Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0156
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kirchenordnung 1544

jarlank ys gewesen, fry unde loss syn van düssem
ampte, ock de börger, de by dem kasten synt ge-
wesen, unde me schal öhne na guder rekenschop
danken, unde balde, eer men get vam radthuse,
darsülvest schal ein erbar radt23 sampt allen, de düt
jar yn allen kercken kastendiaken synt gewesen,
erwelen to einer juweliken kasten einen anderen ut
dem rade unde twe börger van densülven, de
kastendiaken ein jarlank synt gewesen, unde dre
börger, de ym vörigen jare nicht synt kastendiaken
gewesen. Wente wenn me ydel nye alle jar erwelen
scholde, de nicht mit der sake ummegahn hedden,
so möchte ut unervarenheit de gemeine kaste
schaden nemen. Darumme ys ydt gudt, dat twe er-
faren börger noch ein jar darby bliven, van welckö-
ren de anderen ock können leren unde angeföret
werden. So möten de twe bhven twe jarlank, ym
drüdden jare können se fry werden.
Mit den gilden unde bröderschöppen schal ein
erbar radt sampt etliken vorordenten börgern unde
sampt den kastendiaken ut allen kercken, wenn se
nu erwelet syn, fründlick handelen, dat se de gilden
unde bröderschöppe yn de gemeine kasten, düsser
goddessaken togude, laten komen. Ydt kan doch
nicht beter angelecht werden.
So schollen desülven ock fründlick handelen mit
den geslechten, de ius patronatus över etlike lene
hebben24, dat se de lene ock gerne to düssem christ-
liken schatte laten komen. Se vorlesen25 nicht dar-
mede öhre herlicheit, sünder können vor sick unde
öhre fründschop nu gröter herlicheit beholden unde
vaken wat sünderlikes gudes don, wente süslange
her synt öhrer etlike vorstorven, de nüwerlde de
lene vorlenet hebben, dewile etlicke papen lange

23 Wolfenbüttel 1543: de parhere und de radt.
24 Das im germanischen Eigenkirchenwesen begrün-
dete Recht des Stifters oder Besitzers der Kirche auf
Ernennung des Geistlichen wurde namentlich von
Papst Aiexander III. auf ein Vorschlagsrecht be-
schränkt und ius patronatus genannt. Vgl.U. Stutz,
Die Eigenkirche als Element des mitteialterlich-
germanischen Kirchenrechts, hrsg. von der Wissen-
schaftl. Buchgesellschaft Darmstadt. 1955/1959;
H. E. Feine, Kirchliche Rechtsgeschichte I4. 1964,
§ 18. 32 II. 33 I, 2f.; Sehling VII, 1, 384f., Anm. 38
(Lit.). Zur Bedeutung und Wandlung des Patronats-

leveden, de de lene hadden. Nu överst, wenn se de
lene tom kasten laten komen, könden se sick vor-
beholden unde vorschriven laten solcke gerech-
ticheit, dat se, den dat len tor tidt gehört, mögen
umme dat ander edder drüdde jar, wenn de kaste so
rike unde vormögen wert, eine vorbede don unde
schal öhn alse patronen des lens nicht geweigert
werden, vor einen armen studenten yn einer uni-
versiteten ein jarlank edder viffe to holdende edder
vor eine arme, eerlike denstmaget uttogevende.
Unde noch26 ein van dem geslechte, de lenhere ys,
des jars, wenn de kaste rekenschop deit van dem
lene, upt radthuss komen unde seen unde hören
sülvest, dat mit dem lene recht unde christlick ge-
handelt wert. Weren överst etlike so halstarrich,
dat se öhr len to sölckem guden werke nicht wolden
laten komen, so schal ein erbar radt unde kasten-
diaken sölck len vorteken laten yn öhr inventarium
unde nenerleye wise staden, dat etlike sölcke lene
willen vorrücken to sick unde bringen se öhrer
fründschop ut den henden, dat me nicht wüste, wor
se bleven, alse ydt sick nu leider wol kan todragen.
Sünder se schöllen schüldich syn, upt radthuss to
komen, wenn de kastenheren rekenschop don, unde
dar ock vor allen rekenschop alle jar van öhrem lene
to donde, wor se ydt hengekeret hebben umme
Goddes willen. Sölckes schal ock angeschreven
werden, so vorkomen de lene nicht, yfft me se noch
hernamals by öhren nakömelingen könde by den
kasten krigen. De kasten werden ein köstlick grot
schat werden yn unser stadt, alse wy tovorne nicht
gehat hebben. Godt geve gelücke darto dorch
Jhesum Christum, unsen leven Heren. Amen.
Den missepresteren by uns, de nicht mer misse

rechts in der Reformationszeit vgl. J.Heckel, Cura
religionis. Ius in sacra. Ius circa sacra2. Darmstadt
1962, 14ff. Auch A. Sprengler-Ruppenthal, Zur
reformatorischen Kirchenrechtsbildung in Ostfries-
land, in: Zeitschrift f. ev. Kirchenrecht 10 (1964),
351ff.; dies., Ein Unionsversuch des 16. Jh.s: Die
ostfriesischen Konkordaten von 1599, in: Zeitschrift
für Kirchengeschichte III/IV (1966), 336ff.
25 = verlieren; vgl. Schiller und Lübben V, 392f.;
Lasch und Borchling I, 863f.
Wolfenbüttel 1543: mach.

881

9 Sehling, Niedersachsen II/2
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften