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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0169
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13. Predigerwitwenmandat 1604

13. Predigerwitwenmandata
30. Mai 1604
Verordnung, daß der prediger hinterlassende wittwen der frondiensten sollen befreyet und
deren erlassen seyn betreffend
1604 I

Ludwig1 etc.
Lieber getrewer. Es haben uns jetzt unser superin-
tendens wie auch die definitores2 supplicando zu-
erkennen gegeben, obwohl weiland unnser in Gott
ruhender gnediger, geliebter herr vatter3 gottsehli-
ger und christmilter gedechtnus hiebevor in außgan-
genem underschriebenen bevelch4 underm dato den
22. Januarii anno etc. [15]81 der verstorbenen pre-
dicanten witwen der frondienste befreyet und erlas-
sen, so wolte doch solche begnadigung jederweiln
angefochten unnd zu enge eingezogen werden, de-
rowegen sie uns dan ferner underthenig gebetten,
wir wolten sie, die witwen, nicht allein darbey gne-
dig schutzen unnd handhaben, sondern auch die
gnad erzeigen, daß sie auch deren fröne und dienste,
so die gemeinden under sich selbsten in gemeinen
nutzen thuen, wie nicht wenigers der centcosten5,
einzuggeldts6 und anderen derogleichen beschwerun-
gen gefreyet und uberhaben7 werden möchtten.
Unnd wir dan dem heiligen ministerio8 zu ehrn und
gedachter predicanten witwen zu gnaden in solch
suchenn dero gestaldt gnedig gewilligt, daß sie nicht
allein inkunfftig bey dem einmahl von unserm gott-
sehligen herrn vatter gegebenen bevelch geschutzt
und mit denen uns schuldigen frondiensten nicht
beschwert, sondern auch sonsten, so lange sie im

a Textvorlage (Handschrift): StaatsA Darmstadt, Best. E
5 A Nr. 609.

1 Ludwig V. von Hessen-Darmstadt (reg. 1596-1626), sie-
he oben, S. 45.
2 Im 16. Jahrhundert entstand in der Obergrafschaft das
Amt der Definitoren. Unter Vorsitz der Superintenden-
ten oblag diesem sechs- bis siebenköpfigen Gremium von
Stadt- und Landgeistlichen die oberste Verwaltung und
Leitung kirchlicher Angelegenheiten, Diehl, Bedeu-
tung, S. 5f.
3 Georg I. von Hessen-Darmstadt (1547-1596), siehe
oben, S. 43.

witwenstand pleiben und sich darin ehrlich und
christlich verhalten, aller anderer gemeinen fondien-
ste, deren sonsten ein jeder pfarrer frey, wie | nicht
wenigers allerley centhkosten und einzuggeldts in
gemein den pfarrern gleich (doch alles uf unsere en-
derung oder gar wider abschaffung) gefreyet, uber-
haben unnd entladen sein söllen9, also bevehlen wir
dir hirmit in gnaden, daß du uber dieser unserer be-
freyung (so lange sie von uns ungeendert pleibt)
auch mit ernst haltest und daran seyest, daß mehr
gedachte witwen daruber nicht beschwert werden.
Daß wöllen wir uns also zu dir in gnaden versehen.
Datum Zwingenberg, am 30. Maii anno etc. 1604
Nota: Den bevelch an kelner zue Darmbstadt hat
unser g[nädiger] f[ürst] und herr underschrieben, die
andern hab ich uf s[einer] f[ürstlichen] g[naden] be-
velch subscribirt.
An die kelner zu Darmbstadt, Dornbergk, Rüsels-
heim, Lichtenberg, Zwingenberg, Bikkenbach
[Rückvermerk:] Bevelch ann die beambtenn, der
pfarrernn wittiben freyheit betreffend, de dato
Zwingenberg, 30ten Maii anno [1]604.

4 Liegt nicht vor.
5 Abgaben innerhalb des Rechtsbezirks der Zent, Grimm,
DWb 31, S. 637.
6 Abgabe bei Aufnahme in das Bürgerrecht, DRW II,
Sp.1500.
7 Enthoben.
8 Gesamtheit der Geistlichen.
9 Hier ist das privilegium immunitatis gemeint, das geist-
liche Personen und Institutionen von weltlichen Abga-
ben befreite, LMA VII, Sp. 229f.

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