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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0119
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Stadt Hildesheim

laus2 ock tom hilligen Krütze3, to Sünte Michael4
ock einen parheren. Solcken veer parren mot men
ock jarlick geven so vele alse den andern parheren
yn den andern kercken; wente se möten wol mer
arbeiden, wert ydt vannöden syn. Dat me ock einen
predicanten togeve dem parheren to Sünte Michael,
dewile vele volkes dar ys, se geven dem so vele alse
einem andern predicanten. Overst de yn der Nyen-

2 St. Nicolai im Brühle; vgl. A. Bertram II, 145.
1146 geweiht; 1321 genannt als ,,capella Sancti
Nicolai in Brulone" (Urkundenbuch I, Nr. 725).
Dort amtierte ein ,,plebanus" (ebd. Nr. 747 von
1323). 1498 ist die Rede von den ,,predickstolen" in
verschiedenen Kirchen, darunter ,,Sancti Nicolai
in dem Brule" (Urkundenbuch VIII, Nr. 366).
1516 werden genannt der ,,kercher to Suncte Nicho-
laus imme Brule" und Älterleute der Kirche (ebd.
Nr. 542. 543). 1517 verpflichten sich die Älterleute
,,der kercken Sancti Nicholai imme Brule" nach
Empfang einer Geldsumme, ,,alle dage... to hol-
dende und to singende laten" ihren ,,kerchern in
dersulven kercken myt synem eygenen opperman
den herliken lovesank Marien Salve regina" nebst
anderen Gesängen und Gebeten. Die Schüler sollen
vor dem hohen Altar Ave Maria singen, einen Psalm
und Kollekten lesen. Alle Tage soll man zu der An-
dacht ,,luden myt der grosten klocken, de in der-
sulven kercken is edder na tyden komen mach".
Was nach Erstattung der Unkosten übrig ist, ,,schal
komen to nut und tome buwe der kerken" (ebd.
Nr. 563). Auf die Dauer ließ sich St. Nicolai nicht
für die Reformation gewinnen; vgl. J. Gebauer I,
337; auch Urkundenbuch VIII, Nr. 904 (1556). Vgl.
Kunstdenkmäler der Provinz Hannover II, 4, 298;
H.-W. Krumwiede, aaO. 114.
3 Stiftskirche zum Hl. Kreuz. Gründung des Stiftes
durch Bischof Hezilo (1054-1079) (Chronicon Hildes-
heimense; MGHSS VII, 854.). Hezilo baute ein ehe-
maliges Festungsbollwerk zu einer Kirche um. 1172
erhielt das Stift durch Heinrich den Löwen eine Par-
tikel vom Hl. Kreuz Christi (Schenkungsurkunde bei
K. Janicke I, Nr. 359). Im 13. Jh. wurde die Kirche
erweitert durch Anbau von Kapellen. Auch in den
folgenden Jhh. wurde an der Kirche gebaut. Für die
Reformation ließ sich auch St. Kreuz auf die Dauer
nicht gewinnen. Das Kreuzstift wurde erst 1810 auf-
gehoben. Vgl. H. W. H. Mithoff III, 138ff.; Kunst-
denkmäler der Provinz Hannover II, 4, 178ff.; H.-
W. Krumwiede, aaO., 113f.; J. Gebauer I, 337.
4 Klosterkirche St. Michael. 996 berief Bischof Bern-
ward 6 Mönche aus St. Pantaleon in Köln, die unter
der Leitung des Abtes Goderammus bei der Ein-
richtung des von Bernward begründeten Michaelis-
klosters halfen: Annales Hildesheimenses 996,
MGHSS III, 91. (vgl. Chronicon coenobii S. Micha-
elis, in: Leibnitz, Scriptores rerum Brunsvicen-

stadts5, so se unse ordeninge werden wol weten, wo
se sick mit öhrer kercken hyrinne gelick holden
schöllen.
In düsser stadt synt etlike, de der sake des evan-
gelii noch nicht so günstich synt, mit den mot me ut
christliker leve eine tidtlank gedult hebben, dat wy
nemande vorwerpen, bet dat se beter underrichtet
werden unde komen ock tor erkantenisse der war-
sium II, 399). 1022 wurde das Kloster geweiht (Vita
Bernw., Kap. 49, MGHSS IV, 779;vgl. Ann. Hild.
1022, MGHSS III, 95f.) und die Stiftung durch den
Kaiser bestätigt (Urkundenbuch I, Nr. 7: Kaiser
Heinrich II. nimmt das Michaeliskloster in seinen
Schutz. Doebner hält es für möglich, daß die Ur-
kunde eine Fälschung ist). Die Kirche insgesamt
wurde 1033 durch Bischof Godehard geweiht (Vita
Godehardi, Kap. 37, MGHSS XI, 195; Ann. Hild.
1033, MGHSS III, 99; Chronicon Hildesheimense,
MGHSS VII, 852 f.; Chronica Episcoporum Hildens-
heimensium, in: Leibnitz, aaO. II, 788). Nach
einem großen Brand 1034 wurde sie 1035 flüchtig
restauriert (Vita Godehardi, Kap. 37, aaO.; Ann.
Hild. 1034, MGHSS III, 99; Chron. Episc. Hild.,
aaO.). Danach erfolgten ein großer Umbau, weitere
Umbauten und Erneuerungen. 1318 wird eine Orgel
in der Kirche erwähnt (K.Janicke IV, Nr. 444),
1427 u. ö. wird über verschiedene Glocken von St.
Michael berichtet (Urkundenbuch III, Nr. 1306; VII
Nr. 41 u. Nr. 140). Am 25. Nov. 1530 wurden in der
Michaeliskirche ,, ... ungewontlige nige gesenge ge-
sungen, ut deme unde dardorch der stad Hildensem
ewich, unvorwintlick unde vorderfligen schaden,
nadel unde fall to vormeyden vorrisen unde er-
wassen konde ...". Der Rat verbietet lutherische
Gesänge und Lehre (Urkundenbuch VIII, Nr. 815).
1543 wurde die Kirche luth. Pfarrkirche, während
das Kloster fortbestand. 1532 verpflichtet sich die
Familie Belnhusen ,,...den ecketorn, welcker an
unser kercken in dem osten na der stadtwordt von
boven der dall gefallen is, darane willen se sick vor-
plichtiget hebben, dat murmesterlon, wat dat kosten
wert... uttorichtende." (Urkundenbuch VIII, Nr.
829) 1565-1604, Abt Johannes Loevensen wird vom
Rat gezwungen, die Michaelskirche wieder herzu-
stellen (Chronicon coenobii S. Michaelis, aaO., 403).
Anläßlich der Streitigkeiten zwischen Rat und Abt
des Klosters über die Baupflicht wurden Beschrei-
bungen und Pläne angefertigt, die die Anlage im 16./
17. Jh. zeigen. 1803 wurde das Kloster aufgehoben
und als Heilanstalt eingerichtet. Vgl. H. W. H. Mit-
hoff III, 126ff.; Kunstdenkmäler der Provinz Han-
nover II, 4, 197ff.; H.-W. Krumwiede, aaO.,
115f. ;Beseler/Roggenkamp, Die Michaelskirche
in Hildesheim. 1954.
5 Zur Neustadt s. Einleitung, oben S. 793 f. 806 f. Zur
Pfarrkirche St.Lamberti s. ebd. S. 807, Anm. 3.

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