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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0174
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6. Bestallung des organisten Seuerini Krossenn1 auf 10 jaren.
Ao. etc. - 712

Wir, Ebelinck opperman, Hans Hoin, Lünig
Schowarte, Tile Toine, Jacob Danneman und Bar-
wardtt Becker, vorordente kastenhern der kirchen
S[anc]ti Andreae3 binnen Hildenssem, bekennen
hiemit für uns, unßere nachkomen und allermennig-
lich ahm ßelben kirchenampte, das wir aus ßunder-
lichem befeelich unserer hern und obern, eines
erbarn rads der stadt Hildenssem, uns mit dem
achtbarn und erhaftigen Seuerin Krossen in hand-
linge begeben und eingelassen, dermassen und ge-
stalt, das wir gemelten Seuerin Krossen ahnstadt
seins bruders Joannis für einen diener und organi-
sten unßerer kirchen S[anc]ti Andreae zehen jaer-
lank, von itzkunftigen Michaelis ahn zu rechen,
beiden orgeln4 treulich und fleisig furzustehen, alle
Sonnabend die vesper, des Sontags de messe sambt
der andern vesper, auch alle andere feierfeste gleich-
messig zu spielen und zu slahen, auf- und angeno-
men haben. Er ßoll die beiden orgeln treulich und
mit allem ernste furwalten und vorwaren, und da

1 Severinus Kroschen erhielt 1581 nochmals eine
Dienstanweisung. Er hat das Organistenamt bis
1600 verwaltet. Sein Vorgänger war Johannes Kro-
schen, 1561-1571. Vgl. J. Kobelt, Kirchenmusik,
23f., Anm. 4, unsern Text Nr. 7 und unten S. 942,
Anm. 14.
2 Druckvorlage: Handschriftliches Original aus dem
Pfarrarchiv St. Andreae, A. 241.
3 Zur Andreaskirche vgl. Einleitung, oben S. 794f. Die
Namen der Kastenherren finden sich größtenteils
bei J. Brandis, Diarium, wieder, vgl. das Register
ebd.
4 J. Kobelt, Kirchenmusik, 22f. 24, Anm. 6, macht
darauf aufmerksam, daß hinsichtlich der zwei
Orgeln nicht an ein Rückpositiv zu denken sei, das
mit der Hauptorgel verbunden war, sondern an ein
selbständiges Orgelwerk, das seinen Platz wohl ent-
weder im Raum über dem Nordportal oder hinter
dem Altar gehabt habe, wo sich der Schulchor be-
fand. 1568 erfolgte der Neubau einer Orgel. Das Kir-
chenregister von 1568 enthält eine umfangreiche
Rechnung über den Neubau, den die ,,orgelmaker"
Michel und Cornelius aus Zwolle innerhalb 15 Wo-
chen fertigstellten. So Kobelt, aaO. 23, auch 24,
Anm. 7. — Ältere Nachrichten über Orgeln in der
Andreaskirche: Bereits 1382 heißt es, daß nach
einer Feier des Festes des Hl. Felicianus die Mit-
wirkenden bezahlt werden sollen: ,,cantanti in
organis... quatuor denarii, calcantibus in organis

etwas dran mangelhaftich befunden, dem ßoll er
mit allem fleis vorkomen, dasselbige enderen, reno-
virn und bessern, damit de beiden orgeln in ihrem
weßende untadelhaftich befunden und pleiben
mügen, beide orgeln ineinander stimmen, das also
dießelben zu den hohen festen, wen er einen jungen
hat, der drauf slahen kan, ineinander geslagen
werden. Was er ahn beiden orgeln machen werde,
ßoll ihme ßunderlich nicht belonet werden, doch
was ihme zu dem mangel nötich und behuif hette,
das soll die kirche alle stehen und bezalen. Szo ßoll
auch gedachter Seuerin Krosse sich in seinem ambte
christlich und friedsamlich vorhalten. Dagegen
ßollen und wollen wyr, obgemelte kastenhern, dem
Seuerin Krossen eine freye wonungen, darinne ßein
bruder Joannes itzo wonet, aller unphicht frey
eintuen, de freien burgerschaft von einem erbarn
radt erlangen und achtzig gulden5 münz, zwanzig
Mariengroschen6 vor einen jedern gulden zu zelende,
zur besoldung geben, die ihme in vier zeiten und zu
quatuor denarii, campanario unus solidus..." (Ur-
kundenbuch II, Nr. 520). ,,...up usen orgelen to
singende..." wird bestimmt bei einer Memorienfeier
am Fest Visitationis Mariae 1404 (Urkundenbuch
III, Nr. 128). Ähnliche Bestimmungen zu verschie-
denen Festen: 1440 (Urkundenbuch IV, Nr. 393);
1462 (VII, Nr. 434); ,,up den groten orgalen" 1481
(VIII, Nr. 8); 1493 (VIII, Nr. 264); 1497 (VIII, Nr.
356); 1498 (VIII, Nr. 366); 149(9) (VIII, Nr. 382);
1500 (VIII, Nr. 417); 1503 (VIII, Nr. 448).
5 Bei dem ,,Gulden" handelt es sich um eine Rech-
nungseinheit, den ,,Gulden Münze", der schon 1524
20 Mariengroschen (vgl. Anm. 6) galt. Nach dem
Vertrag des Rates mit seinem Münzmeister Henning
Dyes vom 2. März 1523 sollte Dyes prägen: 1. einen
Viertel Gulden, 2. einen Zwölftel Gulden, 3. einen
Mariengroschen, 4. einen hohlen Pfennig. Ein Viertel
Gulden war auch schon früher von der Stadt geprägt
worden. Dem Vertrag des Rates mit dem Münz-
meister Hermann Mese vom 5. Juli 1540 zufolge
wurden dann auch Halbe Gulden Münze geprägt.
Vgl. H. Buck-M. v. Bahrfeldt, 62ff. 99ff; Ur-
kundenbuch VIII, Nr. 702. 850.
6 Der Mariengroschen war niedersächsischen Ur-
sprungs; er trug auf der einen Seite das Bild der
stehenden Mutter Gottes. Die ersten Münzen dieser
Art wurden 1505 in Goslar ausgegeben, dann auch
anderenorts, in Hildesheim anscheinend nicht vor
1523. Joachim Brandis' Diarium (Tile Brandis),

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