl. auch unten S. 851 mit Anm. 3.
29 = bis; vgl. Schiller und Lübben V, 671.
30 Nativitatis Mariae: 8. September. Das war 1544 ein
Montag. Der darauf folgende Sonntag war also der
14. September. Vgl. O. Grotefend, Taschenbuch
der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der
Neuzeit8. 1941, 124ff.
31 Grundlegend für die reformatorische Wertung der
Schulen nicht nur für das geistliche, sondern auch
für das weltliche Regiment: Luther, An die Rats-
herren aller Städte deutschen Lands, daß sie christ-
liche Schulen aufrichten und halten sollen. 1524;
WA 15, 27 ff. Zum weltlichen Regiment zieht Luther
hier auch den Hausstand; ebd. 44: ,,So were doch
alleyn dise ursach gnugsam, die allerbesten schulen,
beyde fur knaben und meydlin, an allen orten auf-
zurichten, das die welt, auch yhren weltlichen stand
eusserlich zu halten, doch bedarf feiner geschickter
menner und frauen. Das die menner wol regirn

6 Sehling, Niedersachsen II/2

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