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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0162
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3. Artikel, von den Angehörigen der Stifter und Klöster zu beschwören.
[1546]1
Nachfolgende articull schullen de hern im dome2, maten6, ok de kloisterpersonen to Sunte Michael7,
tom hilligen Krutze3, to Sunte Andreas4 und to Godehardi8, Sulten9, Carthus10 und congregation11
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1 Druckvorlage: Stadt-A. Hildesheim, Akte 91/9
(handschriftliches Konzept). Beschädigter Vermerk
auf der Rückseite des letzten Blattes: Belangende
de reformatie den dohm und... stiften bynnen
Hildenßem. — Obige Überschrift beruht auf dem
Aktentitel.
2 Zum Dom vgl. oben S. 847 mit Anm. 6.
3 Zur Kreuzkirche vgl. oben S. 844 mit Anm. 3.
4 Zur Andreaskirche vgl. Einleitung, oben S. 794f.
5 Zur Johanniskirche vgl. oben S. 843 mit Anm. 1.
6 = Mitgliedern; vgl. Schiller und Lübben II, 648f.
7 Zu St. Michael vgl. oben S. 844 mit Anm. 4.
8 Zu Ehren Bischof Godehards, dessen Heiligspre-
chung [1131] durch Papst Innozenz II. verkündet
wurde (Urkundenbuch I, Nr. 14), errichtete Bischof
Bernhard I. ein Kloster ,,in australi parte nostrae
civitatis," in dem er 1153 beigesetzt wurde. (Chron.
Hild.; MGHSS VII, 855f.) ,,Monasterium Ordinis
Sancti Benedicti esse voluit, quod ille ipse Sanctus
Godehardus, cuius esset ecclesia futura, de ordine
eodem erat." (Chron. Coenobii S. Godehardi I, 1, in:
Leibniz, Scriptores rerum Brunsvicensium II,
407). In einer Urkunde von 1146 bekundet Bernhard
seine Stiftung, die Maria und Godehard geweiht war,
und bestätigt ihre Befreiung von weltlichem Dienst
und Vogtgewalt (Urkundenbuch I, Nr. 20). Benedik-
tinermönche aus Fulda zogen in das Kloster ein.
Anregungen zur Gestaltung der Kirche mit ihrem
Kapellenkranz um die Ostapsis hatte Bernhard
möglicherweise aus Südfrankreich bei seinem Be-
such der Synode zu Rheims 1131 erhalten. Zwischen
den beiden Westtürmen befand sich eine Kapelle
der Maria Magdalena und ein zweiter Chor (Engel-
chor, Urkundenbuch I, Nr. 300). An der Kirche
waren wegen ihrer kühnen Konstruktionen in der
Folgezeit laufend Bauarbeiten nötig. In der Gode-
hardikirche wurde ein protestantischer Pfarrer ein-
gesetzt. Das Kloster wurde 1803 säkularisiert. Vgl.
H. W. H. Mithoff III, 142ff.; Kunstdenkmäler der
Provinz Hannover II, 4, 229ff.; H.-W. Krum-
wiede, Die mittelalterlichen Kirchen- und Altar-
patrozinien Niedersachsens. 1960, 116f.
9 Das Stift auf der Sülte geht auf Bischof Godehard
zurück. ,,Duo quoque castella construxit, unum
quidem ex orientali parte nostrae civitatis, in qua-
dam palude, quae a fonte sal ibidem scaturiente
Sulza dicitur, ubi antea fantasmatica quaedam
illusio praetereuntes sepius et maxime nocturno vel
meridiano tempore deterrere consuevit; ubi etiam
sacellum pulchrum in honore Sancti Bartholomei
apostoli consecravit... In orientali autem castello

quod praediximus ecclesiam maiori ambitu sacello
priori compositam coaptavit, quam nativitatis Do-
mini anno 1034 ...in honore apostolorum Christi
9 Kal Septemb. consecravit." (Vita Godehardi;
MGHSS XI, 194f., auch 207; vgl. Annales Hildes-
heimenses; MGHSS III, 96 a. 1024) In der ersten ur-
kundlichen Erwähnung des Stiftes bestätigt Bischof
Bernhard I., daß Godehard die Stätte angebaut und
Bischof Bruning sie erweitert habe (Urkundenbuch
I, Nr. 24). Nach einer Mitteilung des Klosterrefor-
mators Johannes Busch hat Bruning ein Stift für
Regular-Kanoniker begründet (Liber reformationis
monasteriorum quorundam Saxoniae, c. 13, in:
Leibniz, Scriptores rerum Brunsvicensium II,
491). Papst Gregor X. nimmt das Stift 1274 in
seinen Schutz und bestätigt dessen Güterbesitz
(Urkundenbuch I, Nr. 347). Durch Papst Nikolaus
III. werden dem Kloster die Privilegien 1278 noch-
mals zugesichert (Urkundenbuch III, Nachtrag
Nr. 35), ähnlich durch Papst Urban V. 1365 (Ur-
kundenbuch III, Nachtrag Nr. 138). Zur Zeit des
Bischofs Magnus wird das Stift durch Joh. Busch
reformiert (Beginn 1439; vgl. Liber reformationis
usw., aaO. 491ff.) und dem Kapitel die Leitung der
Klosterreform der Diözese übertragen (1443, Ur-
kundenbuch IV, Nr. 478). Anfang des 16. Jh.s
kommt es, da das Stift unmittelbar vor der Stadt-
mauer liegt, zu Streitigkeiten mit der Stadt wegen
Ausbaues der Umwallung und Zahlungen für die
Stadtbefestigung. Der Abbruch von Sulte und
Carthus erfolgte im Sommer 1546 (J. Brandis' des
Jüngeren Diarium, 64). 1553 wird die Spoliierung
und Niederreißung des Stiftes erwähnt (Urkunden-
buch VIII, Nr. 896). An seiner Stelle wurde ein Heim
für Geisteskranke errichtet. Vgl. H.W.H.Mithoff
III, 138; Kunstdenkmäler der Provinz Hannover II,
4, 195f.; H.-W.Krumwiede, aaO. 113.
10 Nach der siegreichen Schlacht bei Dinklar (3. 7.
1367) stiftete Bischof Gerhard ein Kloster für
Karthäuser. ,,Claustrum Carthusiensium fundavit
adiutario bonorum virorum et redditibus dotavit
(c. 1383) .. .et defunctus apud Carthusienses Hilden-
semenses sepultus..." (1398) (Chron. Hild.; MGHSS
VII, 871 f.). 1388 übertrug er dem Orden Grund-
stücke zur Anlage eines Klosters (Urkundenbuch II,
Nr. 675. 676), dessen Kirche Maria geweiht war
(1389, Urkundenbuch II, Nr. 700). 1502 mußte sich
das Kloster verpflichten, Neubauten nur mit Zu-
stimmung des Rates vorzunehmen, da seine Ge-
bäude ungünstig im Schußbereich der Festung
lagen (Urkundenbuch VIII, Nr. 443). Trotzdem

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