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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0140
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Kirchenordnung 1544

darvan apostele unde wat wy gedenken, unde settet
de yn de kercken, dat se dar stan so schüslick15, alse
de affgöde stünden yn den heideschen tempeln, unde
deit solcken blöcken gödtlike eere wedder Godt ?
Vam banne16.
Schwermer, de de warheit unde dat evangelion
Christi lesteren edder süs unrechte lere vörgeven,
welckere, de mit rechte överwunnen synt, dat se
wöckerer synt; item de yn schanden unde ergerliken
sünden ut wrevel, gewalt unde unrechtem levende,
unde wenn se vormant werden, einmal edder twe-
mal, Titum 3 [10], unde willen nicht afflaten, so
schölle wy se nicht tom sacramente edder tor christ-
liker gemene, dar de sacramente gehandelt werden,
tolaten, alse Christus secht Matthe. 18 [17]: Sit tibi
sicut ethnicus et pubhcanus. Anderen bann könne
wy nicht holden, wy achtent ock genoch darvor na
der schrift; wente de grote bann, dar sick de pawest
unde papen to yngedrungen hebben, gehört slechtes
der wertlikeni17 overicheit to18. De predige överst to
hören, ys nemand vorboden. Wo schöllen sick anders
de lüde unde armen sünder bekeren ? Ock möge wy
wol mit einem vorbanneden minschen, de utge-
sloten ys van der gemenschop aller hilligen, wor ydt
vannöden ys, handelen yn wertliken saken, up dem
markede, up dem rathuse, yn brudtlechten, doch

hochdeutsche Vollbibel erschien erst im Herbst 1534
zu Wittenberg, Revision unter Mitarbeit Bugen-
hagens 1539-41, Ertrag dieser Revision die Vollbibel
vom Herbst 1541. Vgl. WADB; H. Volz, RGG3 I,
1202ff.
= scheußlich, vgl. Laschund Borchling III, 165.
16 Fast wörtliche Übereinstimmung mit dem ent-
sprechenden Kapitel in Wolfenbüttel 1543 (Sehling
VI, 1, 67). Vgl. ferner Braunschweig 1528 (Sehling
VI, 1, 373f.); Hamburg 1529 (Sehling V, 504.
509f.); Lübeck 1531 (Sehling V, 350.356) ;Pommern
1535 (Sehling IV, 330f.); Dänemark usw. 1537
(E.Feddersen, 30f.); Schleswig-Holstein 1542
(E. Michelsen, 55f.); KO für Ostfriesland von 1529
(Sehling VII, 1, 366 mit Anm. 58).
17 = weltlichen; vgl. Schiller und Lübben V, 687.
18 Entsprechend Luther, Schmalkaldische Artikel,
Vom Bann (Bek. Schr., 456f.): ,,Den großen bann ...
halten wir fur ein lauter weltliche strafe, und gehet
uns kirchendiener nichts an...". Näheres zum
großen Bann und zur Sonderung kirchlicher und

nicht alse mit einem Christen, sunder alse mit einem
heiden, alse mit einem börger, alse mit synem naber.
Wor ydt nicht sölcke nodt ys, dar schölle wy nicht
mit öhm handelen, sunder allene to straffen unde to
vormanen, dat he sick wedder to Godde kere unde
werde salich. Kanstu öhne nicht beter maken, so see
to, dat he dy unde de andern nicht erger make, alse
Christus secht: Ergert dy dyn vörder oge, dyne
vörder hand19, dyn vot, werp se wech [Mt 5, 29f.;
18, 8f.;Mk9,43M:7]: Willen dyne fründe unde
guden gesellen nicht mit ynt ewige levent, so see to,
dat du henynkümpst unde nicht mit öhne geist ynt
ewige für.
Vorördelde missdeder20.
Solcke schal me truwelick besöken, mit Goddes
worde vormanen, underrichten, trösten, und so se
es begeren, de bicht hören, absolveren unde dat
sacrament geven21, einen dach edder mer dage to-
vören, eher se gerichtet werden. Dat ys christlick.
Me schal öhn solckes nicht weigern, so se ydt be-
geren. Christus vorsmadede22 den scheker23 nicht,
de mit öhm gekrütziget wart.
Doden begraven1
De schöler mit einem edder mer scholgesellen,
mit der halven edder ganzen schole, darna ydt be-
weltlicher Strafen durch lutherische Reformatoren
s. Sehling VII, 1, 721, Anm. 40.
19 = dein rechtes Auge, deine rechte Hand; Schiller
und Lübben V, 334; Lasch und Borchling, I 795.
20 Auch in diesem Kapitel fast wörtliche Überein-
stimmung mit Wolfenbüttel 1543 (Sehling VI, 1,
67); vgl. aber Anm. 21. Ferner vgl. Braunschweig
1528 (Sehling VI, 1, 395); Hamburg 1529 (Sehling
V, 510); Lübeck 1531 (Sehling V, 357); Dänemark
usw. 1537 (E.Feddersen, 33); Schleswig-Holstein
1542 (E.Michelsen, 60f.).
21 Wolfenbüttel 1543: sacramente geven na Christus
bevehele.
22 = verachtete, verschmähte; vgl. Schiller und
Lübben V, 449f.; Lasch und Borchling I, 930.
23 = Mörder, Schächer; vgl. Schiller und Lübben
VI, 61; Lasch und Borchling III, 66.
1 Weithin wörtliche Übereinstimmung mit Wolfen-
büttel 1543 (Sehling VI, 1, 67f.); vgl. aber Anm 10.
Vgl. ferner Braunschweig 1528 (Sehling VI, 1, 367);
Lübeck 1531 (Sehling V, 348f.); Pommern 1535
865

8 Sehling, Niedersachsen 11/2
 
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