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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0128
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Kirchenordnung 1544

höge sy eer11, ganz ut. Darna singen de schöler unde
orgelen vordan: Laudamus te. Benedicimus te,
füllen ut.
Dominus vohiscum ys nicht nödich to seggende,
de prester lest de collecta, doch allene up düdesch,
unde men eine tor tidt, ydt were denn sake, dat de
gelegenheit edder nodtorft der tidt to der einen
noch eine andere deden fördern. Darup antwerdet
dat volk: Amen.
Wenn dat geschen ys, wendet sick de prester
wedderumme tom volke unde list de epistel yn
düdescher sprake, so he nicht singen kan. Süs ysset
lustiger, dat me de epistel düdesch singe, alse me de
latinische plach12 to singen, dar schöllen sick de
prester gerne na hiten, so se können.
(nach Luk 2,14), ein nach Art der Psalmen gedichte-
ter Hymnus, ursprünglich nicht für die Messe ge-
schaffen, in der lateinischen Messe jedoch bereits im
6. Jh. begegnend. Gemäß dem Ordo Romanus I
stimmt der Papst nach dem Kyrie das Gloria in
excelsis an, wobei er sich dem Volk zuwendet als
Zeichen der Einladung, in den Lobgesang einzu-
stimmen: MSL 78, 542. Vgl. J. A. Jungmann,
aaO. 429ff.; K. F. Müller, Leiturgia II, 23fh; zum
Musikalischen O. Brodde, Leiturgia IV, 386ff.;
B. Stäblein, MGG V, 302ff.
11 Gloria-Lied des Nikolaus Decius (von Hofe) (ca. 1485
bis ca. 1546), 1522 in Braunschweig entstanden. Der
Text wurde zuerst gedruckt in Rostock im Jahre
1525 in dem von Joachim Slüter herausgegebenen
Gesangbuch: ,,Eyn gantz schone vnde seer nutte
ghesank Boek". Im Joachim Slüterschen Rostocker
Gesangbuch von 1531 (neu hrsg. von C. M. Wiech-
mann-Kadow. Schwerin 1858) steht das Lied auf
Blatt L II v: ,,Allene Godt yn der höge sy eer...".
Die Melodie findet sich zuerst im Valentin Schu-
mannschen Gesangbuch, Leipzig 1539. Vgl. Ev.
Kgb. u. Kulp Nr. 131; weiteres Sehling VII, 1, 56
mit Anm. 98 (Lit.). Zur Biographie des Decius s.
W. Lueken, Lebensbilder der Liederdichter und
Melodisten (Handbuch zum Ev. Kgb. II, 1). 1957,
52f. (Lit.).
= phegte; vgl. Schiller und Lübben III, 342.
13 Zitiert nach Luther, Formula missae 1523 (WA 12,
210; Sehling I, 5): ,,Alleluia enim vox perpetua est
ecclesiae, sicut perpetua est memoria passionis et
victoriae eius." - Der Hallelujagesang ist als Erbe des
jüdischen Tempelgottesdienstes in den christlichen
Gottesdienst übernommen worden. Er war reich an
Melismen. Vermutlich war es Gregor d. Gr., der dem
Hallelujagesang jeweils einen Vers, meistens aus
dem Psalter, beiordnete. Der Gesang war respon-
sorial: der Vorsänger stimmte das Halleluja an, der
Chor wiederholte es mit einem melodisch ausge-
weiteten Schluß, dem Jubilus; der Vorsänger sang
den Vers, der Chor wiederholte das Halleluja. Vgl.

Aheluja, welckör eine ewige stemme der kercken
ys13, singen de kinder mit dem versche, doch ut-
gelaten de velen noten, de men plach hinden anto-
hengende.
Darna vor dat gradual14 einen düdeschen psalm,
ut der schrift genomen, edder ock ein gradual, dat
men twe versche hefft.
De sequentien15 unde prosen16 schöllen alle
underlaten, nu nicht mer gesungen werden, utge-
nomen yn den groten festen Christi, alse van
Winachten wente to Lichtmissen17: Grates nunc
omnes etc.18 mit synem düdeschen gesange Gelovet
sistu, Jhesu Christ etc.19
Van Paschen bet to Pingesten: Victime paschali
J. Beckmann, Leiturgia II, 71ff.; O. Brodde,
Leiturgia IV, 456 ff.; B. Stäblein, MGG I, 331 ff.
Eigentlich responsorium graduale, in den alten
Ordines einfach responsum u. ä., wurde wohl seit
der Zeit um 800 durch den Kantor von den Stufen
des Ambo aus angestimmt. Die Stufen-gradus-haben
dem Gesang also den Namen gegeben. Als Respon-
sorium ist das Graduale ein Wechselgesang zwischen
Vorsänger, d. h. Kantor, und Chor. Es ist von Haus
aus Psalmengesang, frühzeitig reduziert auf zwei
Verse, die auch noch meistens dem Psalter ent-
nommen sind. Der Vorsänger sang den ersten Vers,
der Chor wiederholte ihn; darauf sang der Vorsänger
den zweiten Vers, und der Chor beendete den Ge-
sang mit der Wiederholung des ersten Verses. Später
wurde das Graduale in vereinfachter Form ge-
sungen und seines responsorialen Charakters be-
raubt. Das Graduale wurde aus den reformatori-
schen Gottesdienstordnungen allmählich verdrängt,
wie sich dies auch in unserer KO andeutet. Wolfen-
büttel 1543 erwähnt es gar nicht, dagegen Pommern
1535: ,,Wor gude scholen sint, mach men ock wol ein
alleluia singen, eder ein latinisch gradual ...". Vgl.
J. Beckmann, Leiturgia II, 68 ff.; O. Brodde,
Leiturgia IV, 453 ff.; B. Stäblein, MGG V, 632 ff.
15 Die sich an das Halleluja anschließende, lang aus-
gesponnenen Jubelmelodien wurden seit der Mitte
des 9. Jh.s in St. Gallen und in Frankreich mit
Texten unterlegt: mit Sequenzen, die man seit dem
11. Jh. in Versen gestaltete; vgl. J. Beckmann,
Leiturgia II, 73f.; B. Stäblein, MGG XII, 522 ff.
Weiteres Sehling VII, 1, 379f. mit Anm. 74.
16 Anfangs gestaltete man die Sequenzen in Prosa,
daher auch Prosen; vgl. Anm. 15.
17 = Purißcationis Mariae, Fest am 2. Februar.
18 ...reddamus Domino Deo = Weihnachtssequenz;
vgl. Wackernagel I, Nr. 88; J. Kehrein, Latei-
nische Sequenzen des Mittelalters. 1873, Nr. 6;
Analecta hymnica med. aev. 53 (1911), 15.
19 Lied Luthers, das er im Anschluß an eine mittel-
alterliche Strophe gedichtet hat; diese ist durch eine

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