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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0152
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Kirchenordnung 1544

diem lusus to hebbende, vorordent. Desgeliken, wat
up den Sönnavent in causa pietatis gedreven werden
schal, ys darboven ock gehöret unde synt wider
wort hyrvan to makende nicht nödich.
Darmede överst yn düsser scholen ordeninge
nichtes vorgeten werde, so fördert ock de hoge nodt,

dat me den scholgesellen bequeme behüsinge, dar-
inne se studeren unde öhr gemack hebben, vor-
schaffen; denn dat sick so vel gesellen yn einer
edder twen behüsingen entholden scholden, ys
nicht wol mögelick, desgeliken öhren studiis nicht
bequemlick58.

Dat drüdde deel düsser ordinantien ys vam gemenen kasten1

In einer jüweliken kercken, Andreae, Jacobi,
Georgii, Michaelis, Johannis, Nicolai, Crucis, ock
yn der Nyenstadt2, so se uns dar gelick willen hol-
den, schal stan ein kaste, dar frome lüde unde milde
hende dagelick ynsteken öhre almissen vor de
armen unde nodtrüfftigen umme Goddes willen,
welckör de kastendiaken schöllen alle weken darut
nemen unde latent öhren schriver anschriven unde
bringent samptlick yn de sacristie edder yn einen
andern wolvorwarden ort yn öhre kasten. Wente
gemene kasten hett nicht de kiste, de yn der
kercken openbar steit, dat me darin scholde bringen
alle güder der kercken, wol wolde dat raden3?
Sunder gemene kaste ys so vel gesecht, yfft me
woide seggen: gemene schat der kercken, darhen
Wolfenbüttel 1543 fügt noch eine Anordnung betr.
die verheirateten Lehrer hinzu. — Weiter läßt
Wolfenbüttel noch ein ganzes Kapitel ,,Van der
junkfrauenscholen" folgen (Sehling VI, 1, 75f.).
1 Entsprechend Wolfenbüttel 1543 (Sehling VI, 1,
76-80), teils wörtliche Übereinstimmung, teils
starke, auch sachliche Verschiedenheiten, die sich
u. U. aus den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten
herleiten. Im folgenden ist nur auf wichtigere Va-
rianten hingewiesen. - Vgl. ferner Braunschweig
1528 (Sehling VI, 1, 445ff.); Hamburg 1529 (Seh-
ling V, 531ff.); Lübeck 1531 (Sehling V, 359);
Pommern 1535 (Sehling IV, 336-339).- Auffallend
gegenüber den älteren KOO Bugenhagens ist es, daß
in Wolfenbüttel 1543 und Hildesheim 1544 die
strikte Trennung in Armenkasten und Schatzkasten
aufgegeben ist. Einen ,,gemein kasten" für kranke,
alte, arme Leute sowie zum Unterhalt der Kirchen-
und Schuldiener und der Gebäude sieht die Witten-
berger KO von 1533 vor (Sehling I, 707ff.). Cor-
vinus beschreibt einen einheitlichen ,,gemeinen oder
armenkasten" (der indessen nicht nur dem Unter-
halt der Armen dient) schon in der Northeimer KO
von 1539 (Sehling VI, 2, 932ff.). Für die Witten-
berger Regelung letztlich maßgeblich war wohl die
Leisniger Kastenordnung von 1523 (Sehling I,
598 ff.). Bugenhagens kirchenrechtlicher Entwurf
von 1526 (vgl. oben S. 834, Anm. 33) schlägt nur

tosamende vorordent ys unde wert yngebracht alle
ynkoment der kercken unde alle geistlike güder,
alse me se nömet, grot unde klein, dorch de kasten-
diaken. Dar mot me hebben kisten, slöte, isern,
müren und vaste dören, dat solck schat wol vor-
waret sy; dat hett gemene kasten.
Yn düsse kasten jüweliker kercken gehören alle
güder dersülven kercken, klein unde grot, nömlick
tom ersten vor de rechten armen, olt unde junk, de
nichtes vorwerven können, vor kranke lüde unde
arme frouwen ym kindelbedde unde wor ydt süs de
predicanten werden anseggen, de to den kranken
gan etc.
Alle milde almisse yn de kisten geoppert, alle al-
missen, de de kastendiaken yn den büdel4 sammelen
einen gemeinen Kasten für die Armen vor. Vgl. Bl.
b IV/c: ,,...alle güdere, de mit der tyt loeß werden,
und de me mach frylick, wen de wärheit genoech an
den dach gebracht ys, wandelen, schal me tosamende
slän myt alleme, dat frame lüde ock geven, unde myt
allen testamenten, de darto werden gegeven, unde
maken eyne gemene kaste vor de vorlatenen wede-
wen, wysen, armen, kranken, notröfftigen hueß-
armen, armen megede unde dergelyken, na noet, de
reddelyke lüde erkennen könen, to gevende, to le-
nende, edder wo ydt wert sick schyckende..Vgl.
auch 2. Aufl. S. CCLXXI.
2 Zur Neustadt und zur Einführung der Reformation
ebd. s. Einleitung, oben S. 806f., zur Lamberti-
kirche ebd. Anm. 3.
3 Braunschweig 1528: In allen groten paren schal
apenbar stän eyne gemeyne kaste vor de armen unde
hüsarmen unde andere notroftige (Sehling VI, 1,
450). Die Einnahmen werden wöchentlich an die
Armen verteilt, was übrig ist, an einen besonderen
Ort gebracht. - Weiter wird verfügt: In eyner jewe-
liken groten pare schol ock stän eyne schadkaste in
der sacristie (Sehling VI, 1, 453). Aus diesem
Schatz der Kirche werden Kirchen- und Schuldiener
unterhalten, er dient den kirchlichen Belangen.
4 = Beutel; vgl. Schiller und Lübben I, 444;
Lasch und Borchling I, 365.

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