8. Konsistoriumsordnung 1610
8. Konsistoriumsordnunga
10. Oktober 1610
bOrdnung Unsers von Gottes gnaden Moritzen1,
Landgravens zu Hessen, Gravens zu Catzenelnbogen, Dietz, Ziegenhain und Nidda etc.,
Wie es mit Unserm zu Marpurgk besteltem Consistorio und Kirchen Raht gehalten und was von demselben
in Geistlichen und denselben anhangenden Sachen verrichtet und verhandelet werden soll.
Mit Freyheit, Zu Cassell In Fürstlicher Druckerey gedruckt durch Wilhelm Wessell2 Anno M.DC.X. |2 |
[landgräfliches Wappen]b | 3 |
cWir, Moritz, von Gottes gnaden Landgrave zu Hes-
sen, Grave zu Catzenelnbogen, Dietz, Ziegenhain
und Nidda etc., Entbieten unserm Statthalter,
Landvögten, Oberamptman und Beampten, auch
Superintendenten, Pfarherrn und andern Kirchen-
und Schueldienern und sonsten ins gemein allen un-
a Textvorlage 1610 (Druck): SLUB Dresden, Hist. Hass.
141,7, p. 1-43. Abdruck: Kleinschmidt, Sammlung I,
S. 500-509. Textvorlage 1608 (Handschrift): StaatsA
Marburg, Best. 22a Nr. 4a Generalia.
b-b 1608: Furstliche hessische ordenung des geistlichen con-
sistorii unndt kirchen radts zu Marpurg etc.
c-c 1608: Von Gottes gnaden wir, Moritz, landgrav zu He-
ßen, grav zu Catzenelnbogen, Dietz, Ziegenhain unnd
Nidda etc., entpieten allen unsern praelaten, denen von
der ritterschafft, stetten, gemeinden undt allen und je-
den andern unsern unterthanen und verwantten, auch
unsern superintendenten, pfarherrn und andern kirchen-
und schuldienern unsern gruß, gnad und alles gutts zu-
vor undt fuegen euch hirmit zu wißen:
Obwoll biß dahero die bestellung der kirchen und schu-
len, auch auffsicht auff der kirchen- und schuldiener
lehr, leben und wandell und daß allenthalben gleich- und
einigkeit in der lehre und ceremonien gehaltten werde,
deßgleichen auff der kirchen, schulen, baw, almoßen, ka-
sten, hospitalien, siechen und dergleichen gottesheußer
gutter, rechte unnd gerechtigkeiten in unserm fursten-
thumb und darzu gehorigen landen furnemblich jedem
superintendenten in seinem bezirck anvertrawet und be-
vohlen, auch etwan eine solche sache nach gestalt der-
selben zu den general synodis dero superintendenten und
unsere darzu deputirten weldlichen rethen verwießen,
die andere geistliche sachen aber, dero prediger und an-
derer kirchen unnd schuldiener personen, oder kirchen-
und andere geistliche gutter, auch volnziehung oder
scheidung der ehen und derogleichen belangendt, in un-
serer cantzley mit zuziehung etlicher geistlichen gehörtt
und entweder mit gutte oder durch rechtliche erkanttnis
und bescheid erledigt worden, jedoch aber unndt weil wir
zue zeit unserer regierung beneben deme, das die vielfal-
tige uberheuffung unserer cantzleygescheffte an notwen-
diger beforderung der iustitien unndt verhelffung men-
nigliches zu gleichmeßigen rechten unnd anderenn ex-
peditionibus etwaß verzugligkeit unnd hinderung gebi-
ret, leider auch dieses mit betrubnus erfahren mußen,
daß dennoch uber allen angewantten vleiß nichts desto
