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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0241
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1573 geforderten vier Klassen sind in Delmenhorst nicht immer vorhanden gewesen. Zeitweise gab es
nur zwei Klassen. Die Regelbesetzung der Schule war wohl Rektor, Konrektor, Kantor, die alle drei dem
Theologenstand angehörten. Genauere Nachrichten liegen jedoch erst aus dem 17.Jh. vor11. Eine Schule
gab es auch in Varel12.

Auf dem Gebiet der Armenfürsorge geschah relativ wenig in der Grafschaft Oldenburg. Immerhin
wurde zu Oldenburg vor dem Hl. Geist-Tor bei der Gertrudenkapelle ein Armenhaus, hauptsächlich für
Hausarme und alte Leute, gegründet. Die Stiftungsurkunde datiert vom 29. September 158113. Dem
Bericht Hamelmanns zufolge, ist nach 1547 unter dem Drosten Elverfeld (1551-1573) in Delmenhorst
ein Gast- und Armenhaus angelegt worden. Eine Stiftungsurkunde scheint nicht überliefert zu sein.
Urkundlich nachweisbar ist die Stiftung 1573/74 und 1576/7714.

Nach Hamelmanns Tod wurde Daniel Stangen Superintendent der Grafschaft Oldenburg, nach-
dem er 1587 Schon zum Stadt- und Hofprediger berufen worden war15 und auch schon mit Hamelmann
zusammen visitiert hatte. 1598 erhielt er von der Universität Wittenberg den Doktortitel16. In die Zeit
Stangens fällt die Oldenburger Ausgabe von Luthers Kleinem Katechismus 1599. Graf Johann versah
den Katechismus mit einer Vorrede, die erst in ihrer dritten Fassung aufgenommen wurde. Der erste
Entwurf der Vorrede datiert vom 29. August 1598, der zweite vom 7.September 1598. Der Druck des
Katechismus mit der dritten vermutlich von Stangen herrührenden, vor dem 14. September 1598 er-
stellten Fassung der Vorrede, erfolgte zu Ostern 1599 bei Warner Berends Erben zu Oldenburg17. Der

11 Grundig, 403.

12 Vgl. K. Sichart, Das Delmenhorster Schulwesen, 102.

13 Text Nr. 4: Staats-A. Oldenburg, Best. 73 Nr. 571, und Best. 292 Nr. 9; Abdruck im Corpus Constitutionum
Oldenburgicarum, Theil I. Nr. 1. Vgl. dazu L. Schauenburg, Geschichte des Oldenburgischen Armenwesens,
27ff.; D. Kohl, Geschichte der St. Gertrudenkapelle, 169f.

14 H. Hamelmann, Opera, 784: „Sicut pater dominus Antonius ante oppidum Delmenhorst per Arnoldum
Erverveldum satrapam curavit xenodochium exstrui, quod bonis et reditibus annuis donavit.“ Urkundliche Nach-
richten: Staats-A. Oldenburg, Best. 21 B, 22, herrsch. Einn.- u. Ausg. Reg. Mich. 1573/74; Mich. 1576/77. Nach
E.Grundig, 346 mit Anm. 9 und 12.

15 Vgl. Anm. 3.

16 Vgl. L. Schauenburg 1, 5f.; J. Ramsauer, 159. 154. Stangen war 1554 zu Kochstädt im Halberstädtischen
geboren, studierte in Wittenberg, Marburg, Gießen, Jena und Helmstedt, wurde dann gräflich Schwarzburgischer
Hof- und Reiseprediger, 1581 lutherischer Prediger in Brüssel, 1586 gräflich Schwarzburgischer Hof- und Stadt-
prediger in Arnstadt. Dann kam er nach Oldenburg.

17 Die Vorreden als Text Nr. 5. Entwurf I: Staats-A. Oldenburg, Best. 20, Tit. 19 Nr. 22, Bl. 3. Entwurf 11 : ebd.
Bl. 5-6. Endfassung: Originaldruck, Landesbibliothek Oldenburg, außerdem handschriftliche Überlieferung:
Staats-A. Oldenburg, Best. 20, Tit. 19 Nr. 22, Bl. 7-9 (hochdeutsch). Dem Katechismus (Luthers Vorrede, zehn
Gebote, Glaube, Vaterunser, Sakrament der Taufe, Sakrament des Altars ; zwischen den beiden letzten Hauptstücken
Luthers Beichtfragen: Wo men de simpeln unde eintfoldige schal lehren bichten“ ; Luthers Morgen- und Abend-
Segen, das Benedicite und Gratias, Haustafel, Trau- und Taufbüchlein mit Luthers Vorreden; Fragestücke für
Beichte und Abendmahl aus dem Corpus doctrinae, deren erstes im Text Luther zugeschrieben wird, aber von seinem
Erfurter Freund Johann Lange stammt; „Vormaninge ... an de bichtkinder“ des Mansfelder Hofpredigers
Michael Coelius [1492-1559] von 1519 und eine kurze Beichtformel, auch diese Stücke vorgezogen aus dem Corpus
doctrinae ) beigegeben ist das kleine Corpus doctrinae von Matthäus Judex, 1528-1564, zeitweise Konrektor des
Gymnasiums in Magdeburg, dann Diakon an St. Ulrich bei Johann Wigand, 1560 Professor in Jena, 1561 dort
entlassen, 1562 aus Magdeburg ausgewiesen, Verfasser der Magdeburger KO von 1554, Mitarbeiter an den Magde-
burger Zenturien, Vater des oldenburgischen Hofpredigers M. Joh. Judex. Das Corpus doctrinae erschien erst
1565, Neuausgabe von C. M. Wiechmann 1865. Vgl. R. Jauernig, RGG3 III, 1000. Ausführlich über den
Katechismus: Chr. F. Strackerjan, Geschichte der Buchdruckerei, 3ff. und Faltbl.; L. Schauenburg II,
87 ff. 116 ff., Textwiedergabe 542-586 einschließlich der Entwürfe zur Vorrede; E. Pleitner, 52ff.; Th. Murken,
491ff.; J. M.Reu I, 3, 1, 2, 786 * ff. Ebd. 788**ff. Wiedergabe der Vorrede, siewie schließlich inden Katechismus
aufgenommen wurde. Ebd. 788* über das Verhältnis des angehängten kleinen Corpus doctrinae zu dessen Druck
von 1565. In neuerer Zeit Faksimileausgabe des Katechismus und des Corpus doctrinae von A. Dietzel mit einem
eingehenden Nachwort. Nach Dietzel dienten für den Katechismus vor allem Magdeburger Ausgaben von 1534,
1559 und 1585, für den gekürzten Text des Corpus doctrinae die Hamburger Ausgabe von 1597 (vgl. schon Schauen-

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