Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0228
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Waldeck

11. Kastenordnung für Korbacha
24. August 1543
bKastennordenung der stedde Corbachb
Kastennordnung aller geistlichenn gutter unnd gevelle der stedde Corbach, auß cder Hessischenn1 unnd
anderer hernn unnd steddenn gotseligenc ordnungen zum theill gezogenn

1. Erstlich. Nachdem das kastennampt nit ein
schlecht2 weltlich oder burgerlich, sonder ein heiligs
kirchennampt ist, vonn Got unnd durch die heilige
schrifft inn kirchennsachenn verordent unnd beste-
digt3, derohalbenn sollenn viehr gotforchtige, ver-
stendige unnd tugentsame burger, die der christli-
chen gemein unnd der pfar glidmaß sein, zwehenn
uff der altenn unnd zwehenn uff der newenn
staedt4 , sampt eynem schreiber zu diesem ampt ge-
kornn unnd verordent werdennα. Die sollenn denn
pastor inn geistlichen sachenn, als mit außteilung

α B: Vier kastenmeister, uf ider stadt zwen, zuverordenen.

a Textvorlagen A (1543) und B (1544) (Handschriften):
StaatsA Marburg, Best. 115.7 Generalia Nr. 3. Abdruck
(Fassung B): Curtze, Gesetzgebung, S. 34-45 (Nr. 16).
b-b Fehlt B.
c-c B: etlicher gotseligenn herrenn unnd fursten, auch frei-
unnd reichsstetten gutem, loblichem brauch unnd.
d-d B: die opfermannen zu dienern haben. Als aber itzo uff
beiden stetten sondere helgenrichter [=Heiligenrichter,
Verwalter der Kirchkasse, DRW 5, Sp. 580] oder kir-
chenmeister von alters seien unnd inn der eyll die ka-
stenhern aller gelegenheit nit innen [=gewahr] werden
mugen, so sollenn dieselbenn kirchenmeister nebenn
denn kastenhern an irem ampt pleibenn, sich mit ufnah-
me unnd außgeben der kirchenn zinß unnd gevelle zum
baw, geleuchte, belohnung der opffermenner etc., wie
bißheer gehalten, bißolange solche anzall solcher perso-
nen geringert unnd dieselb verwaltung denn kastenhern
inwendig eynem jare oder deßgleichenn mit gutem rathe
und bequemlich auch aufgelegt unnd bevolen werdenn
muge. [marginal: Des hospitals und siechenhauß verse-
hung unnd verwaltung] Nachdem auch der hospitall
unnd leprosen- oder sichenhauß ire sonder gevelle unnd
furstender haben, so sollenn die beide durch sondere vor-
stender hinfuro versehen werdenn, wilche an eynem er-
barn raith, wie von alters, rechenschaft unnd bescheidt
thuenn unnd gebenn sollenn.

der almoßen, zu eynem mithelfer unnd ddenn opf-
fermann zum diener habennd.
2. Unnd sollenn die geistlichen gutter uff beiden
steddenn, wie die denn namenn eigenne, inn eynenn
kastenn gevallenn unnd verreiecht5 werdenn, ange-
sehenn, das mann vonn alters ein heubtpfar6 bin-
nenf beidenn steddenn Corbach gehaltenn unnd uff
solche wege vielg costenn vorkommenn mag; doch
dash beide stedde mit notturfftigen kirchenndien-
sten unnd -dienernn versehenn werdenni.

e B: eigenn, (doch der kirchenn gevelle unnd gutter, alle-
dieweill die kirchenmeister, wie obgemelt, nit geendert,
unnd weß hernach von spende abgesondert, hierin auß-
geschloßenn sein).
f B:inn.
g B vielfaltigen.
h B: sollen.
i B: unnd versorgt werdenn, wie davon ein christliche,
ehrliche kirchennordenunge zu gotlichem lob unnd zu
forderung der christlichenn gemein ufgericht unnd ge-
halten werden soll [vgl. die Korbacher Predigerordnung
von 1545, unten, Nr. 12].

1 Siehe die Hessischen Kastenordnungen von 1530 und
1533, Abdrucke in Sehling, EKO VIII, S. 68-70, 80f.;
Urkundliche Quellen II, Nr. 165 S. 105-108 und
S.171-173.
2 Schlichtes, einfaches.
3 2Kön 12,10-11. Vgl. Joh 12,29.
4 Neben der Altstadt Korbach wurde im 13. Jahrhundert
die Neustadt gegründet. 1377 wurden beide Teile zu ei-
ner Stadt vereinigt, Hessisches Städtebuch, S. 297-301,
bes. S. 298 Nr. 5a; Sante, Hessen, S. 276.
5 Verrechnet.
6 Die Kilianskirche in der Altstadt. Die Nikolaikirche in
der Neustadt war Filiale von St. Kilian, Classen, Or-
ganisation, S. 273.

208
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften