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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0262
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Kirchenordnung 1573

liche bestendige ordnung zu gedenken und die-
selbige in schriften auf das kürzest richtig zu ver-
fassen, dadurch bey den kirchen und schulen unse-
rer graff- und herrschaften keine ergerliche neuerung
eingefüret und mit chur- und fürstentumben, graff-
und herrschaften, die sich in einhelligen gleichen
verstand zu der christlichen Augspurgischen Con-
fession6 bekennen7, soviel immer möglich und
unserer kirchen gelegenheit erleiden mögen, durch-
aus gleicheit und einigkeit erhalten, inmassen denn
diese unsere kirchenordnung den mehrern teil aus
christlichen bewerten ordnungen contrahirt8 und
auf unserer kirchen gelegenheit dirigirt und gerichtet
worden, die wir auch vermittelst göttlicher gnaden
also gestelt befunden, das wir in keinen zweifel
setzen, da derselben in der gemein Gottes unserer
graff- und herrschaften zu allen teilengehorsamlich,
wie sich gebüret, nachgesetzt und gelebt, es werde
nach der lere und vermanung S. Pauli [1. K 14, 40]
alles in unsern kirchen und schulen ordentlich und

zierlich verrichtet, daran dem allmechtigen, gütigen
Gott ein rechtes gefallen geschehen und unsere
liebe und getreue untertanen an ihrer seelen heil
und seligkeit aller gebür und notturft nach versorget
werden.
Ist derhalben an euch alle semptlich und an ein
jeden sonderlich unser gnedig gesinnen und ernst-
lich hefehl, das ihr alle, soviel ein jeden diese oftge-
melte ordnung betreifen tut, euch derselben in all-
wege gehorsamlich verhaltet, so lieb euch allen und
einen jeden ist die huld und gnad Gottes und euer
selbs seelen seligkeit, auch unser ernstlich straffe,
so den mutwilligen uberfarern und verbrechern
widerfaren sol, vermitten haben wollet. Daran ge-
schicht beneben dem ernstlichen befehl Gottes auch
unser gnediger und zuverlessiger wille und meinung,
welchs wir euch, denen wir mit gnaden gewogen,
also vermelden und befohlen haben wollen. Geben
zu Oldenburg anno 1573. Den 13. Julii.

Erster teil.
Von der lehre1.

Christliche kirchenordnung stehet fürnemlich in
diesen stücken, erstlich in rechter, reiner und ge-
sunder lehre des gesetzes und des evangelii und in
rechtem vorstand und brauch der hochwirdigen
sacrament, nemlich der tauf und des heiligen abend-
mals, zum andern in ehrhchen, nützlichen, eusser-
lichen ceremonien, welche zur erhaltung und zur
zier des heiligen ministerii oder predigampts, auch
zu gutem exempel und zu vorhütung allerley erger-
nis gehören, zum dritten in erhaltung christlicher
schulen und studien und vorordnung gewisser güter
und einkomen, damit die prediger in kirchen und

6 Bek.Schr., 44ff.
7 Gemeint scheinen die Bekenner der unveränderten
Augsburgischen Konfession. Indessen herrschte über
die CA Unsicherheit (vgl. unten S. 1053, Anm. 2ff.).
Zu dem die CA nicht näher bezeichnenden Reichs-
recht des Augsburger Religionsfriedens von 1555
vgl. W. Hollweg, aaO. 841f.;A. Sprengler-Rup-
penthal in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 1966,
329 ff, Anm. 36.
8 Vgl. Einleitung, oben S. 957 ff., und die entsprechen-

lehrer in schulen nodtürftige und gebürliche unter-
haltung haben2.
Vom ersten stück, nemlich von der lehr.
Die ganze christliche lere ist und heist gesetz und
evangelium, vorfasset in den biblischen, propheti-
schen und apostolischen schriften, die wir nennen
das Alte und Neue Testament, derer kurze summa
und begriff stehet in den dreien symbolis: Aposto-
lico3, Niceno4 et Athanasiano5, und in den artikeln
der Augspurgischen Confession und derselben Apo-
den Anmerkungen zum Text.
1 Die Lehre wird hier als Doktrin verstanden. Die Vor-
stellung des tätigen Lehrens tritt dahinter zurück.
Vgl. dazu oben S. 834 f. mit Anm. 1.
2 Der Absatz in enger, teils wörtlicher Anlehnung an
Melanchthon, Der ordinanden examen 1552, MW
VI, 172; Sehling V, 161.
3 Bek.Schr., 21.
4 Bek.Schr., 26f.
5 Bek.Schr., 28ff.

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