6. Mandat für die Superintendenten zur Provinzialsynode 1607
6. Mandat für die Superintendenten zur Provinzialsynodea
17. Januar 1607
Moritz1, von Gottes genaden landgraff zu Heßen,
graff zu Catzenelnbogen etc.
bWürdiger unndt wolgelerterb, lieber getrewer.
Ihr wißet euch zuerinnern, durch was verwir-
rung unndt klüegelung2 voriger wolbedechtlich ge-
machten synodalabschieden3 die im oberfürsten-
thumb4 gewesene theologi von haltung der general-
synoden gäntzlich abgebrochen unndt dahero ver-
uhrsachet, daß nuhn in ettlichen jahren kein gene-
ralsynodus im fürstenthumb Heßen gehalten5 unndt
die underthanen durch solche spaltung der theolo-
gen auch irr gemacht worden sein, daß mann diesel-
be mit großer beschwehrung wieder in einen einhel-
ligen verstandt bringen kan. Wann wir nuhnc auß
tragendem hohen fürstlichen ampt schuldig sein,
denn heimlich eingeschliechenen dissensionibus
durch Gottes hülff unndt beystandt zu remediiren
unndt unanimem et orthodoxum ecclesiae consen-
sum wiederumb in unnßere kirchen zubringen, daß-
elbig aber noch zur zeitt durch ein allgemeinend syn-
odum nicht geschehen kan, alß wöllen wir gleichwol,
daß die provinciales synodi in unnßerm fürsten-
thumb unndt zubehörigen graff- unndt herrschaff-
ten mittler zeitt mit vleiß gehalten unndt in eines
a Textvorlage A (Handschrift): StaatsA Marburg,
Best. 4i Nr. 162. Abdruck: Hofsommer, Verbesse-
rungspunkte, S. 167f. Anm. 1. Textvorlage B (Hand-
schrift): StaatsA Marburg, Best. 22a 1 Nr. 4.
b-b B: Vester unnd hochgelartter räthe und liebe getrewenn.
c B: dann.
d B: general.
e Fehlt B.
f-f B: Zu welchem ende wir dann unsernn superattendenten
gnedig bevehlenn, das sie unnd ein ider in seinem bezirgk
einen synodum den 17ten Februarii ausschreiben unnd.
g B: wohl erwegenn sollenn.
h B: und.
i-i Von anderer Hand ergänzt.
j-j B: desgleichen.
k-k Von anderer Hand ergänzt.
l B: vorgetragen.
jedern | superattendenten bezirck in kirchen unndt
schuelen wohl zugesehen werdee, damit ein einhelli-
ge conformitet gehalten unndt alle trennung abge-
schafft werde.
fBefehlen euch demnach gnediglich, daß ir einen
solchen synodum, in ewrer superattendentz dinns-
tag, den 17ten Februarii, zu St. Göer6 zu haltenn,
dazue wir euch ettliche unnßerer politischen räthe
zuzuordnen gemeinet, außschreibet unndt uff dem-
selbenf alle mengell der kirchen unndt schuelen für-
nehmmet unndt, so viel möglich, in richtigkeit brin-
get, sonderlich aber dieses erwegetg, wie eine durch-
gehende conformitet in allen kirchen mit predigen,
administrirung der hochwürdigen sacramenten, hal-
tung der bettagenn, exercirung des catechismi,
auchh, so es möglich, in den städten im singen iund
predigtstundeni gleicheit könne gehalten werden,
jinnsonderheit aberj, wie es anzustellen, daß man
abents unndt morgens eine stundt in der kirchen,
kmorgens zwey, abendts eins oder bißweilen zweyk
capitel auß der bibell gelesen unndt also in einem
jahr die gantze bibel mit kurzen summarien dem
volck vorgelesenl unndt das psalterium Lobwas-
sers7 zwey mahl außgesungen hette, mdoch das des
m-m Von anderer Hand ergänzt.
1 Moritz von Hessen-Kassel (reg. 1592-1627), siehe oben,
S. 34.
2 Besserwisserei, Grimm, DWb 11, Sp. 1282.
3 Die Abschiede der 13 Generalsynoden zwischen 1568
und 1582 sind abgedruckt in Sehling, EKO VIII,
S. 347-393.
4 Das Marburger Land, siehe oben, S. 27.
5 Die letzte Generalsynode war 1582 gehalten worden, Ab-
druck des Abschieds in Sehling, EKO VIII, S. 392f.
6 St. Goar am Rhein.
7 Ambrosius Lobwasser (1515-1585) war an der Univer-
sität Königsberg zum Dr. jur. promoviert worden, er
war außerdem Schriftsteller und Übersetzer. Seine Über-
tragung der Psalmen ins Deutsche erschien 1573 unter
dem Titel „Der Psalter ... Davids, in deutsche Reymen
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6. Mandat für die Superintendenten zur Provinzialsynodea
17. Januar 1607
Moritz1, von Gottes genaden landgraff zu Heßen,
graff zu Catzenelnbogen etc.
bWürdiger unndt wolgelerterb, lieber getrewer.
