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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0131
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Stadt Hildesheim

tus34. Tom lesten Vader unse mit den wörden des
aventmals, doch stedes yn düdescher sprake. Darna
vörder Agnus Dei na gefalle des pastors.
Düdesch1.
Gelick alse me uns düdesch prediget, wat were
uns anders mit der predige gehulpen ?, also schal me
ock düdesch de döpe unde sacrament geven. Also
hebben de leven apostel gedan, se hebben dat evan-
gehon geprediget, gedofft unde dat sacrament ge-
geven mit ailerley sprake der lüde, dar se henquemen,
dat wy klar unde recht können vorstan, wat Chri-
stus, unse heiland, dar yn den sacramenten mit uns
handelt; uns ys daran gelegen, darumme schölle wy
ydt weten. Unvorstendige lüde menen, ydt sy eine
nye wise, düdesch to döpende unde ane stinkende
ölye2, hebben doch tovören yn nöden ock wol unse
frouwen gedofft, nicht anders wenn düdesch, allene
mit water, ym namen des Vaders, des Söns unde
des hilligen Geistes ane alle ölye, unde ys ane twivel
de rechte döpe gewest. Wy willen ock, wenn wy des
anschloß. Bei der Trennung von Agape und Herren-
mahl ist das alte Nachtischgebet zum Eingang des
Herrenmahls geworden. Vgl. H. Lietzmann,
Messe und Herrenmahl. 1926, 230; J. Jeremias,
Die Abendmahlsworte Jesu4. 1947, 110; G. Dix, The
Shape of the Liturgy2 1947, 80. Seit dem 9. Jh.
wurde der Meßkanon als besonders geheiligter Be-
zirk des Meßgeschehens aus dem großen Zusammen-
hang der Meßliturgie herausgerückt und leise ge-
sprochen. Die Präfation als feierliche Einleitung
stand vor der Schwelle, außerhalb des Kanons. Vgl.
J. A. Jungmann, Missarum Sollemnia II, 123ff.,
bes. 126ff.; W. Reindell, Leiturgia II, 453 ff.
34 Wolfenbüttel 1543 gibt ein deutsches Sanctus an:
Hillich is Got, de Vader, hillich is Got, de Sone,
hillich ist Got, de hilge Geist ... (Sehling VI, 1, 59).
Dieses anonyme Sanctus steht in hochdeutscher
Fassung in den von Georg Rhau herausgegebenen
Neuen deutschen geistlichen Gesängen für die ge-
meinen Schulen; vgl. O. Brodde, Leiturgia IV,
414 f. Das Dreimalheilig ist vermutlich aus dem
jüdischen in den christlichen Gottesdienst über-
nommen worden. Später wurde das Sanctus mit dem
Benedictus (Mt 21, 9; Ps 118, 25 f.) verbunden,
dieses vom zweifachen Hosianna eingerahmt. Die
Verbindung von Sanctus und Benedictus ist zuerst
für Gallien bezeugt (Cäsarius von Arles, + 540,
Sermo 73, 3; MSL 39, 2277). Das Benedictus weist
hin auf das Nahen des Herrn, zunächst in der
Eucharistie. Vgl. J. A. Jungmann, aaO. II, 156ff.

hilligen dages tosammendekomen tom aventmale
unses Heren Jhesu Christi, mit der ganzen kercken
düdesche psalmen unde geistlike lede singen, dem
Heren Christo unde dem hemmelschen Vader ton
eeren unde unsen geloven unde Goddes gnade to
bekennen, alse uns Paulus leret Ephe. 5 [19] unde
Christus bevolen hefft: Dat dot to myner gedechte-
nisse [Luk 22, 19].
To den andern predigen ys ydt genoch, dat wy
einen psalm vor unde einen psalm edder ledt na
düdesch singen. Wenn överst unse scholkinder
allene to der kercken komen, to singen unde to
lesen, wat vorordent ys, so schal se nemandes vor-
hindern, latinisch to lesen unde to singen, alse etlike
grovianen ut erlogenem unde stumpem geiste heb-
ben geropen unde gehandelt, dat me de sprake, dar
wy de hillige schrift mede hebben gekregen, schöllen
vorachten unde nene schrifte edder künste mer
scholden leren3. Gude, christlike bröder, se hebben
seer wol geswermet. Wy willen unse kinder so upten,
dat se hernamals ock mit der hilligen schrift andern
lüden denen können, Godde to eeren.
1 Fast wörtlich übereinstimmend mit dem entspre-
chenden Kapitel in Wolfenbüttel 1543 (Sehling VI,
1, 59f.), das jedoch noch fortgeführt ist (vgl. Anm. 3).
Vgl. dazu Braunschweig 1528 (Sehling VI, 1, 356ff.
439f.); Hamburg 1529 (Sehling V, 491. 525);
Lübeck 1531 (Sehling V, 355f.); Pommern 1535
(Sehling IV, 329f. 340); Schleswig-Holstein 1542
(E.Michelsen,25ff. 41).Vgl. auch Dänemark usw.
1537 (E.Feddersen, 15-17. 22f.).
2 An die Abrenuntiation und die Glaubensfragen
schloß sich die Salbung mit Katechumenenöl (reinem
Olivenöl) an, das am Gründonnerstag vom Bischof
geweiht war. Nach dem Taufakt erfolgte die Salbung
mit dem wertvolleren Chrisma oder Chrisam (Ge-
misch aus Olivenöl und Balsam), das der Bischof
gleichfalls am Gründonnerstag geweiht hatte. Die
erste Salbung erfolgte an Brust und Schultern, die
zweite am Scheitel. Vgl. WA 12, 45f.; Agenda Ma-
guntina ... 1513 (Expl. der Niedersächs. Staats- und
Universitätsbibliothek Göttingen, 80 H. E. R. I
31342a), fol. VIIIff.; Agenda Ecclesiae Mogvntinen-
sis ... Mogvntiae ... MDLI (Expl. der Niedersächs.
Staats- und Universitätsbibliothek, 40 H. E. R. I,
31343), Bl. XLIIIff. Daß in Hildesheim Mainzer
Agenden benutzt wurden, ergibt sich aus F.Garbe,
25.
3 Wolfenbüttel 1543 führt den Gedanken weiter aus
und kritisiert insbesondere die Manier Thomas
Müntzers, die für den lateinischen Gesang geschaf-
fenen Melodien mit deutschen Texten zu unterlegen

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