Kirchenordnung 1544
To Sünte Andreas7 möte wy hebben einen pastor
unde twe predicanten. To Sünte Jacob8 einen pastor
unde einen predicanten. To Sünte Jürgen9 einen
pastor unde einen predicanten. Ein juwelick pastor
schal jarlick hebben hunder [!] gülden in münte. Ein
juwelick predicante edder kaplan negentich gülden
yn münte. Alle verndel jars schal me öhne geven
dat veerde del van solckem solde10.
7 Zur Andreaskirche s. Einleitung, oben S. 794f.
8 Die Jacobikirche war ursprünglich eine zu der
Andreaskirche gehörige Kapelle. Erwähnt wird sie
bereits 1204 (Urkundenbuch I, Nr. 55). Errichtung
einer Vicarie am Altar St. Martini in der Jacobi-
kirche,,... alsze de altar Sancti Martini in der kerken
Sancti Jacobi in der parre Sancti Andree bynnen
Hildensem umbewedemet sii..." 1442; (Urkunden-
buch IV, Nr. 451). Im 15./16. Jh. erfolgte ein Neu-
bau. (Memorienabhaltung in der Kirche, Bezahlung
der Geistlichen usw.: ,,...unde wes dar over bleve,
dat schal komen to dem buwe dersulven kerken..."
1481; Urkundenbuch VIII, Nr. 10). Unter dem 30.
November 1512 wird eine Kommenden- oder
Kommissienstiftung erwähnt in der Jacobikirche in
der Andreaspfarre (Urkundenbuch VIII, Nr. 524).
Das als Kirche bezeichnete Gotteshaus gehörte also
auch jetzt noch zu St. Andreas. Vollendung des
Turmes erst 1514. Vgl. Kunstdenkmäler der Pro-
vinz Hannover II, 4, 293ff.; H.-W. Krumwiede,
Die mittelalterlichen Kirchen- und Altarpatrozinien
Niedersachsens. 1960, 114. Bei der Reformation
wurde zu St. Jacobi zunächst nur ein Prediger ein-
gesetzt; vgl. J.Gebauer I, 337. Conventualen des
Dominikanerklosters St. Pauli verfügen über die
Verwendung der Güter usw. des Klosters zugunsten
der protestantischen Pfarrkirchen: ,,Item wy heb-
ben jarligs tinszes van dem kloster tor Sulten vehr
und twintig punt lutke, noch by Hennig Stein vef-
tein lutke punt jarliger rente, hebben wy der ker-
cken S. Jacobi tom predigstole vorordent." 1547;
(Urkundenbuch VIII, Nr. 880). Überlassung eines
Hauses der Andreaskirche auf neun Jahre als Pfarr-
wohnung ,,... vor eeren Dyrick Holthuszen, ohren
pastor, to negen jaren to bewonende hebben inge-
dan ..." 1554 (ebd. Nr. 898).
9 Die Georgskapelle wird 1368 erwähnt: Verkauf einer
Leibrente: ,,We, de rad der stad to Hildensem, be-
kennet unde betuget, dat Elyas Westfal und Hermen
Glusingh, olderlude der capellen to Sente Juriane
hir in der Osterstrate, mit vulborde der kerspellude
vercoft hebbet unde in ore were geantwordet
Henninge Nygenstade unde Ghesen siner husvruwen
to orer beyder live rouweliken to brukende de twelf
schillinge geldes, de Sente Ju[rian] heft an Tileken
huse knappes hir bi dem markete, vor vif mark lode-
ges sulvers, de gekart sin an de muren unde an dat
buwe [to] Sente Juriane boven deme hoenaltare."
Dyt ys ock eine grote orsake, dat me nu mot eer-
licke besoldinge maken. Dat se nene andere togenge
hebben edder accidentalia, van welckeren unse
papen tovörne genoch hadden alle dage, unde sün-
derliken könden se mit dem erdichteden unde er-
logenen vegefüre11 alles to sick bringen. Unse
prestere des evangelii nemen nichtes van nemande
yn der bichte edder wenn se de sacramente vorreken,
(Urkundenbuch II, Nr. 262). 1500 wurde sie mit
einem Turm versehen, 1601 neu erbaut, um 1830
abgerissen. Vgl. H. W. H. Mithoff III, 158f.;
Kunstdenkmäler der Provinz Hannover II, 4, 298;
H.-W. Krumwiede, aaO. 118. Auch zu St. Georg
wurde bei der Reformation zunächst nur ein Pre-
diger eingestellt; vgl. J. Gebauer l, 337. Verfügung
über die Güter des St. Pauli Klosters (vgl. Jacobi-
kirche Anm. 8): ,,Tom ersten szo hebben wy dre
foder korns jarliger tinsze to Asel an Eyken Wilde-
furs lande und gude in langer upname gehat, de
szulfen wy in dre parkercken alsz Andree, Pauli und
Georgii to furderung des predigstols vorordent
hebben." 1547 (Urkundenbuch VIII, Nr. 880).
