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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0454
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Erbach

Dieweil denn Paulus schreibt in der ersten Epi-
stel zun Corinthern am eilfften Capittel [28-29]: Der
Mensch prüfe sich selbs, und also esse er von diesem
Brodt unnd trincke von diesem Kelch. Denn wel-
cher unwirdig isset odero trincket, der isset und
trincket im selbs das gericht damit, daß er nicht un-
terscheidet den leib des Herrn. Darumb sind alle die
unwirdig, welchen ire sunde von hertzen nicht leidt
sind und sich nit zu bessern gedencken; die söllen
sich auch von dem tisch des Herrn enthalten, biß so
| 21v | lang sie Gott durch sein gnad unnd Geist er-
leuchte, das sie ihre sünde bekennenp unnd ihnen
von hertzen leid sein lassen, Auch durch Christum
verzeihung derselbigen begeren und glauben, das
inen Gott umb Christus willen gnedig und barm-
hertzig sein wölle. Welchen aber ire sünde von hert-
zen leid sind, sich als sünder erkennen und dersel-
bigen gern ledig weren, die mögen sich frölich herzu
finden, auff das, so sie deß Herrn brot essen unnd
seinen Kelch trincken, teilhafftig werden des leibs
unnd bluts Christi.
qEs soll auch dem Pfarrvolck angezeigt werden, das
sie sich auff den tagq zuvor inn die Kirchen
rschicken auffr N. stunde, den unterricht vom
Nachtmal anhörens, damit sie nicht unwissend
hinzut gehn, sondern unterricht werden, was das
Nachtmal sey und warzu es nützen .
uUnd sonderlichu söllen die Pfarherrn wol acht
haben, das von jungen vunnd altenv beide, Man und
Weibs personen, unnd sonderlich von denen, so das
Nachtmal noch nicht gebraucht, niemand zugelas-
sen werde, Es sey denn, daß er sich zuvorn dem

o KO 1558: und.
p KO 1558: erkennen.
q-q KO 1558: Welche nun das hochwirdige nacht[mal] unsers
hern Jhesu Christi empfahen wollen, die schicken sich uff
sambstag.
r-r KO 1558: umb.
s KO 1558: zuhoren.
t KO 1558: darzu.
u-u KO 1558: Sonderlich aber.
v-v Fehlt KO 1558.
w KO 1558: sey und die absolution empfangen haben.
x-x KO 1558: heiligen nachtmal, soll den tag zuvor.
y KO 1602: bedencken, was in diesem hochwürdigen
Abendmal uns dargereicht und mitgetheilet werde,

Pfarrherr angezeigt unnd bekentniß seins glaubens
gethan, Auch von im gnugsam verhort und unter-
richt worden seyw. | 22r |
Volgt der unterricht vom xnachtmal, so den tag zu-
vor sollx verlesen werden:
Dieweil wir uns im Herrn fürgenommen haben,
das heilig Nachtmal unsers heilands Jhesu Christi
morgens vermittelst seiner gnaden mit rechtem
glauben und warer andacht zuhalten, wollen wir zu-
vor die geheimniß dieses hochwirdigen Nachtmals
auffs kürtzest erklären.
Unnd erstlich sollen wir bedenckeny, weil uns hie
der Herr seinen leib und blut mittheilen wil, das un-
ser fleisch und blut, das ist unser gantze natur, zu
allem argen und also in ewigen todt verderbt ist, das
wir das reich Gottes unserthalben nimmermehr
mögen ererben. Dieses soll uns für Gott demütigen
unnd uns unsere sünde recht zu erkennen und zu-
berewen treiben, auch deste begirlicher machen der
reichen gnaden, so uns Gott in Christo fürgestelt
hat. | 22v |
Zum andernz söllen wir auch vleissig betrachten
und erwegen, das unß, von solchem verderben zu-
helffen, das ewige wort Gottes und der Sohn des
Allmechtigen fleisch unnd unser Brüder worden ist,
damit ein heilig fleisch und blut, das ist ein rechter
Gottseliger Mensch, were, durch den all unsera
fleisch und Blut wider bracht unnd geheiliget wür-
de, welches geschicht, so wir bdasselbig warlich essen
und trincken im Glaubenb

Nemlich nicht nur schlecht [=schlicht, einfach] Brod und
Wein, wie wir mit unsern Augen sehen und mit unserm
Mund fühlen, sondern in, mit und unter dem Brod der
wahre, wesentliche Leib unsers Herrn Jesu Christi, wel-
cher für uns am Creutz dahin gegeben, in, mit und unter
dem Wein sein wahres, wesentliches Blut, welches am
Stamme deß Creutzes für uns vergossen worden laut sei-
ner hellen und klaren Wort: Nemmet hin und esset, das
ist mein Leib etc.; Trincket alle daraus, das ist mein Blut
[Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor
11,23-25], Fürs ander sollen wir uns auch erinnern.
z KO 1602: dritten.
a KO 1558: unser aller.
b-b KO 1602: seines Verdiensts in wahrem Glauben

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