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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0168
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4. Ordnunge, wie es mit den frauwenstulen
in der kirchen Sanct Pauli1 hinforder sol gehalten werden.
Angerichtet anno 15512.

Dieweil in unser kirchen der frauwen gestule
wenich3 und im bauend nicht woll geordnet und
aber gleichwol, Gott sey gelobet, unsere pfar, die
vorhin kleine und schier gar verachtet gewesen, sich
täglich mehret, nicht alleine, so darinnen zu wohnen
begehren, sondern auch von vielen, die Gottes wort
lieb haben und gerne hören, und auch nicht ein jeder
mit eigener behausung vorsehen, sonder ihrer viel
heute hier, morgen in einer anderen pfarre wohnen,
auch etliche jungfrauwen und witwen ihrer ge-
legenheit nach außer unserer pfarre zu wohnen und
zu freien kommen:
Wan dan solche etwan in unser kirchen in ge-
stölten mit eigen ständen vorsehen, darinne sie vor-
hin gestanden sein, dieselbe alß ein erbe oder leib-
gedinge4 bekreftigen solten, so würden ander ein-
wohner der pfar hierinne verforteilet und die kirche
auch an ihrem billigen nutzen verseümet.
Solchem aber allen vorzukommen und aufs beste
vor die einwohner und auch die kirche zu machen,

a Abschrift: Henni Brunn
b Abschrift: Stolting
c Abschrift: dieser
d Abschrift: dan also
e Abschrift: für einzuschreiben
1 Vgl. oben S. 890 Anm. 37.
2 Druckvorlage: Stadt-A. Hildesheim, Akte 89/615a
(handschriftliches Konzept). Damit verglichen ist
eine Abschrift, Stadt-A. Hildesheim, Akte 36/23.
3 Zu St. Andreas werden Kirchenstühle schon 1429,
1458, 1488, 1489 (Urkundenbuch IV, Nr. 74, VII,
Nr. 325, VIII, Nr. 177 u. 185), zu St. Andreas und
St. Jacobi 1464 (Urkundenbuch VII, Nr. 490)
erwähnt. Vgl. die Willkür des Rates über Vergabe
der Kirchenstühle der Andreaskirche von 1458 (Ur-
kundenbuch VII, Nr. 325): ,,Anno Domini etc. 58
amme Dinxedage na Trinitatis worden beyde, reyde
unde de verundetwintich man, eyn umme de stede
in den stolen in Sunte Andreas kerken, alse dat men
sodanne stede, alse de in vortiiden van den older-
luden erfliken gekofft sin, der schullen desulven
olderlude malken erfliken bruken laten, id enwere
dat se de den olderluden upgeven. Sunder wat van
anderen steden in dersulven kerken densulven

haben die ersame und achtbare Hennich Brunea,
von wegen eines ehrbaren rads der stadt Hildes-
heim5, Brandt Stavorde, Brun Haverman und Hans
Stölringkb, alß verordnete kastenherrn der kircken
S. Pauli mit bewilligung eines ehrbaren rads derc
löblichen stadt Hildesheim, diese nachfolgende ord-
nung der stöele halber gemachet, wie folget, und
auch beschloßen und beraden, daß sie und ihre
nachkommen getreülich und fest darauf halten
sollen und wollen.
1. Erstlich soll eine jede bürgersche, so eine stette
eigen in der kirchen haben will und kan, mit den
kastenheren umb solche stede, wie dan dieselbe
gelegen wer, handeln, was sie dafür geben und
zahlen soll, und was alsdand dafür ausgesaget
wird, soll alsobald erlegt und bezahlet werden,
samt der gebühr dem opperman, oder wer der
kirchenschreiber ist, einzuschreibene.
2. Eß soll aber auch solcher kauf nicht länger kraft
haben, dan dieselbe frauwe oder jungfrauwe

olderluden vorlediget edder upgegeven were edder
worde, de schullen desulven olderlude unsen borger-
schen edder medewonerschen don to lyven, unde
weme se denne sodanner stede ene deden, de scholde
to dem buwe darsulves geven einen Hildensem-
schen verding unde dar dersulven stede ore leve-
dage vor bruken, unde wan de van dodes wegen vor-
vallen were, so scholde sodanne stede nicht erven,
unde wolden de erven de stede beholden unde denne
sodannen verding utgeven to deme buwe, alse vor-
screven is, de scholden dar denne de neysten wesen,
unde we hir nicht enwonde unde bynnen dren jaren
nene dingplicht dan enhedde, des stede scholde den
olderluden vorlediget sin, dat were van erfliken
steden edder van den steden, de to lyve vordan
weren. Ok enschal in dersulven kerken neymet
neyne stede vorkopen edder voranderinge ane don,
alze des de rat over langen tiiden over gekomen
unde eyn geworden sin."
4 = was auf Lebenszeit zur Nutznießung vertrags-
mäßig gewährt wird; vgl. Grimm, Deutsches Wör-
terbuch VI, 600.
5 Gemeint ist wohl Henni Bruns d. Ä., der 1551 und
1553 als Ratsherr genannt wird (J. Brandis' des
Jüngeren Diarium, 76 u. 81).

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