Stadt Hildesheim
der gemeine haufen der schulen so geringe achtet,
die kinder so wenig darzu helt. Was ein wenig etwas
ist, will seine kinder ungestrafft haben, große leute
ziehen nur junkherrn auß ihren kindern, und wenn
sie die gleich etwas studieren laßen, mußen doch
solche leute darauß werden, die Gott und seiner
kirchen mehr schadens denn frommen zufugen, wie
das die erfahrung an allen orten und enden außweiset.
Was aber auch auß solcher nachleßigkeit erfolgen mu-
ge, und was der teufel damit im sinne hat, ist auß
bißher erzehlten stucken genugksamb zu ermeßen.
Derwegen und in betrachtung dießes allen und
allen dem, was jetz gemeldet, soviel durch Gottes
gnade und hulfe muglich, furzukommen, auch weil
eß nit allein christlich und recht, sondern zum höch-
sten vonnöten, das ein jeder Christen nach seinem
vermögen, stande und beruff und sonderlich diesel-
ben, denen eß ambts halber fur andern gebueren
will, dahin denken und trachten, das bey den kir-
chen der reinen lehre auch feine, christliche schuelen
mugen gehalten werden, damit auf unser seiten ge-
lerte leute auferzogen und die kirchen und schuel-
ampter dadurch hin und her besetzet und dem
leidigen teufel nicht alle sein mutwille gestattet,
sondern durch wirkung des heyligen Geistes ge-
hindert, gesteuret und geweret werden muge.
Alß haben wir in gehabtem rat befunden, unsere
alte schulordnung, so anno 1544 in druck außgan-
gen11und anno 1574 aufs neue aufgesetzet, fur die
hand zu nehmen, dieselbige zu revidiren, in gute ord-
nung zu bringen und wo not, zu corrigiren, zu vermeh-
ren, zu verbeßem, und alle mißbräuche, so in dem
schulwesen hin und wieder eingerißen, abzuschaffen,
ebner gestalt, wie wirs uns in gemelten ordnungen
[je und allezeit furbehalten haben, doch nicht zu
dem ende, das wir die alten ordnungen]ihiemit ver-
kleinern oder verwerfen, sondern, weil in solcher
zeit sich alles mit personen und andern stucken
vielerley weise verendert, das dannenhero ein
jeder weiserk leichtlich zu ermeßen, das eß bey
furgeschriebener form und ordnung nicht bleiben
konnen, sondern notwendige enderung furgenom-
men worden sey, auf das unsere schule also und
dermaßen mit guter ordnung angerichtet und be-
stettiget werde, und das unsere jetz anwesende
schueldiener ihres amptes erinnert, und die nach-
kommende, worauf sie sich zu dießer schul in dienst
begeben sollen und wollen, wißend haben mugen.
Wie dan auch dieße unsere ordnung allen jetz an-
wesenden insinuiret und furgehalten werden soll,
sich bey willkurlicher unser straff darnach zu
richten, und sollen auch die nachkommenden an-
derst nicht, denn das sie sich dieselbigen zu halten
verpflichten, bestellet und angenommen werden,
und lautet dieselbige wie folget:
Zum ersten: Von abteilung der schulen und schuler in besondere classes.
Demnach in unser schul zu S. Andreas1 der
schulknaben und der studierenden jugend eine
große menge und anzall ist und die ingenia, ge-
schickligkeit und alter ganz ungleich, das sie nicht
zu einerley konnen gehalten und ihnen einerley
gelehret werden, so ist vonnöten, das die knaben
mit gutem fleiß voneinander geschieden und in
etliche besondere classes oder haufen geteilet und
verordnet werden, damit einem jeden nach seiner
notturft und geschickligkeit zu lernen furgelegt
werde, was ihm nutzlich, dienstlich und treglich
i 146/24: [enthält den oben in eckigen Klammern
eingefügten, in der Druckvorlage fehlenden Passus]
k 146/24: verstendiger
l 146/24: + nicht
ist, also das sie entwederl durch allzu hohe und
schwere lectiones beschweret und uberladen oder
durch allzu geringe verseumet werden mögen.
Und dieweil unser schulen und der jetz anwesen-
den jugend gelegenheit also bißher befunden, das
die knaben nicht weniger alß in funf oder sechs
classes oder haufen2 haben können verteilet werden,
das auch daruber keine mehr nötig, alß ist eß bißher
dabey gebheben, soll auch noch dermaßen hinfurter
damit gehalten werden und bey dem anzahl ver-
bleiben.
