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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0132
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Kirchenordnung 1544

De predingen4.
Am Söndage unde festen schal me yn allen ker-
cken alletidt des morgens den catechismum mit
grotem flite umme des groven unde jungen volkes
willen predigen, unde wenn de sermon des cate-
chismi ute ys, darna dat gewöntlike evangelion
allene dem volke vörlesen, welcker yn der homisse
wert volgen, van dem kerckheren yn einer jüweliken
kercken schal utgelecht werden. Des namiddages
schal me de epistein edder vam feste predigen umme
twöife yn der Nyenstad (so anders de Nyensteder
unse kerckenordeninge willen mit hoiden)5. To
einem yn Sünte Jürgens kercken. To twen yn Sünte
Jacobs kercken. To dren schal unse superintendens
predigen yn Sünte Andreas kercken. To düssen
namiddagespredigen schöllen de scholgesellen vor
unde na de vesper deien, alse tovören vorordent ys,
in der Nyenstad tidtlick vor twolfen antofangen.
Soicke predige ane de leste möten nicht waren över
dreverndel stunde, dat me van der einen predige to
der andern ga, wol dar wil.
Hyrby so ys ock to merkende, dat nicht jemandes
syne lere ut hogem vorstande yn düdinge des cate-

(Sehling VI, 1, 60). Vgl. Müntzers ,,Deutsch
kirchenampt. Vorordnet, aufzuheben den hinter-
listigen deckel, unter welchem das liecht der welt
vorhalten war, welchs jetzt widerümb erscheint, mit
disen lobgesengen und götlichen psalmen, die do er-
bauen die zunemenden christenheit, nach gottis un-
wandelbaren willen, zum untergang aller prechtigen
geperde der gottlosen" (Sehling I, 472ff.; Thomas
Müntzer, Schriften und Briefe = Quellen und
Forschungen zur Reformationsgeschichte 33. 1968,
258ff.), dazu auch ,,Deutsch evangelisch messe, et-
wan durch die bepstischen pfaffen im latein zu
grossem nachtheil des christen glaubens vor ein opfer
gehandeit und itzt vorordent in dieser feriichen zeit
zu entdecken den greuel aller abgötterei durch solche
missbreuche der messen lange zeit getrieben ...
1524" (Sehling I, 497 ff.; Thomas Müntzer,
Schriften und Briefe usw., 157 ff.). J.Smend, Die
ev. deutschen Messen bis zu Luthers Deutscher
Messe. 1896, 948.; L.Fendt, Der luth. Gottesdienst
des 16. Jh.s. 1923, 168 ff.; R.Stählin, Leiturgia I,
56; W.Reindell, ebd. II, 491 ff. Zum Musikalischen
ebd. IV, öfter, und bes. Handbuch der deutschen ev.
Kirchenmusik I, 1. 1941, 536 (ebd. Hinweise auf den
Notenteil). Zur Übernahme Müntzerscher liturgi-
scher Stücke u.a. durch Corvinus s. auch Sehling

chismi bewisen möge, dardorch he hoch angeseen
unde geholden werde, so schal me alle dink tor
beteringe unde nütticheit der gemenen vorsamme-
linge up dat aldereinfoldigeste dem volke vordragen
unde mit einerleye wörden, dat also alletidt to einer-
leye dink gehöret unde dat volk dorch de eindrech-
ticheit der lere up eine gewisse wise möge gelert wer-
den. Solange överst, alse de stücke eins dels des
catechismi vorhanden syn, darvan de prediger leret
unde redet, schal he dat ganze stücke van nye an
vorhalen6 unde lanksam, dat de kinder unde alle
andere hemelick by sick de wörde ock mede reden
mögen. Doch hefft ein ytlick del syne gewisse art,
wo me anfangen unde endigen schal, datsülve also
ock yn allen andern artickeln to holdende. Wenn de
catechismus ute ys, so schal me öhne wedderumme
up dat nye anfangen unde jo stedtliken yn einem
ytliken sermone des catechismi ein stücke endigen.
De superintendens schal des werkeldages einmal
edder twemal predigen unde yn der wecken twemal
lectien lesen7, dat ys, de hillige schrift utleggen yn
einem gelegen lectorio, unde he schal ydt mit allen
predicanten so vororden, dat alle werkeldage des
morgens eine predige werde ummeschicht yn den

VI, 2, 812 ff. (KO für Calenberg-Göttingen 1542).
Zu Müntzer auch unten S. 859, Anm. 23.
4 Das folgende Kapitel stimmt teiiweise wörtlich mit
dem entsprechenden in Wolfenbüttel 1543 überein.
Beide KOO enthalten jedoch auch jeweils lokal-
bedingte Anweisungen. Vgl. Sehling VI, 1, 61 f.
Vgl. ferner Braunschweig 1528 (Sehling VI, 1,
376-378); Hamburg 1529 (Sehling V, 504-505);
Lübeck 1531 (Sehling V, 350-352); Pommern 1535
(Sehling lV, 329); Dänemark usw. 1537(E.Fedder-
sen, 17-20); Schleswig-Holstein 1542 (E.Michel-
sen, 30-35).
5 Zu den Verhäitnissen in der Neustadt vgl. Ein-
leitung, oben S. 806 f.
6 = wiederhoien; vgl. Schiller und Lübben V, 359;
Lasch und Borchling I, 828.
7 Die Fortbildung der Geistlichkeit war bei Bugen-
hagen eine der vornehmsten Aufgaben des Super-
intendenten; vgl. E. Wolf, Peregrinatio2. 1962,
2648. Die Einrichtung der lateinischen Lektionen
schon in Braunschweig 1528 (Sehling VI, 1, 374);
dann in Hamburg 1529 (Sehling V, 499. 501);
Lübeck 1531 (ebd. 501). Zur möglichen Einwirkung
der Bugenhagenschen Einrichtung auf Johannes a
Lasco und die Londoner KO s. Sehling VII, 1, 569;
oben S. 848, Anm. 8.

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