Hessen-Darmstadt
thann, versorgett, ihnen, wann eß die zeit erfordert,
kein ander hoffmeister und andere diener zugeord-
net werden, dann welche jetzt berührtter religion
seyen unnd ohne einigk bedenckhenn sich darzu
aidtlich bekennenn, inn aller der maaß, wie unsere
jetziger zeit unsern söhnen verordtnette hofmeister
unnd praeceptor sich obligiret und verpflichttet,
dieselben unsere söhne auch mit allem fleiß | darin-
nen also informiren und underrichttenn lassen, da-
mit sie inn Gotteß wortt wohll geübtt, dem lieben
Gott mit reinem hertzen dienenn unnd ihreß glau-
benß jederzeit guthen berichtt geben könnenn.
Derowegen soll auch in kirchen und schuelen
kein theologus, professor, praedicant oder schuel-
meister ufgenommen werden, er gelobe unnd schwe-
re dann zuevorderst, daß er anderst nicht lehren
wölle, dann waß Gotteß wortt und erwehntter wah-
ren unverenderttenn Augspurgischenn Confession
gemeeß sey, sonderlich aber auch sich mit mundt
und hertz in affirmativa et negativa erklehre, das er
in confessione richtigk und rein unnd nichtt catho-
lisch oder papistisch, zwinglich oder calvinisch, wi-
derteufferisch oder andern irrigen unnd widerigen
secten verwanth unnd zugethann sey, benäntlich
aber unnd per expressum bekenne.
In puncto de persona Christi glaube er vonn her-
tzen, daß Christo alß menschenn zur rechtten Got-
tes sietzendt, nicht nur ettliche, sondern alle, | nicht
gemessene, sonndernn göttliche unnd ungemessene
gewalt über alle creaturen im himmell und auf er-
den, dießelbige gegenwerttigk zu beherrschenn, in
der that unnd warheit gegebenn seye, auch, daß er
nit nur alß Gott, sondernn auch alß mensch und
alßo nach der gantzen person, wie die auß göttlicher
unndt menschlicher natur bestehet, bey seiner lie-
ben kirchen auf erden wahrhafftigk zugegen
seye15.
15 Bei Ausarbeitung der Konkordienformel von 1577 war es
zwischen den Gnesiolutheranern, die die menschliche
Anwesenheit Christi bejahten und den Kryptocalvi-
nisten, die sie unter Verweis auf die Himmelfahrt be-
stritten, zu Auseinandersetzungen gekommen, siehe
oben, S. 32.
16 Tit 3,5.
In puncto de redemptione generis humani glaube er,
daß Christus der herr nach dem willen seineß himm-
lischenn vatterß nicht nur vor etliche, sonndern vor
alle unnd yedere menschen warhafftig gestorbenn
unnd dahero des allmächtigenn Gotteß ernster wille
sey, daß yedermann ahn Christum glauben unnd
also sehllig werden solle.
In puncto de peccato glaube er, daß nicht Gott ein
stieffter oder ursach der sünden seye, sondernn daß
alle sünde und ungerechtigkeit vonn teuffel und
menschen herrühre. |
In puncto de baptismo glaube er, die tauff seye
nicht nur ein bloß zeichen oder bedeuttung der wi-
dergeburt, so aller erst über etzlich zeit hernach
beym getaufften ervollgenn solle, sonndern ein gött-
lich baadt16, darinnen der sündthafftige mensch
warhafftigk durch crafft deß heilligenn geistes vonn
sünden abgewaschen unnd anderwerttß gebohrenn
unnd gerechtt gemacht werde.
In puncto de coena Domini glaube er, daß nichtt
nur brott unnd weinn doselbst unnd dieselbige bloße
zeichenn deß abweßendenn leibeß unnd bluttes
Christi seyen17 , sonndernn daß mit dießen eusserli-
chen elementen der wahre, wessentliche leib unnd
daß wahre weßentliche blutt Christi auff unß ver-
borgener weiße laudt der stiefftungßwortt18, | wann
unnd so offt daß nachttmahll gehalttenn wirdt, ge-
wißlich überraichtt und daß auch von unwürdigen
(doch zum gerichtt und ihrem verderben19) dießel-
bige endpfangen werdenn, in aller maaßen solcheß
in concordia zwischen Luthero und Bucero anno 36
zu Wittenbergh20 ist erclehrett wordenn.
17 In Abgrenzung zur Abendmahlslehre Zwinglis und Cal-
vins.
18 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-25.
19 Vgl. 1Kor 11,29.
20 Wittenberger Konkordie von 1536, Abdruck in Bucer,
Deutsche Schriften 6, 1, S. 114-134; WA.B 12,
S.200-212.
