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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0208
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Ministerial- und Konsistorialordnung 1589

nen, in radt gezogen und keiner ausgeschlossen
worden etc.
Als bald darauf der rectoratstreit wegen Magistri
Wedemeri11 furlief, sein darzu auch alle praedigere
indifferenter zu etlichen untirschiedlichen malen
und allezeit gezogen. Sie haben in eigener person des
ratis proposition in gedachter kirchen Andreae ge-
horet, darauf sich zu zeiten alsobald, zu zeiten nach
gepflogener consultation und genommener etlicher
tage deliberation zeit, sich ex intervallo hinwider-
umb an gedachtem orte beantwortet.
Uber das sein andere beradtslagung und tracta-
tion von einer zeit zur andern furgelaufen, welche
den hern des mynisterii noch ohne zweivel einge-
denk, und hieher zu erholen nicht nottich sein, dar-
zu alle und jede praedigere dieser sambtstadt Hildes-
heimb, idesmais gezogen, dabey es dan die hern
praedigere, ohne fernere einfurunge aus friedlieben-
dem gemute furterhin auch wollen und sollen beru-
wen lassen und in den sachen keine distraction ma-
chen, sondem hinfuro alle angesatzte tractation- und
deliberationtage zeitlich und freundlich besuchen,
und wohe sie daran ehaftich12 vorhindert, darob
sich zeitlich entschuldigen lassen, darmit den andern
die zeit vorgeblich und unnutze nicht ablaufen
muge.
Weii auch in matrimonialsachen ein consistorium
alhir gehalten, und dahero, das nach getroffener
union keine personen der neustetischen regierunge

regerunge in düssen jar wol 4 mal tohope... Averst
endlich heft sich die regerunge beraden den 6. Au-
gusti anno 84 und eindrechtlich besloten, dat se
willen alle jar up den 15. Augusti, it sie wat it für
ein dag in der wecken sie, dem leven Godde in allen
kerken den vormiddag danken mit predighoren und
litaniasingen, und darumme wolden se mit ome hen-
fürder nicht mer disputiren, und dat he sich so un-
früntlich und unbescheidentlich geholden und itli-
che worter fürluiden laten, dar scholde he noch
anderst umme seggen. Und alse solches D. Becker
angezeiget, heft he mit den anderen gedain ane in-
rede, wat van ome begert wort, und alse he fürmer-
kede, dat he unrecht gedain, dat he sich hierinne den
rade so moitlichen ohne orsake enkegen gesetzet, vel
he unfürsehentlich up sin fürloichent... und droifte
seggen, de dag, belangen den 15. Augusti, woire von
ihme nuwerle gestriden. Also wert noch alle jar düsse
dag geholden up den 15. Augusti."
Über der Person des Magisters Andreas Wedemeyer
kam es zum Streit u.a. darüber, wer den Schulrektor

demselben mit furgesatzt, ein sonderlich misfor-
stand uber zuvorsicht erreget werden wollen, als ist
geschlossen, das zwo personen der Neustadt Hildes-
heim, eine aus der regierunge, die andere aus den
geistlichen, von erbarn rate daselbst darzu ver-
ordent, den andern consistoriaien beygesatzt, und
idesmals mit zu der audienz, deliberation und rat
gezogen werden sollen.
Es wirt auch zu erhaltunge besserer einigkeit ein
jeder unser praediger dem andern nicht furgreifen,
sondern es bey altem herkommen, und wie er es ge-
funden, so lange bleiben lassen, bis darinnen durch
gemeine bewilligunge der sambtregierunge ein an-
derst angeordenet werde.
Weil auch bei den buisfertigen ungleiche zeit,
tage und ort, sowoll bey der abkundigunge als er-
manunge, gehalten wirdet, als wirt nicht unratsam,
sondern nutz geachtet, das die abkundigunge deren,
so offentlich penitentiam tun, auf eine gewisse zeit,
als denn Sontag in der vormittagspraedigte in der
pfar, dar ein jeder ingehoret, gesche und dabey eine
durchgehende gleicheit mit jederman, reichen und
armen, gehalten werde.
So machet sich die lobliche sambtregierung auch
keinen zweivel, es werde ein erwurdich mynisterium
dieser stadt christlichen kirchenordenunge und
wolhergebrachte observanz in geburliche acht ne-
men, dawider nicht handien oder handlen lassen,
und zu setzen, das darinnen furtregliche furende-
einzustellen habe. Dazu Joachim Brandis, aaO.
238f.: ,,...so drecht sich underandern mitto[1586],
dat e. e. rat leit M. Andream Weidemeier, ein hil-
densheimisch kint, durch die kistenhern Andreae
für einen rectorem scholae annemen, und oftwol
solches mit D. Beckers fürwissent geschein, ok von
den ganzen ministerio examiniret worden, so ist D.
Becker darmit nicht tofreden, gift M. Weidemeier
schult, he si nicht reiner ler, sundern ein Calveniste
(was to Lemgaw an der scholen) und e. e. rat gripe
ome in sin ambt, dar he up bestellet, und ome sie
befolen die inspection der kirchen und schulen, so
gehoire ome, die prediger und scholgesellen to be-
stellen und antonemende. Was damit up den predig-
stoel ganß ungeduldich und ungestuim... Und maket
D. Becker des wunders und handels so viel mit M.
Weidemeier, dat de sine bestallunge den kisten-
heren wedder upschrift." Zu Wedemeyer auch Ein-
leitung, oben S. 817.
12 = gesetzlich; vgl. Schiller und Lübben I, 632.

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