11 Vgl. oben S. 870 ff.
1 Zur Andreasschule vgl. Einleitung, oben S. 796.
2 Vgl. oben S. 873 ff.
906
der gemeine haufen der schulen so geringe achtet,
die kinder so wenig darzu helt. Was ein wenig etwas
ist, will seine kinder ungestrafft haben, große leute
ziehen nur junkherrn auß ihren kindern, und wenn
sie die gleich etwas studieren laßen, mußen doch
solche leute darauß werden, die Gott und seiner
kirchen mehr schadens denn frommen zufugen, wie
das die erfahrung an allen orten und enden außweiset.
Was aber auch auß solcher nachleßigkeit erfolgen mu-
ge, und was der teufel damit im sinne hat, ist auß
bißher erzehlten stucken genugksamb zu ermeßen.
Derwegen und in betrachtung dießes allen und
allen dem, was jetz gemeldet, soviel durch Gottes
gnade und hulfe muglich, furzukommen, auch weil
eß nit allein christlich und recht, sondern zum höch-
sten vonnöten, das ein jeder Christen nach seinem
vermögen, stande und beruff und sonderlich diesel-
ben, denen eß ambts halber fur andern gebueren
will, dahin denken und trachten, das bey den kir-
chen der reinen lehre auch feine, christliche schuelen
mugen gehalten werden, damit auf unser seiten ge-
lerte leute auferzogen und die kirchen und schuel-
ampter dadurch hin und her besetzet und dem
leidigen teufel nicht alle sein mutwille gestattet,
sondern durch wirkung des heyligen Geistes ge-
hindert, gesteuret und geweret werden muge.
Alß haben wir in gehabtem rat befunden, unsere
alte schulordnung, so anno 1544 in druck außgan-
gen11und anno 1574 aufs neue aufgesetzet, fur die
hand zu nehmen, dieselbige zu revidiren, in gute ord-
nung zu bringen und wo not, zu corrigiren, zu vermeh-
ren, zu verbeßem, und alle mißbräuche, so in dem
schulwesen hin und wieder eingerißen, abzuschaffen,
ebner gestalt, wie wirs uns in gemelten ordnungen
[je und allezeit furbehalten haben, doch nicht zu
dem ende, das wir die alten ordnungen]ihiemit ver-
kleinern oder verwerfen, sondern, weil in solcher
zeit sich alles mit personen und andern stucken
vielerley weise verendert, das dannenhero ein
jeder weiserk leichtlich zu ermeßen, das eß bey
furgeschriebener form und ordnung nicht bleiben
konnen, sondern notwendige enderung furgenom-
men worden sey, auf das unsere schule also und
dermaßen mit guter ordnung angerichtet und be-
stettiget werde, und das unsere jetz anwesende
schueldiener ihres amptes erinnert, und die nach-
kommende, worauf sie sich zu dießer schul in dienst
begeben sollen und wollen, wißend haben mugen.
Wie dan auch dieße unsere ordnung allen jetz an-
wesenden insinuiret und furgehalten werden soll,
sich bey willkurlicher unser straff darnach zu
richten, und sollen auch die nachkommenden an-
derst nicht, denn das sie sich dieselbigen zu halten
verpflichten, bestellet und angenommen werden,
und lautet dieselbige wie folget:
Zum ersten: Von abteilung der schulen und schuler in besondere classes.
Demnach in unser schul zu S. Andreas1 der
schulknaben und der studierenden jugend eine
große menge und anzall ist und die ingenia, ge-
schickligkeit und alter ganz ungleich, das sie nicht
zu einerley konnen gehalten und ihnen einerley
gelehret werden, so ist vonnöten, das die knaben
mit gutem fleiß voneinander geschieden und in
etliche besondere classes oder haufen geteilet und
verordnet werden, damit einem jeden nach seiner
notturft und geschickligkeit zu lernen furgelegt
werde, was ihm nutzlich, dienstlich und treglich
i 146/24: [enthält den oben in eckigen Klammern
eingefügten, in der Druckvorlage fehlenden Passus]
k 146/24: verstendiger
l 146/24: + nicht
ist, also das sie entwederl durch allzu hohe und
schwere lectiones beschweret und uberladen oder
durch allzu geringe verseumet werden mögen.
Und dieweil unser schulen und der jetz anwesen-
den jugend gelegenheit also bißher befunden, das
die knaben nicht weniger alß in funf oder sechs
classes oder haufen2 haben können verteilet werden,
das auch daruber keine mehr nötig, alß ist eß bißher
dabey gebheben, soll auch noch dermaßen hinfurter
damit gehalten werden und bey dem anzahl ver-
bleiben.
11 Vgl. oben S. 870 ff.
1 Zur Andreasschule vgl. Einleitung, oben S. 796.
2 Vgl. oben S. 873 ff.
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