Waldeck
20. Mandat zur Abschaffung von Taufexorzismus und Taufkleida
21. August 1584
Josias1 undt Gunter2, gevettern, graffen undt herren
zu Waldecken.
Unsern gruß zuvor, würdige undt wolgelartte
liebe getrewen. Nachdeme wir uns mitt unserm
freundtlichen, lieben vettern, graffen Frantzen3 zu
Waldecken, uff vorgehabtem rath etzlicher unserer
pfarherren, auch anderer theologen dahin vereini-
gett, daß nun hinfurtter in unsern kirchen uß darzu
sonderlich bewegenden ursachen der exorcismus
undt westerhempt4 bey der kinderlein tauff ußgelas-
sen undt nitt mehr gebraucht werden soll, solchs
auch albereits in andern unsern kirchen abschaffen
lassen, so befehlen wir euch sampt undt besondern
hirmitt auch in gnaden undt wöllen, [dass] ir in un-
ser euch ahnbefohlener kirchen beidt, den exorcis-
mum undt westerhempt, von der tauff der kinder-
lein hinfuhro ablassett undt darbey nitt lenger ge-
brauchett.
Undt damitt ewere gemeine darunter nitt ge-
ergertt werden undt es nit etwa davor achten möge,
alß weren ihre vorige kinder ohnrecht getaufft oder
die kunfftigen nitt vollenkommene taufft, wan die
gedachte beiden stücke darbey ußgelassen wurden,
bekommen soltten oder was dergleichen mehr ge-
dancken bey dem gemeinen undt einfeltigen man
darauß erwachsen konten, | so achten wirs nitt ohn-
rathsam sein, wollens euch auch hirmitt gnedigli-
chen befohlen haben, ewere gemeine uß Gottes
a Textvorlage (Handschrift): StaatsA Marburg, Best.
115.7 Generalia Nr. 45. Abdruck: Curtze, Gesetzge-
bung, S. 103f. (Nr. 34).
1 Zu Josias I. siehe oben, S. 299 Anm. 1.
2 Günther (1557-1585), Sohn Graf Samuels, regierte von
1577 bis 1585 als Graf von Waldeck-Wildungen,
Varnhagen, Grundlage, S. 81-83.
3 Franz III. (1553-1597), Sohn Johanns I., regierte von
1579 bis 1597 als Graf von Waldeck-Landau, Varnha-
gen, Grundlage, S. 180-185.
4 Taufhemd, -kleid, Grimm, DWb 29, Sp. 637.
5 Zacharias Vietor, geb. um 1535, war zehn Jahre lang
Pfarrer in Frankenberg und wurde am 26. September
1562 an der Kilianskirche in Korbach eingeführt, deren
wortt der gelegenheitt zu berichten, daß nemblich
obgemeltte beide stücke, der exorcismus undt das
westerhempt, der kinderlein tauffe nichts geben
noch nemen undt ohne nachtheil der tauffe darvon
abgelassen werden konnen, wie ir solchs der gebur
zu thunde werdett wissen, damitt ergernuß in
christlicher gemeine, soviel immer möglich, vorge-
bawett undt verhutet werden möge.
Wan dan solchs beschehen undt ein kindtlein,
zwey oder drey uß der burgerschafft kinderlein also
ohne exorcismo undt westerhempt getaufft, alßdan
[wenn ihr] dem conrectore unserer scholen daselbst
sein ohngetaufftes kindtlein gleicher gestaltt mitt
ußlassung des exorcismi undt westerhempts teuf-
fett, thun wir uns zu euch gestaltten sachen nach
gentzlichen versehen undt seindt euch mitt gnaden
wol gewogen.
Datum undter unser secretten undt handtschrifften,
den 21. Augusti anno etc. [15]84.
[Rückvermerk:] Ahn ern Zachariam Vietorem5 undt
ern M. Georgium Nymphium6, pfarherren zu Cor-
bach 1. wegen ußlassung des exorcismi undt wester-
hempts bey der tauff, undt 2., das sie dem conrec-
tori sein kindtlein numehr auch teuffen.
De dato den 21. Augusti Anno etc. [15]84.
Pfarramt er bis zu seinem Tod 1617 versah. Seit 1572
war er außerdem als Superintendent des Wildunger Lan-
desteils tätig, Langenbeck, Geistliche, S. 74f.;
Schultze, Reformationsgeschichte, S. 310-312; ders.,
Visitationsberichte, S. 361; Leiss, Studierende (1906),
S. 235f.
6 Magister Georg Nymphius stammte aus Rotach in Mei-
ßen, hatte in Wittenberg studiert und war vermutlich
Schulmeister in Korbach gewesen. Von 1562 bis zu sei-
nem Tod 1593 war er Pfarrer an St. Nikolai in Korbach.
Um 1582 wurde er Superintendent des Eisenberger Lan-
desteils, Langenbeck, Geistliche, S. 79; Schultze,
Reformationsgeschichte, S. 311f.; Leiss, Studierende
(1906), S. 216.
