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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0264
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Kirchenordnung 1573

Gott, der von dem Vater und Son von ewigkeit aus-
gehet.
Von diesen nötigen fragen sollen die pastores
selbst wol unterrichtet sein, auf das sie andere dar-
von auch gründlich unterrichten können, ungefehr-
lich und kürzlich auf diese weiss14:
Was ist die unterscheid christlicher lere
und anderer sekten?
Antwort:
Alle andere sekten, heidnische, mahometische
und dergleichen, sind verdampte abgötterey und
haben von dem gesetz Gottes mehr nicht, denn nur
ein geringes stücklein, soviel die eusserlichen sitten
und eusserliche disciplien belang15. Aber vom
evangelio und vergebung der sünden durch den Son
Gottes, Jhesum Christum, wissen sie nichts, wollen
ihm auch nicht gleuben noch folgen, darumb sie
denn von dem warhaftigen Gott sich selbst absün-
dern16.
Wie sol man Gott erkennen?
Antwort:
Wie er sich selbst hat geoffenbaret in seinem wort
und durch grosse göttliche mirackel, auch durch
seinen eingebornen Son, wie solche offenbarung in
der propheten und aposteln schrift gefasset ist,
daraus wir lernen, das ein einig, göttlich, ewig wesen
sey, unzertrenlich, von ewigkeit zu ewigkeit, in
dreien unterschiedlichen personen: Gott Vater, Gott
Son und Gott heiüger Geist17
Ist denn nur ein einiger Gott?
Antwort:
Gott spricht selbst Deut. 6 [4] und 32 [39]: Höre,
Israel, der Herr unser Gott ist allein ein einiger
Gott und ist sonst keiner mehr. Darumb so wissen
Vom Beginn des Kapitels ,,Vom ersten stück..." bis
hier verschiedentlich enge, teils wörtliche Anlehnung
an Melanchthon, Der ordinanden examen 1552,
MW VI, 174-179; Sehling V, 161-164. Vgl. auch
Jeversche KO von 1562, unten S. 1228f.
15 Anspielung auf das Naturgesetz, das den Heiden ins
Herz geschrieben ist (Rm 2, 14f.). Melanchthon
schreibt ausführlich darüber in den Loci 1521 (De
lege); CR 21, 116ff; MW II, 1, 40ff.

und gleuben wir aus der offenbarung Gottes, das
nur ein einiges göttliches wesen sey.
Wie sol man die personen unterscheiden?
Antwort:
Der ewige Vater ist die erste, allmechtige person,
die den Son, der des Vaters ebenbilde ist, von ewig-
keit geborn hat und hat sampt dem Son und heiligen
Geist alles erschaffen und erhelt sampt dem Son
und heiligen Geist aller creaturen wesen.
Der ewige Son ist die ander, allmechtige person,
von ewigkeit geborn vom Vater und ist des Vaters
wort und ebenbild und hat zu bestimter zeit mensch-
lich natur in der jungfrauen Marien an sich geno-
men, das er ein opfer würde für das menschliche
geschlecht, für welches menschlich geschlecht er
zum mittler und vorsüner vorordnet ist und gibet
der ewig Vater durch ihn und umb seinen willen
vorgebung der sünden, gerechtigkeit und ewiges
leben.
Der heilige Geist ist die dritte, allmechtige person,
die von ewigkeit vom Vater und Son ausgehet und
ist wesentliche liebe und freude in Gott und regung
zu allen tugenden und wird in der gleubigen herzen
durch das göttliche wort gegeben, trost, leben und
heiligung in ihnen zu wirken, das sie Gottes weisheit
und willen gleichformig werden, wie S. Paulus
spricht [1. K 13, 12], wir sehen in den Herrn Chri-
stum als in einen spiegel und werden in dieselbige
bildnis verwandelt durch den Geist des Herrn18.
Warumb sol man drey göttliche personen
erkennen, ehren und anruffen und nicht
mehr noch weniger?
Antwort:
Darumb, das sich Gott selbst also hat geoffen-
baret, sonderlich in der tauf des Herrn Christi, da
16 In diesem Abschnitt enge, teils wörtliche Anlehnung
an Melanchthon, Der ordinanden examen 1552,
MW VI, 177; Sehling V, 163.
17 In diesem Abschnitt enge, teils wörtliche Anlehnung
an Melanchthon, Der ordinanden examen 1552,
MW VI, 177; Sehling V, 163.
Der ganze Abschnitt wörtlich nach Melanchthon,
Der ordinanden examen 1552, MW VI, 178; Seh-
ling V, 163.

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