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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0158
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Kirchenordnung 1544

van dem rade unde allen kastendiaken2. Kan ydt
dorch de nicht bequemlick geschen, so erwele me
ander darto, jo veer to juwelikem hospital, wel-
ckörem me alle ynkoment der hospitalen unde alles
schal schrifslick bevelen, dat se de armen recht vor-
sorgen, dat nicht personen yn dat hospital werden
genomen vor gelt, sünder mit willen des rades unde
aller kastenheren3 allene, de yn eerlikem levende
nodtlick vorarmet synt, sünderliken börgeren unde
börgerinnen, ane dat me nicht ynneme över de tal,
de me vorsorgen kan.
Also schal me ock by macht beholden de un-
reinen hüser, dar me henlecht de utsettischen,
Fransösischen4 etc. Unde jo aldermeist toseen, dat
de nene nodt liden mit bedden, waschen, eten etc.

ane herberge, de scal men darinne spisen, herbergen
unde laven..Wer den Dienst an den Kranken
übernimmt ,,...de scal to ene tekene des heyligen
Geystes unde siner begevinge dragen en grawe klet
unde daruppe en rod besloten krutze." (Urkunden-
buch I, Nr. 879). - Der Ursprung des ,,hilgen Geystes
by der Kramerstrate" ist dunkel (1409 Urkunden-
buch III, Nr. 392). Das Spital wird auch ,,Lutteken
hilgengeiste" genannt (1416 Urkundenbuch III,
Nr. 747). Das Hospital gehörte zum Martinikloster
wie auch später das Armenhaus des Johann Rese,
das Resenhaus (1426 Urkundenbuch III, Nr. 1240).-
1433 kam ein Vertrag des Rates mit dem Johannis-
stift um ein Grundstück zustande, ,,...eyn gasthus
darup to buwende, armen luden to der Akenvart to
brukende." (Urkundenbuch IV, Nr. 205). - 1454 stif-
tete der Domvikar Johann Geynsen, Vikar des
St. Barbara Altars im Dom, ein Armenhospital im
Haus ,,in deme Huckendale" (Urkundenbuch VII,
Nr. 160). 1494 wird von Umbau und Erweiterung
des ,,...Sunte Barbaren husz imme Huckedale be-
legen..." berichtet (Urkundenbuch VIII, Nr. 285). -
1488 kaufte der Domherr Dietrich von Alten ein
Grundstück für ein Hospital, in dessen Verwaltung
sich der Rat mit den Kapiteln des Moritzstiftes und
Kreuzstiftes teilte (Urkundenbuch VIII, Nr. 165).
Von [1526] ist die ,,Institutio sive ordinatio hospi-
talis beate Marie de consolatione pauperum infir-
morum in Brulone civitatis Hildensemensis per
quosdam dominos Theodoricum et Joannem de
Alten, fratres, fundata" erhalten (Urkundenbuch
VIII, Nr. 767). - In der Neustadt wurde Anfang des
15. Jh.s ein Hl. Geist Spital gegründet, erwähnt 1436
(Urkundenbuch IV, Nr. 268), das auch Hospital
,,Unser leven Fruwen" oder St. Annenhospital ge-
nannt wird. - Ein weiteres Hospital stiftete der
Dompropst Ekkehard von Wenden ,,...Gode und
unser leven fruwen to eren..." 1470 (Urkunden-
buch VII, Nr. 668. 669), das wegen der Zahl seiner

De darto erwelet werden, schöllen ock alle jar,
wenn de anderen, alse gesecht, rekenschop don.
Denne schal me nye hospitaldiaken edder vor-
stender erwelen, överst nicht ydel nye, alse ock van
den kastendiaken gesecht ys.
De predicanten unser stadt schöllen alle hospital
twemal yn der weken visiteren unde predigen, dar
mögen se sick ynne delen.
Van eesaken5.
De superintendens unde predicanten werden van
den lüden bedrogen, unde se hebben nene macht,
dat se de lüde dwingen können to donde, wat recht
Insassen Dreizehn-Armen-Hospital genannt wurde
(so 1487 Urkundenbuch VIII, Nr. 134).-Zu weiteren
Hospitälern, von denen mehrere dem hl. Geist ge-
weiht waren, vgl. H.-W. Krumwiede, Die mittel-
alterlichen Kirchen- und Altarpatrozinien Nieder-
sachsens. 1960, 118ff.; C. Haarth, Das Hospital-
wesen im mittelalterlichen Hildesheim, Diss. phil.
Gießen 1934. - Vor den Toren der Stadt lagen drei
Leprosenhäuser. 1270 übertrug Bischof Otto I. einen
Zins ,,...ad usus domus leprosorum extra muros
Hildensemenses..." (Urkundenbuch I, Nr. 323).
1277 übertrug er zwei Hufen zu Essem, geschenkt
vom Magister Gottfried, Kanonikus des Kreuz-
stiftes ,,...ad usus sacerdotis capelle Sancte Kata-
rine extra valvam orientalem et pauperum infir-
morum, quos Deus morbo lepre percussit et con-
temptibiles esse fecit." (Urkundenbuch I, Nr. 359).
Bei St. Nicolaus auf dem Damme befand sich ein
weiteres Leprosenhaus, das 1422 zuerst genannt
wird (Urkundenbuch III, Nr. 1009). Vor der Neu-
stadt lag das Leprosenhaus St. Crucis, 1443 urkund-
lich erwähnt (Urkundenbuch IV, Nr. 501). Später
standen diese Leprosenhäuser auch für Arme und
Pfründner offen. Vgl. auch Einleitung oben S. 825.
Auch die Beginen (vgl. unten S. 890f., Anm. 40),
die Willigen Armen (vgl. oben S. 879, Anm. 13) sowie
Stiftungen der Bruderschaften (z. B. Bruderschaft
der Schneider u. a., die ein Haus U. 1. Fr. auf dem
Damme besaß, das sie sechs armen Frauen und Pil-
gern zur Verfügung stellte; vgl. oben S. 879, Anm. 13)
widmeten sich der Armen- und Krankenpflege.
2 Wolfenbüttel 1543: erwelet vam kerckheren, vam
rade und allen kastendiaken.
3 Wolfenbüttel 1543: sunder mit willen des kerck-
heren, des rades und aller kastenheren.
4 = Syphiliskranke; vgl. Lasch und Borchling I,
985.
s Vgl. zu diesem Kapitel Wolfenbüttel 1543: Sehling
VI, 1, 47. 49 mit Anm. 69 u. 70. Die Bildung der

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