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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0631
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27. Ordnung für die Feier der Hochzeiten und Kindertaufen

nah Standes geböhr thoschicken und thoverholden
hefft, darmede de Raht nicht verorsaket werde, dem
einen so wol alss andern etwas gewisses vortho-
schriven und mate thosetten.
Sovele dann de tydt der Kost belanget, gifft de
dachlicke erfarunge und ogenschyn, dewile bether-
tho Twe, ja Dre dage volle Koste geholden worden,
dat solchs nicht allein den jungen Eheluden tho un-
notturfftigem unrahde, sondern ock den gebedenen
Gesten und |A 4r| Fründen tho beschwerliker vor-
sümenisse, schaden und nahdeel gerecken deit, und
dat dorch sodan averflödich vorschwenden der ga-
ven Gades an Spyse und Drancke der Allmechtige
tho torn bewagen und dessen segen und gnedige be-
nedeyung affgewendet wert, Demnach ordenen
unnd willen wy, dat by einem Jeden Stande mehr
nicht dann ein dach kost geholden werde unnd de-
sülvige dardorch gentzlich geendigt werde, Unnd de
Brudtlüde des andern Dages gantz und gahr keine
Gäste mehr, dann alleine in öhren eigenen Husern
Vader und Moder, Süster und Broder unnd deren
Kinder edder, an der Oldern stede, öhre Vormündere
und dersulvigen Kindere, Item de frömbden, so van
buten herin thor Kost gefordert, wo dann ock de
twee Schaffere thobidden mechtig syn schölen, by
Poen tein Bremer Marck, so vaken dat jemandt
avertrede.
Unnd dewile de twe ersten Stende des Dingstedages
tho Middage bethertho Kost geholden, So schal ydt
darby vordan gelahten und des Kerckganges wegen
also, wo vorhen verordnet, geholden werden, dat
nömliken de gebedene Fründe sick tho des Brüde-
gams Huse versamlen und der Brüdegam mit den-
sülvigen van dar vor dem klockenschlag Elven, by
Poene Vyff Bremer Marck, in der Kercken syn, Ge-
liker gestalt de Junfferen und Fruwen, so mit der
Brudt thor Kercken gahn, tho der Bruthuse thosa-
mende kamen Und van dar ock vor dem klocken-
schlag Elven in de Kercken, by [A 4v| vöriger Pöen,
sick vorfögen, dar dann de andere gebedene Gäste
sick samlen und so vorth Brudt und Brüdegam na
13 Vgl. Nr. 7, Anm. 25.

Christliker Ordnung van dem Prediger Copuleret
und ehelick thosamende gespraken werden.
Doch wo in sodaner versamlung edder thosamen-
kunfft, so wol in des Brüdegams alse in der Brudt
Huse, nichts geschencket, ock nen gewürtz umme-
gedragen werdt, Also schölen alle dergeliken unrath
und unnödige unkost ingestellet und gentzlick aff-
geschaffet bliven. Unnd mach der Brudt, so des er-
sten Standes ys, dorch des Raths Spellüde13 aver de
Strate nah der Kercken unnd van dar wedder nah
dem Kosthuse, der Brudt averst, so des anderen
Standes ys, vor dem Huse, daruth se geit, und nah
vollendetem Kerckgang wedder vor dem Kosthuse
gespelet werden.
Als averst ock by dem Kerckgang der Brudt inge-
mein, wat Standes desülve ock ys, darinne, dat se
neven und under öhren Junfferen kleine und Junge
kinder laden und in den treck14 vor sick stellen,
welcke ahne sonderbar denst und Upsicht der Meg-
de und gesinde sick sülvest nicht plegen und wahren
können, dadorch nicht allein unordnung und hin-
derung, sowol under dem Kerckgang alß in dem
Kosthuse, sondern ock vele unnödige, untydige
unnd undentlicke unkosten an allerhandt dartho ge-
ferdigten kleidern unnd schmuck verorsaket wert,
Demnah gebeden wy, dat na düssem dage keine
Junffern, de nicht over achte Jahr olt sindt, vor
|B 1r| der Brudt mit her thogahn gefordert werden
schölen, by Vyff Marcken.
Wann nuh von dem Prediger in der Kercken syn
ambt verrichtet worden, ock de Brudegam und de
Brudt sampt öhren beidersits gebedenen frunden
und gesten, older verordnung und gewanheit nah,
sick in dat Kosthuss verföget und tho dische geset-
tet hebben, als dann schall van den Köken sovorth
angerichtet, ock de Mahltydt dusser Dingstdages
Koste vor dren Uhren gentzlich affgespieset, de di-
sche upgehaven und wech geruhmet, ock, wolher-
gebrachtem lofliken gebruke nah, meer nicht alss
veer Richte gespyset und vorgedragen werden.
14 Vgl. Nr. 7, S. 493 mit Anm. 4.

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