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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0282
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Kirchenordnung 1573

articulus symboli docet et affirmat, Christum con-
ceptum de Spiritu sancto et natum ex Maria semper
virgine, per omnia nobis similem factum esse,
excepto peccato, et nostram naturam assumsisse,
quod cum verissimum et doctrinę et consolationis
plenissimum sit, manifestum est, aliud esse naturam
nostram, quam assumsit Filius Dei, et aliud esse
peccatum. In natura enim humana quam assumsit,
passus, mortuus et resuscitatus est, idque pro
peccato expiando. Postea tertius articulus symboli
requirit a nobis fidem in Spiritum sanctum, qui
colligit et sanctificat ecclesiam catholicam et sanc-
torum communionem.
Hoc quomodo fieri potest, si peccatum sit ipsa
hominis substantia ? Dicimus etiam in eodem arti-
culo, nos credere remissionem peccatorum, item,
resurrectionem carnis, de qua Hiob [19, 25ff.] inquit:
In novissimo die de terra surrectus sum et rursum
circumdabor pelle mea et in carne meo [!] videbo
Dominum, quem visurus sum ego ipse et oculi mei
conspecturi sunt et non alius etc. Hoc vero fieri
nequaquam potest, si peccatum est ipsa hominis
natura, anima, caro sive substantia.
Tertio pugnat idem dogma cum oratione domi-
nica, nec enim dicere possumus, sanctificetur in
nobis nomen tuum, si nostra substantia nihil est
aliud, nisi peccatum, nec petere possumus, dimitti
nobis debita nostra, item ne inducamur in tenta-
tionem et similia. Eodem modo cum baptismo et
coena dominica, dogma istud manifeste pugnat, in
quibus sacramentis remissio peccatorum, per et
propter Filium nobis promittitur et confertur26.
Aus diesem allen ist offenbar, das es zwey unter-
schiedene ding sind, der mensch von leib und seel
und denn die erbsünde. Der mensch oder sein wesen
oder sein leib und seel ist nicht die erbsünde, so ist
auch die erbsünde nicht der mensch, sein wesen,
leib oder seel, sondern die sünde ist etwas in des
menschen leib und seel, wie solches durch ein
exempel deutlich kan erkleret werden. Adam, der
erst mensch, von Gott erschaffen, findet sich selbs
in vier ungleichen stenden.

26 FC, Solida declaratio I, Bek. Schr., 854 ff., verweist
von den Katechismusstücken auf das ,,gesetz" und

Denn anfangs, wie er von Gott erschaffen ist,
hat er keine sünde an ihme gehabt. Zum andern,
nach dem fall ist er ein sünder gewesen und hat
sünde an ihm gehabt. Zum dritten, nachdem er von
Gott wider zu gnaden aufgenommen, ist er zumal
ein sünder und gerecht gewesen. Denn die sünde
hat er wol in seiner natur gehabt, aber umb des
weibs samen willen ist sie ihme nicht zugerechnet
und der heilig Geist hat sie zum teil angefangen
auszukehren. Zum vierden, in der auferstehung wird
er widerumb ganz und gar one sünde und von aller
sünde gereiniget sein.
Hie ist die frag, ob ein anderer Adam sey, der
gesündigt habe, denn der von Gott erschaffen, und
ob ein anderer Adam sey, der umb der sünde willen
gestorben, und ein anderer Adam, der von den
todten umb der gerechtigkeit willen auferweckt
werden soll?
Darauf kan ein jeder einfeltiger Christ antworten
und sagen, es sey ein einiger Adam und nicht nach
dem wesen zween, drey oder vier unterschiedlicher
Adam; denn eben der Adam, der erschaffen ist,
der ist auch ein sünder, und der gestorben ist, eben
derselbig nach seinem wesen wird widerstehen [!].
Allein ist dis der unterscheid, das Adam vor dem
fall ist from, one sünde, nach dem fall aber ist er
ein sünder, vor der auferstehung wird er für from
gehalten und hat gleichwol noch sünde an leib, seel
und allen seinen kreften, aber nach der auferstehung
wird er one sünde, volkomen, gerecht und heilig
sein. Doch ist es ein einiger Adam nach seiner natur,
substanz, wesen und nicht ein andere seel, die
sündiget, ein andere, die recht tut.
Daraus lauter und klar ist, das die sünde nicht
sey die natur, substanz und wesen des menschen;
denn der mensch bleibt nach seiner substanz, natur
und wesen ein mensch, er sündige oder sündige
nicht. Allein ist dis die unterscheid, wenn er Gottes
gebot nicht aller ding gemess ist oder dieselbige
ubertritt, so ist er ein sündiger mensch; wenn aber
sein natur denselben gleichformig ist und sie helt,
so ist er ein fromer, heiliger mensch. Darumb ist

,,die fürnehmbsten artikel unsers christlichen glau-
bens".

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