Einleitung
1. Die Grafschaft Waldeck
Waldeck war ein kleines, zwischen den Flüssen Diemel und Eder gelegenes Territorium, das im Süden und
Osten an die Landgrafschaft Hessen sowie im Norden und Westen an Westfalen bzw. die Gebiete des
Fürstbistums Paderborn und des Kurfürstentums Köln angrenzte.
Das Waldecker Grafenhaus teilte sich nach dem Tod Heinrichs VI. 1397 in zwei Linien, die ältere
Landauer und die neuere Waldecker Linie.1 Aus finanziellen Gründen mussten sich die Landauer 1431 und
die Waldecker 1438 unter die Lehnshoheit der Landgrafschaft Hessen begeben. Diese Abhängigkeit blieb
aus hessischer Sicht bis Mitte des 19. Jahrhunderts bestehen, faktisch entwickelte sich Waldeck jedoch zu
einem eigenständigen Staatsgebilde „mit eindeutigen Merkmalen der Reichsunmittelbarkeit“.2
1486 wurde der Besitz der Waldecker Linie unter Heinrich VIII.3 und Philipp II.4 nochmals aufgeteilt.
Heinrich regierte in Waldeck-Wildungen und Philipp in Waldeck-Eisenberg.5 Die ältere Landauer Linie
erlosch 1495 mit dem Tod Ottos IV., ihr Besitz fiel an die beiden anderen Linien. Nach jahrelangen mili-
tärischen Auseinandersetzungen um die Besitztitel von Wildungen und Eisenberg beschlossen die Grafen
1507 eine Erbeinung:6 Heinrich VIII. von Waldeck-Wildungen erhielt die Ämter Wildungen und Naumburg
sowie die Burg Itter.7 Philipp II. von Waldeck-Eisenberg besaß Schloss und Amt Eisenberg, Schloss, Stadt
und Amt Mengeringhausen, Schloß, Stadt und Amt Landau, Amt Wetterburg sowie einen Teil der Herr-
schaft Itter. Die Eisenberger Linie hatte also den größeren nördlichen Landesteil, die Wildunger den klei-
neren südlichen erhalten. Unter gemeinsamer Verwaltung beider Waldecker Linien blieben die Samtstädte
Korbach, Niederwildungen, Sachsenhausen, Sachsenberg und Freienhagen sowie die Schlösser und Ämter
Waldeck und Rhoden. Am Vorabend der Reformation war Waldeck eines der kleineren Territorien im Reich,
das lediglich aus elf Ämtern8 und sieben Städten9 bestand.
Die Grafschaft war kirchenorganisatorisch unter den Erzbistümern Köln und Mainz sowie dem Bistum
Paderborn aufgeteilt. Dem Bistum Paderborn unterstanden 44 Pfarreien sowie die Klöster Arolsen, Flecht-
dorf, Korbach, Mengeringhausen und Volkhardinghausen. Dem Mainzer Erzbistum gehörten 32 Pfarreien
an sowie die Klöster Berich, Netze, Wildungen, Höhnscheid und Oberwerbe. Dem Erzbistum Köln waren
lediglich vier Pfarreien im Südwesten der Grafschaft unterstellt.10
1 Neumann, Kirche, S. 18f.
2 Menk, Waldecks Beitrag, S. 7, 10-17; ders., Beziehun-
gen, S. 76f.; Wassmann, Waldeck, S. 9f.; Neumann,
Kirche, S. 7-11; Cramer, Entwicklung, S. 196; Pan-
nekoek, Theologie, S. 5f.
3 Zu Heinrich VIII. siehe Varnhagen, Grundlage, S. 42-
48.
4 Zu Philipp II. siehe Varnhagen, Grundlage, S. 92-118;
Leiss, Studierende (1904), S. 9f.; Schultze, Reforma-
tionsgeschichte, S. 75.
5 Neumann, Kirche, S. 19-21.
6 StaatsA Marburg, Best. 115.6 Nr. 19.
7 Wetekam/Martin, Landesordnung, S. 6; Wass-
mann, Waldeck, S. 10.
8 Rhoden, Mengeringhausen, Landau, Wetterburg, Eisen-
berg, Lichtenfels, Sachsenberg, Fürstenberg, Waldeck,
Wildungen und Züschen. Ausführliche Beschreibung der
Ämterbei Bockshammer, Territorialgeschichte, S. 171-
275; vgl. Neumann, Kirche, S. 11-14.
9 Rhoden, Mengeringhausen, Landau, Korbach, Waldeck,
Wildungen und Züschen.
10 Neumann, Kirche, S. 84-87, vgl. das detaillierte Ver-
zeichnis aller Kirchen und Pfarreien der Grafschaft ebd.,
S. 370-388; Wassmann, Waldeck, S. 11; Curtze, Kir-
chenverfassung, S. 43-45. Zu den Pfarreien des Archi-
diakonats Fritzlar (Erzbistum Mainz) siehe auch Clas-
sen, Organisation, S. 155-165.