300
20. Mandat zur Abschaffung von Taufexorzismus und Taufkleida
21. August 1584
Josias1 undt Gunter2, gevettern, graffen undt herren
zu Waldecken.
Unsern gruß zuvor, würdige undt wolgelartte
liebe getrewen. Nachdeme wir uns mitt unserm
freundtlichen, lieben vettern, graffen Frantzen3 zu
Waldecken, uff vorgehabtem rath etzlicher unserer
pfarherren, auch anderer theologen dahin vereini-
gett, daß nun hinfurtter in unsern kirchen uß darzu
sonderlich bewegenden ursachen der exorcismus
undt westerhempt4 bey der kinderlein tauff ußgelas-
sen undt nitt mehr gebraucht werden soll, solchs
auch albereits in andern unsern kirchen abschaffen
lassen, so befehlen wir euch sampt undt besondern
hirmitt auch in gnaden undt wöllen, [dass] ir in un-
ser euch ahnbefohlener kirchen beidt, den exorcis-
mum undt westerhempt, von der tauff der kinder-
lein hinfuhro ablassett undt darbey nitt lenger ge-
brauchett.
Undt damitt ewere gemeine darunter nitt ge-
ergertt werden undt es nit etwa davor achten möge,
alß weren ihre vorige kinder ohnrecht getaufft oder
die kunfftigen nitt vollenkommene taufft, wan die
gedachte beiden stücke darbey ußgelassen wurden,
bekommen soltten oder was dergleichen mehr ge-
dancken bey dem gemeinen undt einfeltigen man
darauß erwachsen konten, | so achten wirs nitt ohn-
rathsam sein, wollens euch auch hirmitt gnedigli-
chen befohlen haben, ewere gemeine uß Gottes
a Textvorlage (Handschrift): StaatsA Marburg, Best.
115.7 Generalia Nr. 45. Abdruck: Curtze, Gesetzge-
bung, S. 103f. (Nr. 34).
1 Zu Josias I. siehe oben, S. 299 Anm. 1.
2 Günther (1557-1585), Sohn Graf Samuels, regierte von
1577 bis 1585 als Graf von Waldeck-Wildungen,
Varnhagen, Grundlage, S. 81-83.
3 Franz III. (1553-1597), Sohn Johanns I., regierte von
1579 bis 1597 als Graf von Waldeck-Landau, Varnha-
gen, Grundlage, S. 180-185.
4 Taufhemd, -kleid, Grimm, DWb 29, Sp. 637.
5 Zacharias Vietor, geb. um 1535, war zehn Jahre lang
Pfarrer in Frankenberg und wurde am 26. September
1562 an der Kilianskirche in Korbach eingeführt, deren
wortt der gelegenheitt zu berichten, daß nemblich
obgemeltte beide stücke, der exorcismus undt das
westerhempt, der kinderlein tauffe nichts geben
noch nemen undt ohne nachtheil der tauffe darvon
abgelassen werden konnen, wie ir solchs der gebur
zu thunde werdett wissen, damitt ergernuß in
christlicher gemeine, soviel immer möglich, vorge-
bawett undt verhutet werden möge.
Wan dan solchs beschehen undt ein kindtlein,
zwey oder drey uß der burgerschafft kinderlein also
ohne exorcismo undt westerhempt getaufft, alßdan
[wenn ihr] dem conrectore unserer scholen daselbst
sein ohngetaufftes kindtlein gleicher gestaltt mitt
ußlassung des exorcismi undt westerhempts teuf-
fett, thun wir uns zu euch gestaltten sachen nach
gentzlichen versehen undt seindt euch mitt gnaden
wol gewogen.
Datum undter unser secretten undt handtschrifften,
den 21. Augusti anno etc. [15]84.
[Rückvermerk:] Ahn ern Zachariam Vietorem5 undt
ern M. Georgium Nymphium6, pfarherren zu Cor-
bach 1. wegen ußlassung des exorcismi undt wester-
hempts bey der tauff, undt 2., das sie dem conrec-
tori sein kindtlein numehr auch teuffen.
De dato den 21. Augusti Anno etc. [15]84.
Pfarramt er bis zu seinem Tod 1617 versah. Seit 1572
war er außerdem als Superintendent des Wildunger Lan-
desteils tätig, Langenbeck, Geistliche, S. 74f.;
Schultze, Reformationsgeschichte, S. 310-312; ders.,
Visitationsberichte, S. 361; Leiss, Studierende (1906),
S. 235f.
6 Magister Georg Nymphius stammte aus Rotach in Mei-
ßen, hatte in Wittenberg studiert und war vermutlich
Schulmeister in Korbach gewesen. Von 1562 bis zu sei-
nem Tod 1593 war er Pfarrer an St. Nikolai in Korbach.
Um 1582 wurde er Superintendent des Eisenberger Lan-
desteils, Langenbeck, Geistliche, S. 79; Schultze,
Reformationsgeschichte, S. 311f.; Leiss, Studierende
(1906), S. 216.
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