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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Sprengler-Ruppenthal, Anneliese [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 1. Teil): Stift Hildesheim, Stadt Hildesheim, Grafschaft Oldenburg und Herrschaft Jever — Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.32954#0301
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Grafschaft Oldenburg

werden, wir aber sollen gleuben, das uns unsere
sünde gewislich vergeben werden, und das uns Gott
gnediglich umb des mittlers willen annimpt.
Item, das wissen in den teufeln bringt in ihnen
furcht, schrecken, flucht, grimmigen zorn und has
wider Gott. Aber der glaub und das vertrauen auf
den Son Gottes in uns bringet trost und freude an
Gott, das wir zu Gott zuflucht haben und ihn an-
ruffen etc.19
Contra:
Du sprichst: durch glauben sind wir
gerecht. Nu ist der glaub auch ein werk.
So mus nun folgen, das wir dennoch
durch werk gerecht sind?
Antwort:
Diese erklerung ist hochnötig. Wenn man spricht:
durch glauben sind wir gerecht, sol diese rede also
verstanden werden: umb des Herrn Christi willen
sind wir gerecht, umb dieses mittlers willen haben
wir vergebung der sünden und sind gnediglich von
Gott angenomen und mit des Herrn Christi gerech-
tigkeit bekleidet, also das uns umb seinetwillen ge-
rechtigkeit zugerechnet ist, der auch zugleich uns
von seinem Geist gibt, wie Johannes [Joh 16, 7ff.]
spricht.
Und dieses geschicht allein durch glauben, damit
das herze die verheissung fasset und den Herrn
Christum anschauet und annimpt.
Und ist nicht zu verstehen, das der glaub gerecht
mache darumb, das er ein besonder hohes werk ist,
sondern correlative sol diese rede verstanden wer-
den: durch den Son Gottes Jhesum Christum haben
wir vergebung der sünden und gnad, welchen wir
mit glauben annemen20.
Contra:
Gerechtigkeit ist erfüllung des gesetzes
oder ist gleichformigkeit mit Gott.
Darzu gehören alle tugenden,

19 Contra und Antwort wörtlich nach Melanchthon,
Der ordinanden examen 1552, MW VI, 190f.; Seh-
ling V, 168.
20 Contra und Antwort wörtlich nach Melanchthon,
Der ordinanden examen 1552, MW VI, 191f.; Seh-

nicht allein glaube.
Warumb sprichstu denn:
allein durch glauben?
Antwort:
Alle diese argument, die wir hie gesetzt haben,
sind erinnerung, wie die wörter zu verstehen sind,
glaub und gerecht werden.
Nemlich das der glaub in diesen reden heisse,
alle artickel des glaubens wissen und für war halten
und darin auch die verheissung der gnaden, und
sey also ein herzlich vertrauen auf den Son Gottes,
Jhesum Christum, Gott und menschen.
Gerecht sein, heist vergebung der sünden haben
und Gott gefellig sein durch den glauben umb des
Herrn Christi willen, welcher der versüner ist und
uns bedecket mit seiner gerechtigkeit, das ist, mit
seinem gehorsam, das der gerechte zorn Gottes21
[nicht] auf uns ausgegossen werde, dieweil unsere
arme, elende natur sündig ist und hat die ander
gerechtigkeit nicht, welche ist die erfüllung des ge-
setzes oder die gleichförmigkeit mit Gott, darvon
der Psalm [143, 2] spricht: Kein lebendiger wird
für dir gerecht sein, und Job 9 [2]: Ich weis war-
haftig, das der mensch nicht gerecht ist für Gott.
Und dieses lernet man erstlich in rechter be-
kentnis22 und also für und für in aller anruffung;
denn das herz erschricket vor Gottes zorn wieder
unsere sünd und kan nicht freude an Gott haben
anders denn durch den mittler Jhesum Christum,
Gott und menschen, so du gleubest, das dieser mitt-
ler deine sünde zudecke und wolle dir seine gerech-
tigkeit zurechnen, das du Gott gefellig seist. Also
hat das herze ein zutrit für Gott und nicht anders
für und für in diesem leben, suchet allzeit erstlich
vergebung der sünden. Darumb spricht S. Paulus
also Rom. 5 [2]: Durch diesen haben wir einen
zutrit durch glauben in diese gnad.
Und ist dabey gewislich war, in diesem trost
durch glauben wirket der Herr Christus selbs in
deinem herzen leben und ist in dir, lesset dich
ling V, 168.
21 Melanchthon, aaO., MW VI, 192; Sehling V,
169: + nicht.
22 Melanchthon, aaO., 2. Wittenberger Druck, MW
VI, 253, Anm. 45: bekerung. So auch CR 23, LVII.

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