Edition
1. Kirchenzuchtordnunga
6. Dezember 1582
Kirchenordenung
Wir, Chunradb grave zu Solms unnd herr zu Mön-
tzenbergk etc., thun kunt unnd bekennenn hiemitt.
Demnach durch Gotteß gnädige versehung unnd
barrmhertzigkeitt die lähr deß heyligenn evangelii
viel jar hero bey weilandt den wolgepornenn un-
ßernn freundtlichen, liebenn vorelterrn unnd herrnn
vatterr2, wolseligen, in irer libden obrigkeitt einge-
furth unnd gepflantztt worden3, sonderlich aber
mitt verleyhung deß almechtigenn von tagk zu tagk
der uberpliebene sauerteygk4 inn derr lähr unnd
heyligenn sacramenten eröffnett5 unnd nach mög-
lichkeitt auß unnßerrn kirchenn verwießenn, daß
fur solche gnad wir unnd unnsere unnderthanen
Gottes gutte hoch zu preißenn unnd solchenn teu-
renn schatz mit danckbarenn hertzenn anzunehmen
unnd unnß zu[zu]eygnennc bey verlust unnsererr se-
ligkeitt zum höchstenn verpflichtet sein, unnd wir
aberr im werckh befinndenn, auch glaublich berich-
tett | 1v | werdenn, daß nitt wenig unnderr unnßerrn
unnderthanen unnd angehorigen seyen, die sich sol-
licherr gnaden wenig geprauchenn, die predig deß
h[eiligen] evangelii, darinnenn unß solliche hochste
a Textvorlage A (Handschrift): FSBA Braunfels, A 61.1
III 551, fol. 1r-7v. Textvorlage B (Handschrift): FSBA
Braunfels, A 61.1 III 543/2, fol. 12r-16r. Abdruck von A:
Richter, Kirchenordnungen II, S. 458-460; Abicht,
Kreis Wetzlar III, S. 223-231; Rudnig, Reformation,
S. 77-82; Faulenbach, 16. Jahrhundert, S. 285-289.
b In B übergeschrieben: Wilhelm.
c Fehlt A, ergänzt aus B.
d Fehlt B.
gutterr vorgetragenn unnd gegebenn werdenn, ver-
ächtlich haltenn, sich dem geprauch der h. sacra-
menten entziehenn, im offentlichem ergerlichem le-
benn unnd mehrerrn unordtnungenn ihr lebenn zu-
pringenn, alleß zu verletzigung der hochsten maje-
stett Gotteß unnd ihrer selbst ewigenn verdamb-
nuß, alß habenn wir wenigerß nichtt dan anndere
christliche obrigkeitten nach demd bevelch Gotteß
die geladene unngehorsamme geste zu der mahlzeitt
deß almechtigenn6 nach göttlicherr verleyhung mitt
christlicherr disciplin unnd ordtnung beyzupringen,
keinen umbgange habenn konnen noch sollenn. |2r |
[Predigtgottesdienste, Katechismusunterricht,
Sonntagsheiligung]
1. Bevehlen demnach unnd wollenn erstlich, dieweill
der seligmachende glaub auß dem gehör gotlicheß
worts heerkompt7, daß alle unnßere unnderthanen
sich iderzeitt vleissig zu der predig gottlicheß wortts
haltenn; welche aberr die sontage unnd anndere ver-
ordnette festtage nitt haltenn, vor der predig uberr
1 Konrad von Solms-Braunfels (1540-1592, reg. 1581-
1592), Solms-Laubach, Geschichte, S. 54f.
2 Philipp von Solms-Braunfels (1494-1581, reg. 1547-
1581), Solms-Laubach, Geschichte, S. 51-54.
3 Philipp hatte die Reformation nach dem Augsburger
Religionsfrieden 1555 eingeführt, siehe oben, S. 310.
