Die Grafschaft Erbach
Nach dem Tod Eberhards XIII. (1539) wurden im 1544 geschlossenen Vertrag von Fürstenau die Herr-
schaftsbereiche seiner drei Söhne abgesteckt.10 Der älteste, Graf Georg II. (1506-1569), war Rat in Hei-
delberg und kurpfälzischer Unterlandvogt im Elsass mit Sitz in Hagenau. 1537 siedelte er nach Fürstenau
über. Zu seinem Herrschaftsbereich zählten die Ämter Michelstadt, Fürstenau, Reichenberg, Tannenberg
sowie nach 1556 ein Anteil der Herrschaft Breuberg.11 Graf Georg II. war ein gebildeter Mann, der mit
Philipp Melanchthon, dem Colmarer Gelehrten Hieronymus Boner und dem späteren kaiserlichen Rat
Dr. Johannes Marquard in Heidelberg in Kontakt stand. Seit 1537 war er mit der Wittelsbacherin Elisa-
beth von Simmern verheiratet, der Tochter Pfalzgraf Johanns. Die Ehe blieb kinderlos und so wurde Georg
III. (1548-1605), der älteste Sohn von Georgs II. Bruder Eberhard XIV., 1569 sein Nachfolger.12
Eberhard XIV. (1511-1564) war der zweitälteste Sohn Eberhards XIII. Er residierte seit 1544 in
Erbach, verwaltete die Ämter Freienstein, Beerfelden, Erbach und Jugenheim und bekleidete ferner von
1551 bis 1558 das zuvor von Georg II. innegehabte Amt des elsässischen Landvogts in Hagenau. Seit 1558
war er zudem Großhofmeister in Heidelberg.13
Nachdem Eberhards XIII. jüngster Sohn Valentin II. (1517-1563), der zunächst Domherr in Mainz
gewesen war, aus dem geistlichen Stand ausgetreten war, erhielt er 1544 das Amt Schönberg. Als Burggraf
zu Alzey war er zugleich in pfälzischen Diensten.14
Obwohl jeder der drei Grafen einen eigenen Landesteil erhalten hatte, regierten sie die Grafschaft
gemeinsam.15 Georg II. kam als ältestem der Brüder jedoch eine Sonderstellung zu, indem er nach außen die
Regierung repräsentierte. Die Grafschaft Erbach, deren Ausdehnung im 16. Jahrhundert fast dem heutigen
Odenwaldkreis entsprach, führte unter der gemeinsamen Politik der Brüder ein „fruchtbares Eigenleben“,
bis sie 1806 in das Großherzogtum Hessen eingegliedert wurde.16
Kirchenorganisatorisch unterstand Erbach dem Erzbistum Mainz.1' Die Grafen besaßen seit dem Mit-
telalter die Patronatsrechte zahlreicher Pfarrkirchen ihres Landes, darunter der von Michelstadt mit ihrer
Filiale Erbach, sowie der von Reichelsheim, Brensbach, Güttersbach, Beerfelden, Gronau, Rimbach,
Eschau, Obermossau, König (seit 1534) und Reichenbach (seit 1561).18 Unter der Regentschaft der drei
Brüder Georg II., Eberhard XIV. und Valentin II. wurde schließlich auch die Reformation eingeführt.
2. Die Einführung der Reformation 1544-1618
Die Erforschung der Reformation in der Grafschaft steht wie die gesamte Erschließung der Erbacher
Geschichte vor dem Problem des Quellenverlustes: Das Erbacher Archiv wurde in den 1930er Jahren an das
Staatsarchiv Darmstadt abgegeben, wo es im September 1944 verbrannte. Die Darstellung der Erbacher
10 Scheible, Melanchthon, S. 210; Press, Erbach,
S. 661. Zu Graf Eberhard XIII. siehe Simon,
Geschichte, S. 375-379.
11 Press, Erbach, S. 663. Zu Graf Georg II. siehe Simon,
Geschichte, S. 379-388; Krebs, Fürstenau, S. 52-57.
12 Röder, Graf Georg, S. 68, 70f.; Scheible, Melan-
chthon, S. 207-209; Press, Erbach, S. 662, 665f„ 670,
679; Battenberg, Gericht, S. 80. Zu Georg III. siehe
Simon, Geschichte, S. 399-404.
13 Press, Erbach, S. 662, 668. Zur Burg Erbach siehe
Steinmetz, Schenken, S. 79-84. Zu Graf Eberhard
XIV. siehe Simon, Geschichte, S. 388-396.
14 Röder, Graf Georg, S. 69. Zu Graf Valentin II. siehe
Simon, Geschichte, S. 396f.
15 Höreth, Erbach, S. 4; Battenberg, Gericht, S. 80.
16 Röder, Graf Georg, S. 68; DI 63/9, S. XIV.
17 Höreth, Erbach, S. 9, 41; Scriba, Mittheilungen,
S. 1-3, 80-84; DI 63/9, S. XVIII Anm. 74; Diersch,
Patronat, S. 10.
18 Zu den Pfarreien der Grafschaft Erbach siehe Höreth,
Erbach, S. 41f.; Luck, Versuch, S. 65f.; Diehl, Pfarrer-
und Schulmeisterbuch IV, S. 71-136. Eine detaillierte
Darstellung der Erbacher Kirchengeschichte liegt nicht
vor.