weiniger allerhand ohnnotige, ergerliche dissensiones,
mißhelligkeitten und gezanck ob der reinen lehr unser
christlichen religion von etlichen eigensinnigen, unruhi-
gen und friedheßigen leuthen erregt unnd dardurch dre-
nung unnd spaltung verursacht werden wollen, so haben
wir von wegen uns von Gott anvertraweten hohen furst-
lichen ampts und obrigkeit uns schuldig erachtet und fur
eine unumbgengliche notturfft angesehen, auff solche
mittel und wege zu gedencken, wie solchem ergerlichen
unweßen furkommen und der in unsern kirchen hoch-
nottwendige einhellige consens beits, in der reinen und
gesunden lehr und ceremonien unserer christlichen reli-
gion, in den prophetischen und apostolischen schrifften
buchstablich befunden oder, ja, festig- und unbeweglich
gegrundet und den allgemeinen christlichen symbolis
und der Augspurgischen Confession [gemäß] verfaßet,
auch fried, ruhe und alles ander erbawliches wesen und
allenthalben gebuhrlicher gehorsamb unnd volge erhalt-
ten und fortgepflantzet werden moge, unnd hirumb ein
solches durch unsere darzu sonders zusammen verord-
nete furneme geist- und weltliche hoff- und landrethe
reifflich erwegen unnd berhatschlagen, auch als von ih-
nen darzu fur das dienlichste ermeßen, daß von uns ein
geistlich consistorium angerichtet, mit darzu tauglichen
personen besetzt und demselben in allen und jeden ob-
gemeltten sachen die obere auffsicht und inspection,
auch gutt- oder rechtliche verhör, erkantnis, entschul-
digung und andere nottwendige verordnung jederzeit zu-
thun mit darzu gehorender iurisdiction und gewalt auff-
getragen und bevohlen werde, daßelbige uns also gnedig
gefallen laßen und zu werk gericht und zu dem ende und
umb mehrer gewiß- und richtigkeit willen diße ferfaßung
1 Zu Landgraf Moritz (reg. 1592-1627) siehe oben, S. 34.
2 Zur Offizin von Wilhelm Wessel siehe Reske, Buch-
drucker, S. 410.
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8. Konsistoriumsordnunga
10. Oktober 1610
bOrdnung Unsers von Gottes gnaden Moritzen1,
Landgravens zu Hessen, Gravens zu Catzenelnbogen, Dietz, Ziegenhain und Nidda etc.,
Wie es mit Unserm zu Marpurgk besteltem Consistorio und Kirchen Raht gehalten und was von demselben
in Geistlichen und denselben anhangenden Sachen verrichtet und verhandelet werden soll.
Mit Freyheit, Zu Cassell In Fürstlicher Druckerey gedruckt durch Wilhelm Wessell2 Anno M.DC.X. |2 |
[landgräfliches Wappen]b | 3 |
cWir, Moritz, von Gottes gnaden Landgrave zu Hes-
sen, Grave zu Catzenelnbogen, Dietz, Ziegenhain
und Nidda etc., Entbieten unserm Statthalter,
Landvögten, Oberamptman und Beampten, auch
Superintendenten, Pfarherrn und andern Kirchen-
und Schueldienern und sonsten ins gemein allen un-
a Textvorlage 1610 (Druck): SLUB Dresden, Hist. Hass.
141,7, p. 1-43. Abdruck: Kleinschmidt, Sammlung I,
S. 500-509. Textvorlage 1608 (Handschrift): StaatsA
Marburg, Best. 22a Nr. 4a Generalia.
b-b 1608: Furstliche hessische ordenung des geistlichen con-
sistorii unndt kirchen radts zu Marpurg etc.