Ihr wißet euch zuerinnern, durch was verwir-
rung unndt klüegelung2 voriger wolbedechtlich ge-
machten synodalabschieden3 die im oberfürsten-
thumb4 gewesene theologi von haltung der general-
synoden gäntzlich abgebrochen unndt dahero ver-
uhrsachet, daß nuhn in ettlichen jahren kein gene-
ralsynodus im fürstenthumb Heßen gehalten5 unndt
die underthanen durch solche spaltung der theolo-
gen auch irr gemacht worden sein, daß mann diesel-
be mit großer beschwehrung wieder in einen einhel-
ligen verstandt bringen kan. Wann wir nuhnc auß
tragendem hohen fürstlichen ampt schuldig sein,
denn heimlich eingeschliechenen dissensionibus
durch Gottes hülff unndt beystandt zu remediiren
unndt unanimem et orthodoxum ecclesiae consen-
sum wiederumb in unnßere kirchen zubringen, daß-
elbig aber noch zur zeitt durch ein allgemeinend syn-
odum nicht geschehen kan, alß wöllen wir gleichwol,
daß die provinciales synodi in unnßerm fürsten-
thumb unndt zubehörigen graff- unndt herrschaff-
ten mittler zeitt mit vleiß gehalten unndt in eines
a Textvorlage A (Handschrift): StaatsA Marburg,
Best. 4i Nr. 162. Abdruck: Hofsommer, Verbesse-
rungspunkte, S. 167f. Anm. 1. Textvorlage B (Hand-
schrift): StaatsA Marburg, Best. 22a 1 Nr. 4.
b-b B: Vester unnd hochgelartter räthe und liebe getrewenn.
c B: dann.
d B: general.
e Fehlt B.
f-f B: Zu welchem ende wir dann unsernn superattendenten
gnedig bevehlenn, das sie unnd ein ider in seinem bezirgk
einen synodum den 17ten Februarii ausschreiben unnd.
g B: wohl erwegenn sollenn.
h B: und.
i-i Von anderer Hand ergänzt.
j-j B: desgleichen.
k-k Von anderer Hand ergänzt.
l B: vorgetragen.
jedern | superattendenten bezirck in kirchen unndt
schuelen wohl zugesehen werdee, damit ein einhelli-
ge conformitet gehalten unndt alle trennung abge-
schafft werde.
fBefehlen euch demnach gnediglich, daß ir einen
solchen synodum, in ewrer superattendentz dinns-
tag, den 17ten Februarii, zu St. Göer6 zu haltenn,
dazue wir euch ettliche unnßerer politischen räthe
zuzuordnen gemeinet, außschreibet unndt uff dem-
selbenf alle mengell der kirchen unndt schuelen für-
nehmmet unndt, so viel möglich, in richtigkeit brin-
get, sonderlich aber dieses erwegetg, wie eine durch-
gehende conformitet in allen kirchen mit predigen,
administrirung der hochwürdigen sacramenten, hal-
tung der bettagenn, exercirung des catechismi,
auchh, so es möglich, in den städten im singen iund
predigtstundeni gleicheit könne gehalten werden,
jinnsonderheit aberj, wie es anzustellen, daß man
abents unndt morgens eine stundt in der kirchen,
kmorgens zwey, abendts eins oder bißweilen zweyk
capitel auß der bibell gelesen unndt also in einem
jahr die gantze bibel mit kurzen summarien dem
volck vorgelesenl unndt das psalterium Lobwas-
sers7 zwey mahl außgesungen hette, mdoch das des
m-m Von anderer Hand ergänzt.
1 Moritz von Hessen-Kassel (reg. 1592-1627), siehe oben,
S. 34.
2 Besserwisserei, Grimm, DWb 11, Sp. 1282.
3 Die Abschiede der 13 Generalsynoden zwischen 1568
und 1582 sind abgedruckt in Sehling, EKO VIII,
S. 347-393.
4 Das Marburger Land, siehe oben, S. 27.
5 Die letzte Generalsynode war 1582 gehalten worden, Ab-
druck des Abschieds in Sehling, EKO VIII, S. 392f.
6 St. Goar am Rhein.
7 Ambrosius Lobwasser (1515-1585) war an der Univer-
sität Königsberg zum Dr. jur. promoviert worden, er
war außerdem Schriftsteller und Übersetzer. Seine Über-
tragung der Psalmen ins Deutsche erschien 1573 unter
dem Titel „Der Psalter ... Davids, in deutsche Reymen
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