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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0483
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Einleitung

1. Die Grafschaft Stolberg-Königstein
Die Grafschaft Königstein im Taunus unterstand im 16. Jahrhundert zunächst Graf Eberhard IV. von
Eppstein, dem 1505 der Titel Graf von Königstein verliehen wurde. Da Eberhard erbenlos blieb und auch
seine Brüder nicht mehr lebten, vermachte er seinen Besitz Ludwig von Stolberg (1505-1574), dem Sohn
seiner Schwester Anna, die mit Graf Bodo von Stolberg verheiratet war. Ludwig amtierte bereits seit 1527
als Eberhards Mitregent; als dieser 1535 starb, trat er als Universalerbe die alleinige Herrschaft in Stolberg-
Königstein an.1
Im 16. Jahrhundert umfasste die Grafschaft die Pfarreien Weilbach, Wicker, Marxheim, Hofheim,
Schloßborn, Bremthal, Fischbach, Königstein, Kleinschwalbach, Oberhöchstadt, Weißkirchen, Oberursel,
Obererlenbach, Kirdorf, Kransberg, Pfaffenwiebach, Obermörlen, Oppershofen, Rockenberg, Niederesch-
bach, Obereschbach, Dorheim, Schwalheim und Gedern.2 Außerdem besaßen die Grafen von Stolberg-
Königstein Anteile an den Gemeinschaften Butzbach, Münzenberg, Rodheim vor der Höhe und Vilbel
sowie Anteil und Oberhoheit im Landgericht in und vor Ortenberg. Neben der Stadt Ortenberg bestand das
Landgericht aus 19 Dörfern, darunter Selters. Außer Stolberg-Königstein hatten die Grafen von Isenburg
und Hanau-Münzenberg, die Landgrafen von Hessen und die fränkischen Reichsfreiherren von Wolfskeel
verschiedene Anteile an der Gemeinherrschaft.3 Kirchenorganisatorisch unterstand die Grafschaft Stolberg-
Königstein dem Erzbistum Mainz.

2. Einführung der Reformation 1537-1548
Die verstreute Überlieferung zur Reformationsgeschichte der Grafschaft Stolberg-Königstein im Hessischen
Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, im Staatsarchiv Darmstadt, im Stadtarchiv Königstein sowie im Fürstlich
Stolberg’schen Archiv in Ortenberg enthält keine einschlägigen, für unsere Edition relevanten Texte. Die
Darstellung der Reformationsgeschichte und der Abdruck eines einzigen Textes stützen sich daher aus-
schließlich auf ältere Studien.
1. Kirchenordnung für die Pfarrei Königstein 1540 (Text S. 467)
Graf Ludwig von Stolberg-Königstein hatte in Wittenberg bei Luther und Melanchthon studiert.4 Er
bekannte sich früh zur neuen Lehre und stellte Ende 1537 Peter Pfeiffer gen. Chomberg als Hofprediger
an.5 Ludwig ergriff jedoch zunächst keine weiteren Maßnahmen zur Einführung der Reformation, sondern

1 Schmidt, Grafenverein, S. 577f.; Stoehlker, Ludwig,
S. 15f.; ders., Königstein, S. 29f.; ders., Die Stolberger,
S. 45-49. Zu Ludwig siehe ADB 36, S. 339-345;
Stoehlker, Ludwig, S. 13-29; ders., Königstein, S. 31-
33; ders., Die Stolberger, S. 40-79.
2 Diehl, Reformationsbuch, S. 137. Zu den einzelnen
Pfarreien siehe Kleinfeldt/Weirich, Kirchenorga-
nisation.

3 Steitz, Geschichte, S. 56; Diehl, Reformationsbuch,
S. 137f.
4 Korf, Beiträge, S. 302; Diehl, Bewegung, S. 92;
Stoehlker, Die Stolberger, S. 51f.
5 Peter Pfeiffer gen. Chomberg war zunächst Guardian
des Frankfurter Barfüßerklosters, danach zwischen 1531
und 1537 Pfarrer in der Dreikönigskirche in Frankfurt-
Sachsenhausen, Korf, Beiträge, S. 304; Haas, Refor-

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