c-c 1608: Von Gottes gnaden wir, Moritz, landgrav zu He-
ßen, grav zu Catzenelnbogen, Dietz, Ziegenhain unnd
Nidda etc., entpieten allen unsern praelaten, denen von
der ritterschafft, stetten, gemeinden undt allen und je-
den andern unsern unterthanen und verwantten, auch
unsern superintendenten, pfarherrn und andern kirchen-
und schuldienern unsern gruß, gnad und alles gutts zu-
vor undt fuegen euch hirmit zu wißen:
Obwoll biß dahero die bestellung der kirchen und schu-
len, auch auffsicht auff der kirchen- und schuldiener
lehr, leben und wandell und daß allenthalben gleich- und
einigkeit in der lehre und ceremonien gehaltten werde,
deßgleichen auff der kirchen, schulen, baw, almoßen, ka-
sten, hospitalien, siechen und dergleichen gottesheußer
gutter, rechte unnd gerechtigkeiten in unserm fursten-
thumb und darzu gehorigen landen furnemblich jedem
superintendenten in seinem bezirck anvertrawet und be-
vohlen, auch etwan eine solche sache nach gestalt der-
selben zu den general synodis dero superintendenten und
unsere darzu deputirten weldlichen rethen verwießen,
die andere geistliche sachen aber, dero prediger und an-
derer kirchen unnd schuldiener personen, oder kirchen-
und andere geistliche gutter, auch volnziehung oder
scheidung der ehen und derogleichen belangendt, in un-
serer cantzley mit zuziehung etlicher geistlichen gehörtt
und entweder mit gutte oder durch rechtliche erkanttnis
und bescheid erledigt worden, jedoch aber unndt weil wir
zue zeit unserer regierung beneben deme, das die vielfal-
tige uberheuffung unserer cantzleygescheffte an notwen-
diger beforderung der iustitien unndt verhelffung men-
nigliches zu gleichmeßigen rechten unnd anderenn ex-
peditionibus etwaß verzugligkeit unnd hinderung gebi-
ret, leider auch dieses mit betrubnus erfahren mußen,
daß dennoch uber allen angewantten vleiß nichts desto
weiniger allerhand ohnnotige, ergerliche dissensiones,
mißhelligkeitten und gezanck ob der reinen lehr unser
christlichen religion von etlichen eigensinnigen, unruhi-
gen und friedheßigen leuthen erregt unnd dardurch dre-
nung unnd spaltung verursacht werden wollen, so haben
wir von wegen uns von Gott anvertraweten hohen furst-
lichen ampts und obrigkeit uns schuldig erachtet und fur
eine unumbgengliche notturfft angesehen, auff solche
mittel und wege zu gedencken, wie solchem ergerlichen
unweßen furkommen und der in unsern kirchen hoch-
nottwendige einhellige consens beits, in der reinen und
gesunden lehr und ceremonien unserer christlichen reli-
gion, in den prophetischen und apostolischen schrifften
buchstablich befunden oder, ja, festig- und unbeweglich
gegrundet und den allgemeinen christlichen symbolis
und der Augspurgischen Confession [gemäß] verfaßet,
auch fried, ruhe und alles ander erbawliches wesen und
allenthalben gebuhrlicher gehorsamb unnd volge erhalt-
ten und fortgepflantzet werden moge, unnd hirumb ein
solches durch unsere darzu sonders zusammen verord-
nete furneme geist- und weltliche hoff- und landrethe
reifflich erwegen unnd berhatschlagen, auch als von ih-
nen darzu fur das dienlichste ermeßen, daß von uns ein
geistlich consistorium angerichtet, mit darzu tauglichen
personen besetzt und demselben in allen und jeden ob-
gemeltten sachen die obere auffsicht und inspection,
auch gutt- oder rechtliche verhör, erkantnis, entschul-
digung und andere nottwendige verordnung jederzeit zu-
thun mit darzu gehorender iurisdiction und gewalt auff-
getragen und bevohlen werde, daßelbige uns also gnedig
gefallen laßen und zu werk gericht und zu dem ende und
umb mehrer gewiß- und richtigkeit willen diße ferfaßung
1 Zu Landgraf Moritz (reg. 1592-1627) siehe oben, S. 34.
2 Zur Offizin von Wilhelm Wessel siehe Reske, Buch-
drucker, S. 410.
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