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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0155
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Stadt Hildesheim

mer darto ut den klöstergüdern19, darmede de ge-
mene kasten rick werden, dat se alles wol utrichten
können. Wat scholden anders solcke klöstergüder
denen, wenn se nicht schöllen komen to solcker
eere unde goddesdenst ? Item allent, wat de
kercksworen yn der hand gehat hebben, dat schal
den kastendiaken överantwerdet werden. Item alle
register, yn welckören beschreven ys, wor güder
unde ynkoment der kercken synt, wil ein erbar rat
den kastendiaken överantwerden. Willen etlike
frome lüde ock testamente maken, nicht den armen
lüden, sunder de schole unde predigestöle to bete-
ren, dat ys öhne fry, na rechte unde art der fry-
willigen testamente.
Allen solcken kerckengüderen schöllen inventaria
gemaket werden unde vorsegelt mit des rades unde
kasten segelen by den rat gelecht werden, darin ock
geschreven schal werden, wenn de rekenschop ge-
schüt, wat sick de güder vormeret hebben. Overst
de kastendiaken schöllen ein utschrift des inventarii
by sick beholden20.
To solcker gemener kasten unde schatte vor de
armen unde kerckendener schöllen erwelet werden
kastendiaken edder kastenheren yn einer jüweliken
kercken. Dar geringe kercken synt, alse Johannis,
Nicolai, Crucis etc., kan me wol na gelegenheit ut
twen edder dren kercken eine gemene kaste maken
mit sös diaken.
To jüweliker gemenen kasten schal me erwelen
einen ut dem rade unde viff börger ut der gemene,
de solcke lüde schöllen syn, alse steit Act. 6 [3];
1. Tim. 3 [8ff.], eerlike lüde, nicht lögener, nicht
drunkenbolten, nicht bedreger, de eerlick huss-
holden mit öhren frouwen unde kinderen, de vul
hilliges Geistes unde wisheit synt, dat ys, de de
hemelickheit des evangelii edder des gelovens yn
reiner conscientien hebben, de so vorstendich syn,

tragen, vgl. Luther, Kleiner Katechismus, Bek.
Schr., 521ff.
19 Vgl. Einleitung, oben S. 804.
20 Wolfenbüttel 1543 hat hier die Überschrift: Kasten-
diaken. — Die Ausführungen sind ggf. jeweils stark
lokalbedingt und teils voneinander abweichend. Nur
besonders sachdienlich erscheinende Varianten sind
notiert. Bugenhagens kirchenrechtlicher Entwurf

dat se wol wetten, wor se geven unde lenen schöllen,
dat nicht dat kastengudt ane nodt vorringert werde,
de ock from syn, dat se de armen unde nodtrüfftigen
nicht vorsümen.
Düsse schöllen flitich ynmanen unde utgeven
unde dat alle öhrem schriver beschriven laten. Alle
sölde der kercken- unde scholdenern schöllen se alle
verndel jars utrichten.
Alle weken, besünderlick up dem Middeweken,
schöllen se tosamendekomen, dar öhre kaste ys,
umme der armen willen, de se up dem register an-
geschreven hebben, den se togesecht hebben, alle
weken wat to gevende, dem einen mer, dem ande-
ren weiniger, na gelegenheit, unde süss ock to radt-
slagen, yfft wes vannöden were der kasten halven.
Se können överst nicht up eine stunde to allen
kasten tosamendekomen umme des schrivers willen,
de ock darby mot syn. Darumme komen etlike des
morgens, etlike des namiddages tosamende, doch
nicht up eine stunde. De schriver schal ein from
börger syn, de eerlich hussholt, de vorstendich ys up
rekenschop, de dat gemene kastenbock wol vorstan,
de de rekenschop wol schriven kan jegen de tidt,
wenn me rekenschop schal don.
De kastendiaken schöllen alle jar yn der weken
vor Palmsöndage rekenscop don up dem radthuse
dem erbaren rade unde kastendiaken ut allen
kercken unde etlike erwelen van der gemene21. Des
Söndages tovorne schal ydt van allen predigestölen
affgekündiget werden, dat de rekenschop geschen
schal. Hefft jemand wat yntoredende wedder de
kastenheren edder wet süss wat mer gudes, dem
kasten togude, dat de sick up de tidt upt radthus
make unde spreke dar frylick der sake togude unde
nicht tom vordarve; de dör schal öhm open stan22.
Na der rekenschop eines juweüken kasten schal
denn sülvest de radespersone, de kastendiaken ein

von 1526 (vgl. oben S. 834, Anm. 33): To sülckem
handele mot me vörstendere erwelen, de heten der
armen dyakene, darvan steit Ac. 6... (aaO. Bl. c r;
vgl. auch 2. Aufl. S. CCLXXII).
Wolfenbüttel 1543: rekenschop dohn up dem rathuse
dem kerckheren und dem rade.
22 Wolfenbüttel 1543: De döre schal em und anderen
borgern, de darby willen syn, apen stan.

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