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thann, versorgett, ihnen, wann eß die zeit erfordert,
kein ander hoffmeister und andere diener zugeord-
net werden, dann welche jetzt berührtter religion
seyen unnd ohne einigk bedenckhenn sich darzu
aidtlich bekennenn, inn aller der maaß, wie unsere
jetziger zeit unsern söhnen verordtnette hofmeister
unnd praeceptor sich obligiret und verpflichttet,
dieselben unsere söhne auch mit allem fleiß | darin-
nen also informiren und underrichttenn lassen, da-
mit sie inn Gotteß wortt wohll geübtt, dem lieben
Gott mit reinem hertzen dienenn unnd ihreß glau-
benß jederzeit guthen berichtt geben könnenn.
Derowegen soll auch in kirchen und schuelen
kein theologus, professor, praedicant oder schuel-
meister ufgenommen werden, er gelobe unnd schwe-
re dann zuevorderst, daß er anderst nicht lehren
wölle, dann waß Gotteß wortt und erwehntter wah-
ren unverenderttenn Augspurgischenn Confession
gemeeß sey, sonderlich aber auch sich mit mundt
und hertz in affirmativa et negativa erklehre, das er
in confessione richtigk und rein unnd nichtt catho-
lisch oder papistisch, zwinglich oder calvinisch, wi-
derteufferisch oder andern irrigen unnd widerigen
secten verwanth unnd zugethann sey, benäntlich
aber unnd per expressum bekenne.
In puncto de persona Christi glaube er vonn her-
tzen, daß Christo alß menschenn zur rechtten Got-
tes sietzendt, nicht nur ettliche, sondern alle, | nicht
gemessene, sonndernn göttliche unnd ungemessene
gewalt über alle creaturen im himmell und auf er-
den, dießelbige gegenwerttigk zu beherrschenn, in
der that unnd warheit gegebenn seye, auch, daß er
nit nur alß Gott, sondernn auch alß mensch und
alßo nach der gantzen person, wie die auß göttlicher
unndt menschlicher natur bestehet, bey seiner lie-
ben kirchen auf erden wahrhafftigk zugegen
seye15.
15 Bei Ausarbeitung der Konkordienformel von 1577 war es
zwischen den Gnesiolutheranern, die die menschliche
Anwesenheit Christi bejahten und den Kryptocalvi-
nisten, die sie unter Verweis auf die Himmelfahrt be-
stritten, zu Auseinandersetzungen gekommen, siehe
oben, S. 32.
16 Tit 3,5.
In puncto de redemptione generis humani glaube er,
daß Christus der herr nach dem willen seineß himm-
lischenn vatterß nicht nur vor etliche, sonndern vor
alle unnd yedere menschen warhafftig gestorbenn
unnd dahero des allmächtigenn Gotteß ernster wille
sey, daß yedermann ahn Christum glauben unnd
also sehllig werden solle.
In puncto de peccato glaube er, daß nicht Gott ein
stieffter oder ursach der sünden seye, sondernn daß
alle sünde und ungerechtigkeit vonn teuffel und
menschen herrühre. |
In puncto de baptismo glaube er, die tauff seye
nicht nur ein bloß zeichen oder bedeuttung der wi-
dergeburt, so aller erst über etzlich zeit hernach
beym getaufften ervollgenn solle, sonndern ein gött-
lich baadt16, darinnen der sündthafftige mensch
warhafftigk durch crafft deß heilligenn geistes vonn
sünden abgewaschen unnd anderwerttß gebohrenn
unnd gerechtt gemacht werde.
In puncto de coena Domini glaube er, daß nichtt
nur brott unnd weinn doselbst unnd dieselbige bloße
zeichenn deß abweßendenn leibeß unnd bluttes
Christi seyen17 , sonndernn daß mit dießen eusserli-
chen elementen der wahre, wessentliche leib unnd
daß wahre weßentliche blutt Christi auff unß ver-
borgener weiße laudt der stiefftungßwortt18, | wann
unnd so offt daß nachttmahll gehalttenn wirdt, ge-
wißlich überraichtt und daß auch von unwürdigen
(doch zum gerichtt und ihrem verderben19) dießel-
bige endpfangen werdenn, in aller maaßen solcheß
in concordia zwischen Luthero und Bucero anno 36
zu Wittenbergh20 ist erclehrett wordenn.
17 In Abgrenzung zur Abendmahlslehre Zwinglis und Cal-
vins.
18 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-25.
19 Vgl. 1Kor 11,29.
20 Wittenberger Konkordie von 1536, Abdruck in Bucer,
Deutsche Schriften 6, 1, S. 114-134; WA.B 12,
S.200-212.
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