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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0147
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Stadt Hildesheim

densülven knaben, de de vorhanden unde överst
noch övel institueret syn, vortfaren schöllen,
antögen, unde wenn denn Godt mit der tidt, alse wy
hopen, geschickede knaben geven wert, so schal vor
desülven ock, wo se yn öhren studiis jo lenger jo
mer wider komen mögen, angetöget unde yn düsser
ordeninge vorvatet werden6 .
Uprichtinge der scholen7 .
De winkelscholen möten unde schöllen alle aff-
gedan unde allene eine schole by Sünte Andreas-
kercken8 upgerichtet werden9 , unde yn dersülven
scholen mot me sünderlike classes unde hupen
hebben, yn welcköre ein ytlick knabe synem vor-
stande unde gelegenheit na vordelet werde10 . Unde
wowol ytsund de knaben, so vorhanden syn, na ge-
legenheit kume dre classes vorvüllen, so wille wy
överst dennoch veer hupen umme tokümpstiger
beteringe willen vororden, yn welcköre gemelde
knaben dorch de praeceptores, wenn se sick beteren
unde wol tonemen, vordelet werden können.
Van den praeceptoribus, unde
scholgesellenwat öhr ampt unde besoldinge syn schal11 .
Dewile överst to anrichtende solcker scholen
unde classium gude praeceptores unde paedagogi
6 Wolfenbüttel 1543 weicht im letzten Absatz stärker
von unserem Text ab. Man soll die Schulen wieder
anrichten, ,,damit de jungen mit künsten und christ-
liker lere upgetagen werden, dat wy also van en
mögen lüde maken, de namals landen und lüden
könen denen thom geistliken und wertliken regi-
mente." - Luther: ,,Die künste und sprachen, die
uns on schaden, ja grösser schmuck, nutz, ehre und
frumen sind, beyde, zur heyligen schrift zu verstehen
und weltlich regiment zu füren, wöllen wyr ver-
achten...". aaO(. WA. 15, 36). Vgl. auch oben S.833f.,
Anm. 31.
7 Entspricht dem Abschnitt ,,Uprichtinge der scho-
len" in Wolfenbüttel 1543 (Sehling VI, 1,72f.).
Stärkere lokalbedingte Unterschiede.
8 Zur Andreasschule s. Einleitung, oben S. 796.
9 Wolfenbüttel 1543: und alleine eine schole in jewe-
liker stad und flecken geholden werden.
10 Wolfenbüttel 1543: in welcke ein jewelick knave
synem vorstande und gelegenheit na vorordenet
werde (Schluß des Abschnittes).
11 Entspricht im Prinzip Wolfenbüttel 1543 (Sehling
VI, 1, 73). In diesem Abschnitt ergeben sich jedoch

gehören, so wille wy sös12 fyner gelerder gesellen
holden unde desülven ock dermaten besolden, dat
se sick nicht to beklagen hebben schöllen. Willen
ock överst wedderumme, dat se yn solcker institution
allen flit vörwenden unde öhres amptes, wo sick dat
behört, warden schöllen, wo se denn na lude düsser
ordeninge sick ane twivel ock sülvest wol bedenken
werden.
Tom ersten wille wy sünderlick, wenn de schole
unde de knaben tonemen werden, einen magistrum
artium13 unde subrectorem14 , einen cantorem, des-
geliken einen paedagogum15 , de mank den dren
angetögeden sampt twen gesellen de underste pae-
dagogus sy, hebben.
De magister schal tor jarliken besoldinge hebben
80 gülden16 yn münte.
De subrector schal hebben 70 gülden yn münte.

De cantor 60.
De paedagogus 50.
Ein van synen gesellen 35.
De ander 30.

Ydt schinet wol solcke besoldinge grot syn,
överst wenn me de grote arbeit betrachtet, de dar-
jegen geschen mot, hefft me nicht to vel gedan.
Doch darf me ytzunder, dewile de jögent seer
geringe unde övel institueret ys, so vele gesellen
nicht hebben, sunder me kan mit veeren de sake,
bet ydt beter wert, anfangen. Dewile ock de gesellen
sehr starke ortsbedingte Verschiedenheiten (nicht
im einzelnen aufgeführt). Vor allem fehlt Wolfen-
büttel eine so detaillierte Besoldungsordnung.
12 = sechs; vgl. Schiller und Lübben IV, 194;
Lasch und Borchling III, 211.
13 Mit der Magisterprüfung wurde das Studium in der
Artistenfakultät abgeschlossen (nach ca. vier Jahren
Studium). Das Studium in den oberen Fakultäten
baute darauf auf. Vgl. A. Reble, aaO. 57.
Braunschweig 1528 (Sehling VI, 1, 365) nennt
neben dem magister artium einen gelehrten Helfer,
womit nach F. Koldewey, aaO. XLVIII, ein stu-
dierter Mann gemeint ist, der es nicht über den
Bakkalaureusgrad hinausgebracht hatte. Der Bak-
kalaureusgrad wurde nach eineinhalb- bis zwei-
jährigem Studium in der Artistenfakultät erworben.
Vgl. A. Reble, aaO. 57.
15 Braunschweig 1528: Item noch eynen gesellen vor
de ringesten jungen (nach F. Koldewey, aaO.,
handelt es sich dabei um einen Lehrer ohne aka-
demische Bildung).
Vgl. dazu die BesoIdung der Prädikanten oben S. 841.
Ebd. Anm. 10 auch Mitteilungen zur Währung.

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