10 Zum Gehalt des Superintendenten s. unten S. 848.
Die gewöhnliche Rechnungseinheit der Kämmerei
war das Pfund zu 20 Schillingen zu je 12 Denaren
oder Pfennigen. Der Gulden hatte sich daneben ein-
gebürgert und verdrängte das Pfund je länger desto
mehr. Das Pfund sank dauernd im Wert, und die
Währung war sehr schwankend. Die 200 Gulden, die
die KO für den Superintendenten als Gehalt vor-
sieht, betrugen 1544 400 Pfund. Wie die Kirchen-
rechnungen von St. Andreas ausweisen, wurden
dem Superintendenten Isermann 1552 450 Pfund
gezahlt. Dieselbe Summe erhielt zunächst sein
Nachfolger Ursinus, bis ihm 30 Pfund zugelegt
wurden. Das Gehalt des Superintendenten Krage
wurde 1553 auf Gulden umgerechnet: er bekam
150 Gulden bar, 20 Gulden für Roggen und Holz.
Der zweite Geistliche an St. Andreas erhielt nur
210 Pfund, der dritte 195 Pfund. - Die Kastenherren
der Jacobikirche bewilligten ihrem Pastor 1556
100 Gulden und eine Sonderzulage von 44 Gulden,
die extra gesammelt werden sollte (Stadt-A. Hildes-
heim, Akte 89/357). Vgl. H.Pape, 4. 9. Zu Iser-
mann und Krage vgl. Einleitung, oben S. 806 und
816. Zum Gulden vgl. unten S. 899 mit Anm. 5.
11 Die schon bei den älteren Kirchenvätern (Origenes,
Cyprian, Lactantius, Ambrosius, Gregor von Nyssa,
Augustin) vorhandene Anschauung vom Fegefeuer
wurde von Gregor dem Gr. kompiliert, später weiter
ausgebaut (vgl. Sehling VI, 2, 753, Anm. 80). An-
gehend die Hilfeleistungen der Lebenden für die im
Fegefeuer befindlichen Seelen (zu den media suffragii
bei Augustin: F. Schmidt-Clausing, RGG3 II,
893) formuliert das Concilium Florentinum im
Decretum pro Graecis 1439: ,,Item, si vere poeni-
841
To Sünte Andreas7 möte wy hebben einen pastor
unde twe predicanten. To Sünte Jacob8 einen pastor
unde einen predicanten. To Sünte Jürgen9 einen
pastor unde einen predicanten. Ein juwelick pastor
schal jarlick hebben hunder [!] gülden in münte. Ein
juwelick predicante edder kaplan negentich gülden
yn münte. Alle verndel jars schal me öhne geven
dat veerde del van solckem solde10.
7 Zur Andreaskirche s. Einleitung, oben S. 794f.
8 Die Jacobikirche war ursprünglich eine zu der
Andreaskirche gehörige Kapelle. Erwähnt wird sie
bereits 1204 (Urkundenbuch I, Nr. 55). Errichtung
einer Vicarie am Altar St. Martini in der Jacobi-
kirche,,... alsze de altar Sancti Martini in der kerken
Sancti Jacobi in der parre Sancti Andree bynnen
Hildensem umbewedemet sii..." 1442; (Urkunden-
buch IV, Nr. 451). Im 15./16. Jh. erfolgte ein Neu-
bau. (Memorienabhaltung in der Kirche, Bezahlung
der Geistlichen usw.: ,,...unde wes dar over bleve,
dat schal komen to dem buwe dersulven kerken..."
1481; Urkundenbuch VIII, Nr. 10). Unter dem 30.
November 1512 wird eine Kommenden- oder
Kommissienstiftung erwähnt in der Jacobikirche in
der Andreaspfarre (Urkundenbuch VIII, Nr. 524).
Das als Kirche bezeichnete Gotteshaus gehörte also
auch jetzt noch zu St. Andreas. Vollendung des
Turmes erst 1514. Vgl. Kunstdenkmäler der Pro-
vinz Hannover II, 4, 293ff.; H.-W. Krumwiede,
Die mittelalterlichen Kirchen- und Altarpatrozinien
Niedersachsens. 1960, 114. Bei der Reformation
wurde zu St. Jacobi zunächst nur ein Prediger ein-
gesetzt; vgl. J.Gebauer I, 337. Conventualen des
Dominikanerklosters St. Pauli verfügen über die
Verwendung der Güter usw. des Klosters zugunsten
der protestantischen Pfarrkirchen: ,,Item wy heb-
ben jarligs tinszes van dem kloster tor Sulten vehr
und twintig punt lutke, noch by Hennig Stein vef-
tein lutke punt jarliger rente, hebben wy der ker-
cken S. Jacobi tom predigstole vorordent." 1547;
(Urkundenbuch VIII, Nr. 880). Überlassung eines
Hauses der Andreaskirche auf neun Jahre als Pfarr-
wohnung ,,... vor eeren Dyrick Holthuszen, ohren
pastor, to negen jaren to bewonende hebben inge-
dan ..." 1554 (ebd. Nr. 898).
