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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0107
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7b. Bekenntnis der Kasseler Generalsynode 1607

fII. Von abthun der bilderf
Wie wir nu schüldig sind, die wort der heiligen zehen
gebot zu leren und zu lernen, also seind wir auch an
den gehorsam derselben verpflichtet und verbun-
den, inmassen der mann Gottes, Moses, sagt,
Deut. 5 [5]: Sihe, ich habe euch gelehret gebott und
rechte, wie mir der herr, mein Gott, gebotten hat,
daß ir also thun solt, etc. So behaltets nun und
thuts, etc. Item, Deut. 12 [33.8]: Alles, was ich euch
gebiete, das solt ihr halten, daß ihr darnach thut.
Und solt nicht thun ein jeglicher, was in recht
dünckt. Wann dann nu Gott der herr in seinen h.
zehen gebotten gesagt hat, Exod. 20 [4]: Du solt dir
kein bildniß noch irgend ein gleichniß machen etc.,
item Deut. 4 [15-16]: So bewahret nu euer seelen
wol, denn ir habet kein gleichniß gesehen des tages,
da der herr mit euch redet aus dem feur auff dem
berge Horeb, auff daß ir euch nicht verderbet und
macht euch irgend ein bilde, das gleich sey einem
manne oder weibe etc., Item v. 23[-24]: So hütet
euch nu, das ihr des bunds des herren, euers Gottes,
nicht vergesset, den er mit euch gemacht hat und
nicht bilder machet einiger gleichniß, wie der herr,
dein Gott, gebotten hat. Denn der herr, dein Gott,
ist ein verzerend feur und ein eiferiger Gott. Her-
gegen aber nirgend geschrieben steht, daß Gott ge-
botten und gesagt: Du solt mich abbilden, du solt
mir irgend ein bildnüß oder gleichniß machen, wie
im gleichen auch nirgend in der gantzen bibel ge-
schrieben stehet, das die patriarchen Noa, Abra-
ham, Isaac, Jacob, Joseph, David, die propheten
und aposteln oder andere heiligen Gottes jemals ein
bild Gottes, Christi, Mariä oder anderer verstorbe-
nen patriarchen und heiligen auffgerichet, sondern
vielmehr zeuget die schrift, daß sie die von andern
aufgerichtete bilder und götzen zerbrochen und aus
den augen der kirchen hinweg gethan haben. So ach-
ten wir uns schuldig und verpflichtet, die abergläu-
bische und von dem pabsthumb überbliebene bilder,
so zu keinem andern ende dann zur abgötterey in
unsern kirchen auffgerichtet, eingesegnet und ge-
f-f Fehlt B.
g-g Fehlt B.
h-h Fehlt B.

braucht worden, hinweg und aus den augen der ge-
meine Gottes zu thun.
gIII. Von den artickeln des glaubens und
der person Christig
Von Gott, dem vater, sohn und heiligem geist glau-
ben wir gleicher gestalt alles, was davon in den ar-
tickeln unsers christlichen apostolischen glau-
bens4 aus Gottes wort zusammengetragen und ver-
fast ist. Und ausser deme glauben, leren und sagen
wir nichts, sondern nemen unser vernunft gefangen
unter den gehorsam der h. schrift und artickel des
christlichen glaubens. Wann dann die h. schrift nir-
gend sagt, weder im alten noch neuen testament,
weder bey den evangelisten noch aposteln, daß die
menschheit oder der hleib Christi oder die mensch-
liche natur in der person Christi allenthalben im
himmel, in der luft, auff erden, im wasser, im feur
und allen creaturen zugleich und auff einmahl leib-
haftig gegenwertig sey, so bleiben wir nochmals bey
der schrift und unseren alten synodalischen abschie-
den5 und enthalten uns mit denselben solcher der
h. schrifft unbekanten reden. Geben uns also in den
gehorsam der heiligen schrifft, daß wir mit derselben
von dem hohen geheimnuß der person Christi allein
reden und mit derselben auch schweigen wollen.
Weil dann der herr in der schrift sagt, Matt. 28 [20]:
Ich bin bey euch alle tag biß an der welt ende, item
Matt. 18 [20]: Wo zwen oder drey versamlet seindt
in meinem namen, da bin ich mitten unter ihnen; so
glauben wir auch dasselbe von hertzen und lassens
unsern höchsten trost sein in allen unsern nöten und
anligen. Wie ingleichem wir uns auch trösten, daß
der herr gesagt: Ich verlasse die welt und gehe zum
vatter, Joh. 16 [28]. Item: Ich bin nicht mehr in der
welt, sie aber sind in der welt und ich komme zu dir,
heiliger vatter, erhalte sie in deinen namen, daß sie
eins seyen gleich wie wir, Joh. 17 [11]. Item: In mei-
nes vatters hauß sind viel wonungen, wenns nit so
wehre, so wolt ich zu euch sagen, ich gehe hin, euch
4 Apostolisches Glaubensbekenntnis, BSLK S. 21.
5 Die Abschiede der 13 hessischen Generalsynoden zwi-
schen 1568 und 1582 sind abgedruckt in Sehling, EKO
VIII, S. 347-393.

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