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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0144
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Kirchenordnung 1544

Darup late men singen de düdesche letanie5; darna
singe me: Veni sancte Spiritus6, unde ein predi-
cante secht dat versikel: Cor mundum crea in me,
Deus etc.7 Collecta: Deus, qui corda etc.8 Mit dem
gesange wert de predicante vor dat altar up de knee
gesettet unde alle prester yn der stadt setten sick
darmede up de knee, unde de superintendente
edder överste parhere kert sick vor dem altar to
dem volke unde lest9:
So schrifft Sünte Paulus yn der ersten episteln an
Timot. am 3. [1-7]: Dat ys jo gewislick war. So je-
mand eines bischoppes ampt begert, de begeret ein
köstlick werk. Ydt schal överst ein bisschop un-
strafflick syn, einer frouwen man, nüchtern, metich,
sedich10, gastfry, lerhaftich, nicht ein wynsüper,
nicht betisch11; nicht uneerlike hanteringe driven,
sunder gelinde, nicht haderhaftich, nicht gyrich, de
synem egen huse wol vorsta, de gehorsame kinder
hebbe mit aller erbarheit (so överst jemand synem
egen huse nicht wet vörtostande, wo wert he de ge-
mene Goddes vorsorgen ?), nicht ein nyelink, up dat
he sick nicht upblase unde dem lesterer ynt ördel
falle. He mot överst eine gude tüchenisse hebben
van denn, de dar buten synt, up dat he dem lesterer
nicht yn de smaheit unde stricke falle.
So vormanet Sünte Paulus de oldesten der ge-
mene to Epheso:
So hebbet nu acht up juw sülvest unde up de
ganzen herde, mank welcköre juw de hillige Geist

296f.; ebd. 293: ,,Es sieht so aus, als ob bei Bugen-
hagen eine Tendenz auf Autonomie der Kirchen-
gemeinde im Rahmen der ,,Gemeinheit" vorliegt,
als ob die Grundzüge einer Presbyterialverfassung
sich von ferne andeuten." Ebd. 297 betr. die Be-
teiligung von Gemeindegliedern und Ältesten an der
Pommerschen Ordination: ,,Nach hochlutherischer
Anschauung ist das geradezu ,reformiert'."
5 Zu Luthers Deutscher Litanei vgl. oben S. 850,
Anm. 22. - Wolfenbüttel 1543 sieht Ordination
durch den Superintendenten vor dem Altar nach
der Predigt und lateinischen Litanei (!) vor.
6 Sehr alte lateinische Antiphon ,,Veni, sancte Spiri-
tus, reple tuorum corda..."; Wackernagel I,
Nr. 281. Vgl. dazu Kulp Nr. 124.
7 Versikel aus Ps 51, 12.
8 Vgl. Luthers deutsches Ordinationsformular; WA
38, 424, Fassung H: collecta ,,deus qui corda" etc.,

gesettet hefft to bischöppen, Acto. 20 [28-31], to
weidende de gemene Goddes, de he dorch syn egen
blott vorworven hefft. Wente dat wet ick, dat na
mynem affschede werden mank juw komen grüw-
like wülfe, de der herde nicht vorschonen werden.
Ock ut juw sülvest werden upstan menne, de dar
vorkerde lere reden, de jünger an sick to tende.
Darumme weset wacker unde denket daran, dat ick
nicht affgelaten hebbe dre jar lank dach unde nacht,
einen ydern mit tranen to vormanende.
Quarto ordinator loquatur in hanc vel similem
sententiam ad ordinandos.
Hyr höre gy, dat uns, so bischöppe, dat ys pre-
diger unde parheren, beropen synt unde syn schöl-
len, nicht wert bevolen, göse12 edder köye to
hödende, sunder de gemene, de Godt dorch syn egen
blott vorworven hefft, dat wy se weiden schöllen
mit dem reinen worde Goddes, ock waken unde
toseen, dat nicht wülfe unde rotten mank de armen
schape ynriten. Darumme nömet he ydt ein köst-
lick werk. Ock vor unse persone schölle wy tüch-
tich.13 unde eerlick leven, unse hüser, wiff, kind
unde gesinde christlick holden unde ten.
Sy gy nu solckes to dönde bereit ?
Dicat: Ja.
Quinto tunc impositis manibus omnium praes-
biterorum super caput eius: dicat ordinator clara
voce orationem dominicam14.
Latet uns beden: Vader unse etc.

Fassungen F und R: Collecta de spiritu sancto
(sancto spiritu). - Diese Kollekte (vgl. Sehling VII,
1, 121) vom heiligen Geist war und ist auch sonst
weit verbreitet und wird bei verschiedenen Anlässen
gesprochen; vgl. Sehling VI, 1, 70, Anm. 40.
9 Die Lesungen und Texte nach Luthers Ordinations-
formular; aaO.
10 = sittig, anständig, züchtig; vgl. oben S. 840, Anm. 2.
11 = bissig; vgl. Schiller und Lübben I, 302; Lasch
und Borchling I, 259.
12 = Gänse; vgl. Schiller und Lübben II, 134f.;
Lasch und Borchling II, 135f.
13 = züchtig, sittsam; vgl. Schiller und Lübben IV,
626.
15 Wolfenbüttel 1543: Hic presbyteri ordine imponunt
manus super caput ordinandi et redeunt quisque ad
locum, ubi sederant prius super genua. Et dicat
ordinator clara voce orationem dominicam!

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