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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0184
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Schulordnung 1574/1618

das er graecam und latinam linguam und die artes
woll studiret, auch in poesi versiret, fur allen dingen
ein guter musicus sein, so die kunst dermaßen und
also gefaßet und gelernet, daß er musicam in der
schulen mit lesen, lehren und singen treiben und
uben, und der chor in der kirchen zu S. Andreae
mit choral und figural4 mit ehren und einem woll-
stande versorgen konnen. Er soll auch eine gute,
starkev stimme haben, die da rein und nit falsch sey,
damit sich die knaben nach ihm richten und er auch
der knaben stimme recht formiren und abrichten
konne, dan wo das nicht ist, da kan nimmermehr
eine gute cantorey oder musica gehalten werden.
Die viert person ist subconrector, und dieweil er in
secunda sonderlich die knaben instituiren, imglei-
chen in prima die exercitia corrigiren und eine lec-
tion verrichten muß, soll er der geschicklicheit sein,
damit er seines wolverhaltens weiter konne befur-
dert werden.
Die vier underste collegen, welche in tertia, quarta
und quintaw aufwarten mussen, wil man die unterste
ordnung in quinta sextam nennen, ist ebenso viel,
sollen in latina lingua und sonsten also beschlagen
sein, das sie mit nutz und frucht der lieben jugent
ihr ampt verwalten konnen und ebener massen ad
altiora befodert werden konnen, sie sollen auch die

v 146/24: ,,starke" fehlt.
w 146/24: tertia, quarta, quinta und sexta [Korrek-
turen im Text, ursprünglich wie oben; der folgende
einschränkende Satz dann eingeklammert]
x 146/24: + wol kan und
y 146/24 darübergeschrieben: Augspurgischer Con-
fession
z 146/24: angenommen
Johannes Bißmark 1575 Joh. - 1576 Joh., Nikolaus
Widemann 1576 Mich. - 1581 Ost., Henning Dieß
1581 Joh. - 1582 Mich., Johannes Barchmann 1582
Weihn. — 1589 Mich., Ludolf Meyer 1589 Weih. —
1597 Mich., Henning Dieß 1597Weihn. - 1600 Weihn.
Nach J. Kobelt, Kirchenmusik, 23f., Anm. 4 (an
Hand der Kirchenrechnungsbücher).
4 Vgl. oben S. 842 mit Anm. 5.
5 Ovid, trist. II, 346b; vgl. J.G.Seybold, Virida-
rium Selectissimis Paraemiarum et Sententiarum
Latino-Germanicarum flosculis amoenissimum...
Lustgarten von auserlesenen Spruchwörtern auch
schönen und denkwurdigen Sitten und Lehrspru-
chen etc. Nürnberg 1677, 512; K.F.W.Wander,
aaO. II. 1870, 1882, 13.

praecepta musices und den choralgesank in der
schul mit den knaben fleißig treiben und der music
erfahren sein.
Summa: Gelehrte schuldiener wollen wir an unser
schul haben, sonsten heiset eß nach dem alten verß
Ovidii: Quodque parum novit nemo docere potest.
Das ist:Waß einer selbst nichtxweiß, das kan er
einem andern auch nicht lehren oder unterrichten5.
Eß werden aber diese unsere collegen semptlich
und sonderlich ohne vielfeltig erinnern selbst6 [wis-
sen]7, wie sie sich 1. kegen Gott, 2. den auch kegen
sich selbst und andere, 3. furnemhch aber kegen
ihre schuler aller gebuhr nach sollen verhalten.
Kegen Gott den Herrn also, das sie reiner lutheri-
scher lehry, so durch Gotteß gnad in unsern kirchen
genommenz und zusampt rechtem gebrauch beyder
hochwurdigen sacrament getrieben wirt, zugetan,
orthodoxi, das ist rechte, gute Christen sein und
keiner einigen ketzerey, sie sei alt oder neuw und
wie sie itziger zeit hin und wieder schweben, anhen-
gig oder derselben heimblich oder offendlich zugetan
oder sich im geringsten vernehmen lassen.
Und weil zu dem ende die Formula Concordiae8
zusampt derselben Apologij9 bei unß angenom-
men10, so sollen alle unser collegen nicht allein zur
subscription solcher bucher verknupft und verbun-
6 Druckvorlage: sebst
7 ,,wissen" fehlt in der Druckvorlage.
8 Bek. Schr., 735 ff.
9 Erfurter Apologie ,,Apologia oder Verantwortung
des christlichen Konkordienbuches", abgefaßt von
Chemnitz, Selneccer, Kirchner, erschienen 1582 u. ö.
Vgl. Sehling, VII, 1, 684, Anm. 16 (Lit).
Erste Fühlungnahme J.Andreäs mit der Stadt-
regierung bereits im Juni 1570. Am 25. Juni 1580
Veröffentlichung der ,,Concordie" (J. Gebauer II,
28). Unterschrift der Hildesheimer am 10. April 1580
(Bek. Schr., 766). ,,De Formula Concordiae under
der Auspurgischen Confession fürwanten, dar nu so
vele jar over is tracteret worden [vgl. J. Brandis'
d. J. Diarium, 136 u. 143. 1576], is umme düsse
tyt offentlich gedrucket worden und den 17. Julii
Sondag na Margrethe hier in allen kerken den
namiddag Te Deum Laudamus gesungen und den
guidigen Got darfür gedanket worden." (Brandis,
aaO. 171. 1580). Die FC und Apologie wurde von
allen predigern und scholgesellen unterschrieben,
ebenso von den burgermeistere, sindici, phisici,
secretarii. (Brandis, aaO. 335. 1593). Vgl. auch
Einleitung, oben S. 817.

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