9 Die Georgskapelle wird 1368 erwähnt: Verkauf einer
Leibrente: ,,We, de rad der stad to Hildensem, be-
kennet unde betuget, dat Elyas Westfal und Hermen
Glusingh, olderlude der capellen to Sente Juriane
hir in der Osterstrate, mit vulborde der kerspellude
vercoft hebbet unde in ore were geantwordet
Henninge Nygenstade unde Ghesen siner husvruwen
to orer beyder live rouweliken to brukende de twelf
schillinge geldes, de Sente Ju[rian] heft an Tileken
huse knappes hir bi dem markete, vor vif mark lode-
ges sulvers, de gekart sin an de muren unde an dat
buwe [to] Sente Juriane boven deme hoenaltare."
Dyt ys ock eine grote orsake, dat me nu mot eer-
licke besoldinge maken. Dat se nene andere togenge
hebben edder accidentalia, van welckeren unse
papen tovörne genoch hadden alle dage, unde sün-
derliken könden se mit dem erdichteden unde er-
logenen vegefüre11 alles to sick bringen. Unse
prestere des evangelii nemen nichtes van nemande
yn der bichte edder wenn se de sacramente vorreken,
(Urkundenbuch II, Nr. 262). 1500 wurde sie mit
einem Turm versehen, 1601 neu erbaut, um 1830
abgerissen. Vgl. H. W. H. Mithoff III, 158f.;
Kunstdenkmäler der Provinz Hannover II, 4, 298;
H.-W. Krumwiede, aaO. 118. Auch zu St. Georg
wurde bei der Reformation zunächst nur ein Pre-
diger eingestellt; vgl. J. Gebauer l, 337. Verfügung
über die Güter des St. Pauli Klosters (vgl. Jacobi-
kirche Anm. 8): ,,Tom ersten szo hebben wy dre
foder korns jarliger tinsze to Asel an Eyken Wilde-
furs lande und gude in langer upname gehat, de
szulfen wy in dre parkercken alsz Andree, Pauli und
Georgii to furderung des predigstols vorordent
hebben." 1547 (Urkundenbuch VIII, Nr. 880).
10 Zum Gehalt des Superintendenten s. unten S. 848.
Die gewöhnliche Rechnungseinheit der Kämmerei
war das Pfund zu 20 Schillingen zu je 12 Denaren
oder Pfennigen. Der Gulden hatte sich daneben ein-
gebürgert und verdrängte das Pfund je länger desto
mehr. Das Pfund sank dauernd im Wert, und die
Währung war sehr schwankend. Die 200 Gulden, die
die KO für den Superintendenten als Gehalt vor-
sieht, betrugen 1544 400 Pfund. Wie die Kirchen-
rechnungen von St. Andreas ausweisen, wurden
dem Superintendenten Isermann 1552 450 Pfund
gezahlt. Dieselbe Summe erhielt zunächst sein
Nachfolger Ursinus, bis ihm 30 Pfund zugelegt
wurden. Das Gehalt des Superintendenten Krage
wurde 1553 auf Gulden umgerechnet: er bekam
150 Gulden bar, 20 Gulden für Roggen und Holz.
Der zweite Geistliche an St. Andreas erhielt nur
210 Pfund, der dritte 195 Pfund. - Die Kastenherren
der Jacobikirche bewilligten ihrem Pastor 1556
100 Gulden und eine Sonderzulage von 44 Gulden,
die extra gesammelt werden sollte (Stadt-A. Hildes-
heim, Akte 89/357). Vgl. H.Pape, 4. 9. Zu Iser-
mann und Krage vgl. Einleitung, oben S. 806 und
816. Zum Gulden vgl. unten S. 899 mit Anm. 5.
11 Die schon bei den älteren Kirchenvätern (Origenes,
Cyprian, Lactantius, Ambrosius, Gregor von Nyssa,
Augustin) vorhandene Anschauung vom Fegefeuer
wurde von Gregor dem Gr. kompiliert, später weiter
ausgebaut (vgl. Sehling VI, 2, 753, Anm. 80). An-
gehend die Hilfeleistungen der Lebenden für die im
Fegefeuer befindlichen Seelen (zu den media suffragii
bei Augustin: F. Schmidt-Clausing, RGG3 II,
893) formuliert das Concilium Florentinum im
Decretum pro Graecis 1439: ,,Item, si vere poeni-
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