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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0521
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2a. Ratsbefehl zur Suspendierung der Messe 1533

2a. Ratsbefehl zur Suspendierung der Messea
23. April 1533

Gnedigen, gunstigen, lieben herrenn. Ewer werden
ist wol wysennt, welcher maßenn von der meße
unnd ceremonienn ein zytlang geprediget unnd wes
sich von den predicanten ihrer lere halbenn enbot-
ten wirt, was auch nach gelegenheit schwebender
leuff und gefare, darin gemeyne stadt unnd ir ge-
standenn unnd noch sthenn, zu etlichenn malen mit
euch gehandelt unnd an euch begert ist worden,
dwyl sich dann die selbigen ursachenn, lauff unnd
geverlichkeitenn fur und fur meren und dohin kom-
men sein, das zuerrentungen1 fridens, eynikheit
unnd verderbenn gemeiner stadtt die meße unnd ce-
remonien in dieser stadt lenger nit geduldet noch
erhaltenn werdenn mögenn, wie ewer werdenn selbst
sehenn unnd vermercken.
Ezo last ein erbar radt e. w. auß sollichen ursa-
chenn und keiner andern gestalt noch meynung, dan
frid, eynikeit unnd burgerlich wesen zuerhaltenn,
auch keinerley oberkeit iurisdictionn noch ymants
in keinigen weg zuwedder, unvermydlicher notturfft
nach, darvon sich ein erbar radt offentlich prote-
stirt, bevelen und sagenn, das ir, gemeiner stadt
unnd euch selbst zu gutten, mit der meße und ce-

a Textvorlage (Handschrift): IfSG Frankfurt, Bartholo-
mäusstift, Urkunden, Nr. 3248 (1533).

1 Zerrüttungen.
2 Hans Bromm (1510-1564) bekleidete 1526 und 1532 das
Amt des Älteren Bürgermeisters, er war 1537 Ratsherr
und 1545 Schöffe, Matthäus, Hamman, S. 97; Haas,
Reformation, S. 184 Anm. 32a.
3 Claus Scheit wurde am 24. Oktober 1536 als Kastenherr
bestellt: Als die rathschlagung der predicanten halben ge-
lesenn wordenn, ist darby plieben, und seint zun kaßten-
herren verordnet h. Philips Furstenberger, h. Claus Scheit
und herr Haynrich Becker, die darin zuhandlen volligen
gwalt haben sollen, IfSG Frankfurt, Bürgermeisterbücher
1536, fol. 54.

remonien biß zuo kunffttigen concilien oder gemei-
ner cristlicher erorterung unnd vergleychnuß der
selbigen sachenn sthill sthen und die selbigen sus-
pendirenn, auch sollichs den andern ewern stiffts
unnd convents verwantenn glycher weiß anzeigen
wollenn.
Ernent burgermayster Hans Bromme2
Clas Schydt3
Actum 23. Aprilis in die sancti Georgii martyris in
presentia totius consulatus Franckf[ordiensis] im
hoff vor der radtstuben vor den fenstern, et erant
absentes Hammannus de Holtzhußen4 et Georgus
Wyß5, ambo consules et scabini, anno etc.
[MD]xxxiii.
[Rückvermerk:] Copia eyns erbarn radts, alß sie alle
dubia offitia abgestellet und suspendirt haben.
Magistratus will befehlen, das man mit der h. mess
und ceremonien einhalten soll usque ad futurum
concilium aut reunionem 1533.

4 Hamman von Holzhausen (1467-1536) war 1493 Rats-
herr und 1499 Schöffe. 1507, 1518, 1523 und 1530 be-
kleidete er das Amt des Älteren Bürgermeisters. Er war
einer der angesehensten Persönlichkeiten der Frankfur-
ter Geschichte. Er trat für die Reformation ein und be-
wirkte durch sein diplomatisches Geschick immer wie-
der, dass die Neuerungen ohne weitreichende Konflikte
mit dem Kaiser und dem Erzbischof und Kurfürsten von
Mainz vorangetrieben wurden.
5 Georg Weiß zu Sachsenhausen, gest. 1539. Er war seit
1527 Mitglied des Rats, seit 1531 Schöffe, 1536 erster
Bürgermeister, Haas, Reformation, S. 11.

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