4 Vgl. 1Kor 5,7.
5 Offenbart wird.
6 Vgl. Mt 22,1-14, bes. 3-8.
7 Röm 10,17.
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1. Kirchenzuchtordnunga
6. Dezember 1582
Kirchenordenung
Wir, Chunradb grave zu Solms unnd herr zu Mön-
tzenbergk etc., thun kunt unnd bekennenn hiemitt.
Demnach durch Gotteß gnädige versehung unnd
barrmhertzigkeitt die lähr deß heyligenn evangelii
viel jar hero bey weilandt den wolgepornenn un-
ßernn freundtlichen, liebenn vorelterrn unnd herrnn
vatterr2, wolseligen, in irer libden obrigkeitt einge-
furth unnd gepflantztt worden3, sonderlich aber
mitt verleyhung deß almechtigenn von tagk zu tagk
der uberpliebene sauerteygk4 inn derr lähr unnd
heyligenn sacramenten eröffnett5 unnd nach mög-
lichkeitt auß unnßerrn kirchenn verwießenn, daß
fur solche gnad wir unnd unnsere unnderthanen
Gottes gutte hoch zu preißenn unnd solchenn teu-
renn schatz mit danckbarenn hertzenn anzunehmen
unnd unnß zu[zu]eygnennc bey verlust unnsererr se-
ligkeitt zum höchstenn verpflichtet sein, unnd wir
aberr im werckh befinndenn, auch glaublich berich-
tett | 1v | werdenn, daß nitt wenig unnderr unnßerrn
unnderthanen unnd angehorigen seyen, die sich sol-
licherr gnaden wenig geprauchenn, die predig deß
h[eiligen] evangelii, darinnenn unß solliche hochste
a Textvorlage A (Handschrift): FSBA Braunfels, A 61.1
III 551, fol. 1r-7v. Textvorlage B (Handschrift): FSBA
Braunfels, A 61.1 III 543/2, fol. 12r-16r. Abdruck von A:
Richter, Kirchenordnungen II, S. 458-460; Abicht,
Kreis Wetzlar III, S. 223-231; Rudnig, Reformation,
S. 77-82; Faulenbach, 16. Jahrhundert, S. 285-289.
b In B übergeschrieben: Wilhelm.
c Fehlt A, ergänzt aus B.
d Fehlt B.
gutterr vorgetragenn unnd gegebenn werdenn, ver-
ächtlich haltenn, sich dem geprauch der h. sacra-
menten entziehenn, im offentlichem ergerlichem le-
benn unnd mehrerrn unordtnungenn ihr lebenn zu-
pringenn, alleß zu verletzigung der hochsten maje-
stett Gotteß unnd ihrer selbst ewigenn verdamb-
nuß, alß habenn wir wenigerß nichtt dan anndere
christliche obrigkeitten nach demd bevelch Gotteß
die geladene unngehorsamme geste zu der mahlzeitt
deß almechtigenn6 nach göttlicherr verleyhung mitt
christlicherr disciplin unnd ordtnung beyzupringen,
keinen umbgange habenn konnen noch sollenn. |2r |
[Predigtgottesdienste, Katechismusunterricht,
Sonntagsheiligung]
1. Bevehlen demnach unnd wollenn erstlich, dieweill
der seligmachende glaub auß dem gehör gotlicheß
worts heerkompt7, daß alle unnßere unnderthanen
sich iderzeitt vleissig zu der predig gottlicheß wortts
haltenn; welche aberr die sontage unnd anndere ver-
ordnette festtage nitt haltenn, vor der predig uberr
1 Konrad von Solms-Braunfels (1540-1592, reg. 1581-
1592), Solms-Laubach, Geschichte, S. 54f.
2 Philipp von Solms-Braunfels (1494-1581, reg. 1547-
1581), Solms-Laubach, Geschichte, S. 51-54.
3 Philipp hatte die Reformation nach dem Augsburger
Religionsfrieden 1555 eingeführt, siehe oben, S. 310.
4 Vgl. 1Kor 5,7.
5 Offenbart wird.
6 Vgl. Mt 22,1-14, bes. 3-8.
7 Röm 10,17.
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