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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0115
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20. Hausordnung für das Stift Möllenbeck

20. Hausordnung für das Stift Möllenbecka
5. August 1612

Zuwißen, nachdem der hochgeborne graff und her,
her Ernst, graff zu Holstein, Schaumburgk und
Sternbergk, her zu Gehmen, unser gnediger graff
und her, nun etzliche jahr hero gespuret und in der
thadt befunden, das in ih[rer] g[naden] closter Mol-
lenbeck, so woll in disciplina alß in administratione
der haußhaltunge und waß dern anhangt, eine sol-
che große unordnung, confusion und verwirrung ein-
gerißen und noch teglich zugenommen, das, wofern
solchem unheill bei zeiten nicht vorgebawet und no-
tige remedia dagegen furgenommen wurden, alß-
dann nicht allein die bereits gemachten vielfaltigen
schulde noch weiter geheufft, sondern das closter
mit aller deßen zubehorung endtlich dadurch gar zu
trummern gehen woltte, das demnach ih. g., alß der
landtsher und dern kraft des religionfriedens das ius
espicopale allein uber dieß closter zustehet, zu ver-
hutung solches endtlichen untergans [sic], mit vor-
gehabtem zeitigen, reiffen rath und auß guter
wißenheitt, diese nachfolgende ordnung verfaßen
und dieselben inß closter publiciren laßen, denen
auch pater, | 207v| subprior, procurator1 und sempt-
liche conventualen mit undertheniger reverentz in
allen puncten, bei verhutung ernstes einsehens,
nachleben sollen:
Zum ersten: So viel die zu diesem closter gehorige
lenderei, wiesen und kempe2 betrifft, sollen die itzi-
ger erheischender notturfft nach umb jehrlichen

a Textvorlage (Handschrift): NLA Bückeburg L 1,
Nr. 3211, Bl. 207r-212v (mit Siegel).

1 Prior ist 1612 Hermann Wedemhoff, Subprior Conrad
Hoier und Prokurator Heinrich Kalmeyer, vgl. Nieder-
sächsisches Klosterbuch 3, S. 1065.
2 Eingehegte Felder, s. FWb 8, Sp. 559f.
3 Verpachtet und verliehen, s. Sleumer, KlWb, S. 299
und FWb 2, Sp. 1493.

geldtzinß, so thewr alß immer muglich, guten ge-
wißen leuthen, so schaumburgische underthanen
sein, elocirt und außgethan3 und alle funf jahr von
einer jeden morgen uber den jehrlichen zinß der
weinkauf4, so hoch der immer nach landtsgeprauch
bei den conductorn5 zuerheben, eingenommen und
zu register gebracht werden. Weill auch diese len-
derei, wiesen und kempe nothwendig gemeßen wer-
den mußen, solches aber itzo alßpaldt nicht gesche-
hen kan, so sollen dieselben den conductorn fur erst
nach stucken, wie sie liggen, eingethan6 werden, mit
dem vorbehaltt, wan sie hernacher gemeßen sein,
das sie dann nach morgenzahll, wie obstehet, darvon
jehrlichs zu hawgelde7 geben sollen. Betreffendt die
lenderei, so die burger |208r| binnen Rintelen von
dem closter haben, sollen die nun in kunftig von je-
der morgen einen schlechten thaler und alle funf
jahr darvon den weinkauf, wie obangerurt, geben
unnd entrichten.
Zum andern soll die kuche und haußhaltunge der-
gestaldt geringert und eingezogen8 werden, das vurt
vierzig personen im closter verpleiben und drin un-
terhaltten werden sollen, alß nemblich: Zwelff con-
ventualen, im brawhause drei, im schweinhause
zwo, in der pfordten eine, im backhause neben dem
moller9 zwo, im zimmerhause eine, im stalle achte,
auf dem schafferhofe10 drei, im krankenhause drei,
fur den pater und die gastkamer zwo.

4 Mit weinkauf ist hier die Abgabe zur Bestätigung des
Pachtvertrags gemeint.
5 Pächtern, s. Sleumer, KlWb, S. 231.
6 Übertragen, s. DRW 2, Sp. 1476.
7 Geldabgabe aus Ländereien (an Stelle der Abgabe in
Form von Getreide oder Heu), s. DRW 5, Sp. 253.
8 Verkleinert, s. Grimm, DWb 3, Sp. 354.
9 Müller.
10 Hof des Schaffners.

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