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Nach dem Tod Eberhards XIII. (1539) wurden im 1544 geschlossenen Vertrag von Fürstenau die Herr-
schaftsbereiche seiner drei Söhne abgesteckt.10 Der älteste, Graf Georg II. (1506-1569), war Rat in Hei-
delberg und kurpfälzischer Unterlandvogt im Elsass mit Sitz in Hagenau. 1537 siedelte er nach Fürstenau
über. Zu seinem Herrschaftsbereich zählten die Ämter Michelstadt, Fürstenau, Reichenberg, Tannenberg
sowie nach 1556 ein Anteil der Herrschaft Breuberg.11 Graf Georg II. war ein gebildeter Mann, der mit
Philipp Melanchthon, dem Colmarer Gelehrten Hieronymus Boner und dem späteren kaiserlichen Rat
Dr. Johannes Marquard in Heidelberg in Kontakt stand. Seit 1537 war er mit der Wittelsbacherin Elisa-
beth von Simmern verheiratet, der Tochter Pfalzgraf Johanns. Die Ehe blieb kinderlos und so wurde Georg
III. (1548-1605), der älteste Sohn von Georgs II. Bruder Eberhard XIV., 1569 sein Nachfolger.12
Eberhard XIV. (1511-1564) war der zweitälteste Sohn Eberhards XIII. Er residierte seit 1544 in
Erbach, verwaltete die Ämter Freienstein, Beerfelden, Erbach und Jugenheim und bekleidete ferner von
1551 bis 1558 das zuvor von Georg II. innegehabte Amt des elsässischen Landvogts in Hagenau. Seit 1558
war er zudem Großhofmeister in Heidelberg.13
Nachdem Eberhards XIII. jüngster Sohn Valentin II. (1517-1563), der zunächst Domherr in Mainz
gewesen war, aus dem geistlichen Stand ausgetreten war, erhielt er 1544 das Amt Schönberg. Als Burggraf
zu Alzey war er zugleich in pfälzischen Diensten.14
Obwohl jeder der drei Grafen einen eigenen Landesteil erhalten hatte, regierten sie die Grafschaft
gemeinsam.15 Georg II. kam als ältestem der Brüder jedoch eine Sonderstellung zu, indem er nach außen die
Regierung repräsentierte. Die Grafschaft Erbach, deren Ausdehnung im 16. Jahrhundert fast dem heutigen
Odenwaldkreis entsprach, führte unter der gemeinsamen Politik der Brüder ein „fruchtbares Eigenleben“,
bis sie 1806 in das Großherzogtum Hessen eingegliedert wurde.16
Kirchenorganisatorisch unterstand Erbach dem Erzbistum Mainz.1' Die Grafen besaßen seit dem Mit-
telalter die Patronatsrechte zahlreicher Pfarrkirchen ihres Landes, darunter der von Michelstadt mit ihrer
Filiale Erbach, sowie der von Reichelsheim, Brensbach, Güttersbach, Beerfelden, Gronau, Rimbach,
Eschau, Obermossau, König (seit 1534) und Reichenbach (seit 1561).18 Unter der Regentschaft der drei
Brüder Georg II., Eberhard XIV. und Valentin II. wurde schließlich auch die Reformation eingeführt.
2. Die Einführung der Reformation 1544-1618
Die Erforschung der Reformation in der Grafschaft steht wie die gesamte Erschließung der Erbacher
Geschichte vor dem Problem des Quellenverlustes: Das Erbacher Archiv wurde in den 1930er Jahren an das
Staatsarchiv Darmstadt abgegeben, wo es im September 1944 verbrannte. Die Darstellung der Erbacher
10 Scheible, Melanchthon, S. 210; Press, Erbach,
S. 661. Zu Graf Eberhard XIII. siehe Simon,
Geschichte, S. 375-379.
11 Press, Erbach, S. 663. Zu Graf Georg II. siehe Simon,
Geschichte, S. 379-388; Krebs, Fürstenau, S. 52-57.
12 Röder, Graf Georg, S. 68, 70f.; Scheible, Melan-
chthon, S. 207-209; Press, Erbach, S. 662, 665f„ 670,
679; Battenberg, Gericht, S. 80. Zu Georg III. siehe
Simon, Geschichte, S. 399-404.
13 Press, Erbach, S. 662, 668. Zur Burg Erbach siehe
Steinmetz, Schenken, S. 79-84. Zu Graf Eberhard
XIV. siehe Simon, Geschichte, S. 388-396.
14 Röder, Graf Georg, S. 69. Zu Graf Valentin II. siehe
Simon, Geschichte, S. 396f.
15 Höreth, Erbach, S. 4; Battenberg, Gericht, S. 80.
16 Röder, Graf Georg, S. 68; DI 63/9, S. XIV.
17 Höreth, Erbach, S. 9, 41; Scriba, Mittheilungen,
S. 1-3, 80-84; DI 63/9, S. XVIII Anm. 74; Diersch,
Patronat, S. 10.
18 Zu den Pfarreien der Grafschaft Erbach siehe Höreth,
Erbach, S. 41f.; Luck, Versuch, S. 65f.; Diehl, Pfarrer-
und Schulmeisterbuch IV, S. 71-136. Eine detaillierte
Darstellung der Erbacher Kirchengeschichte liegt nicht
vor.
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