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1. Die Grafschaft Waldeck
Waldeck war ein kleines, zwischen den Flüssen Diemel und Eder gelegenes Territorium, das im Süden und
Osten an die Landgrafschaft Hessen sowie im Norden und Westen an Westfalen bzw. die Gebiete des
Fürstbistums Paderborn und des Kurfürstentums Köln angrenzte.
Das Waldecker Grafenhaus teilte sich nach dem Tod Heinrichs VI. 1397 in zwei Linien, die ältere
Landauer und die neuere Waldecker Linie.1 Aus finanziellen Gründen mussten sich die Landauer 1431 und
die Waldecker 1438 unter die Lehnshoheit der Landgrafschaft Hessen begeben. Diese Abhängigkeit blieb
aus hessischer Sicht bis Mitte des 19. Jahrhunderts bestehen, faktisch entwickelte sich Waldeck jedoch zu
einem eigenständigen Staatsgebilde „mit eindeutigen Merkmalen der Reichsunmittelbarkeit“.2
1486 wurde der Besitz der Waldecker Linie unter Heinrich VIII.3 und Philipp II.4 nochmals aufgeteilt.
Heinrich regierte in Waldeck-Wildungen und Philipp in Waldeck-Eisenberg.5 Die ältere Landauer Linie
erlosch 1495 mit dem Tod Ottos IV., ihr Besitz fiel an die beiden anderen Linien. Nach jahrelangen mili-
tärischen Auseinandersetzungen um die Besitztitel von Wildungen und Eisenberg beschlossen die Grafen
1507 eine Erbeinung:6 Heinrich VIII. von Waldeck-Wildungen erhielt die Ämter Wildungen und Naumburg
sowie die Burg Itter.7 Philipp II. von Waldeck-Eisenberg besaß Schloss und Amt Eisenberg, Schloss, Stadt
und Amt Mengeringhausen, Schloß, Stadt und Amt Landau, Amt Wetterburg sowie einen Teil der Herr-
schaft Itter. Die Eisenberger Linie hatte also den größeren nördlichen Landesteil, die Wildunger den klei-
neren südlichen erhalten. Unter gemeinsamer Verwaltung beider Waldecker Linien blieben die Samtstädte
Korbach, Niederwildungen, Sachsenhausen, Sachsenberg und Freienhagen sowie die Schlösser und Ämter
Waldeck und Rhoden. Am Vorabend der Reformation war Waldeck eines der kleineren Territorien im Reich,
das lediglich aus elf Ämtern8 und sieben Städten9 bestand.
Die Grafschaft war kirchenorganisatorisch unter den Erzbistümern Köln und Mainz sowie dem Bistum
Paderborn aufgeteilt. Dem Bistum Paderborn unterstanden 44 Pfarreien sowie die Klöster Arolsen, Flecht-
dorf, Korbach, Mengeringhausen und Volkhardinghausen. Dem Mainzer Erzbistum gehörten 32 Pfarreien
an sowie die Klöster Berich, Netze, Wildungen, Höhnscheid und Oberwerbe. Dem Erzbistum Köln waren
lediglich vier Pfarreien im Südwesten der Grafschaft unterstellt.10
1 Neumann, Kirche, S. 18f.
2 Menk, Waldecks Beitrag, S. 7, 10-17; ders., Beziehun-
gen, S. 76f.; Wassmann, Waldeck, S. 9f.; Neumann,
Kirche, S. 7-11; Cramer, Entwicklung, S. 196; Pan-
nekoek, Theologie, S. 5f.
3 Zu Heinrich VIII. siehe Varnhagen, Grundlage, S. 42-
48.
4 Zu Philipp II. siehe Varnhagen, Grundlage, S. 92-118;
Leiss, Studierende (1904), S. 9f.; Schultze, Reforma-
tionsgeschichte, S. 75.
5 Neumann, Kirche, S. 19-21.
6 StaatsA Marburg, Best. 115.6 Nr. 19.
7 Wetekam/Martin, Landesordnung, S. 6; Wass-
mann, Waldeck, S. 10.
8 Rhoden, Mengeringhausen, Landau, Wetterburg, Eisen-
berg, Lichtenfels, Sachsenberg, Fürstenberg, Waldeck,
Wildungen und Züschen. Ausführliche Beschreibung der
Ämterbei Bockshammer, Territorialgeschichte, S. 171-
275; vgl. Neumann, Kirche, S. 11-14.
9 Rhoden, Mengeringhausen, Landau, Korbach, Waldeck,
Wildungen und Züschen.
10 Neumann, Kirche, S. 84-87, vgl. das detaillierte Ver-
zeichnis aller Kirchen und Pfarreien der Grafschaft ebd.,
S. 370-388; Wassmann, Waldeck, S. 11; Curtze, Kir-
chenverfassung, S. 43-45. Zu den Pfarreien des Archi-
diakonats Fritzlar (Erzbistum Mainz) siehe auch Clas-
sen, Organisation, S. 155-165.
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