2b. Protestationsinstrument zur Suspendierung der Messe 1533
nien biß auf ein komfftigs Concilium entweder stille
gestanden sein oder dieselbig mit heyliger Schrift
gegrundet habenn, so habenn sie doch derenn keins
gethann, sonder sein auf irem furnemen mit iren | 65 |
vormeinten Ceremonien furtgefarenn. Daraus dann
geflossenn, daß der gemein Mann und Burgere bey
uns gentzlich darfur heltt, daß die Messe nit alleine
inn Gotlicher schrift nit gegrundet, sonder ein ab-
gotterisch werck und ein greuwel vor Gott sey, Der-
wegen dann der gemein Mann bey uns bewegtt wor-
denn, die Messe unnd andere Ceremonien, so in dem
wordt Gottes nit gegrundet, abzustellenn unnd uns
als die Obrigkeytt darumb zu vielen mhalen ersucht.
Wiewole wir nuhe den gemeinen Mann gerne davon
gewießenn unnd etlich mhael gestillet mit der Dro-
estung und zusagung, das furderlich ein Concilium,
wie zu Regenßpurck auf jungst gehaltenem Reichs-
tage beschlossen5, angesetzet, darauf die Zweyspal-
dungenn des glaubens hingelegtt werdenn soltt, Der
hofnung, unsere gemeine solt domit zufriedenn ge-
west sein,
Weyle aber nuhe kein Concilium angesetzt, son-
der als furt geschoben wirdt, unßer gemein ye len-
ger, ye begerlicher die Messe unnd andere Ceremo-
nien, so in Heyliger schrift nit gegrundet, abzu-
schaffenn, hatt sie uns abermals ufs hochste und
ernstlichst ersucht, das wir als eine Obrigkeitt, der
auch der Underthanen Seelen Seligkeitenn zube-
trachten gepurtt, die Messe und Ceremonien bei uns
abestellenn soltenn. Nachdeme aber nuhe wir unse-
rer gemein grossen ernst gesehenn, haben wir, aufrur
und onrath zuvorhueten, unßere geistlichenn bitlich
ersucht, eine zeitlang und sonderlich biß auf ein zu-
komfftig Concilium mit der Messe und anderen Ce-
remonien stille zustehenn, das wir uns in betrach-
tunge dießer schweren leufte, so vor augenn und
inen gut wissenn, gentzlich zu inen vorsehenn.
Aber solichs onangesehenn seint unsere geistli-
chenn ye lenger mit der Messe unnd irenn Ceremo-
nien furtgefarenn, unserer und irer selbst nit ver-
schonet, das wir gentzlich darfur habenn, sie thuns
darumb, das sie aufrur zu unserm unnd irem vor-
derbenn bey uns gerne erwirkenn woltenn. Weyle
aber wir nuhe aus vielen warnungen unnd glaubli-
chen anzeigungen besorgtt, das inn abstellung der
Messe und Ceremonien, who sie durch die gemein
beschehenn wurden, eine grosse ongeschicklicheit
und weitherer onrath gewißlich entsteen muß, So
habenn wir nach gesuchtem unnd gehabtem Rath
aus nachfolgenden Ursachenn bey uns beschlossenn,
die Messe unnd andere Ceremonien biß auf ein
komfftiges Concilium alleine zu suspendierenn unnd
einzustellen, unser vorderbenn, zerruttung unserer
Stadt unnd derselbenn Pollicy, darzu gemeiner
geistlichkeit selbst onrath, schadenn unnd nach-
theyl damit zuvorhueten, Denn wann wir solichs
durch unser Gemeindt gescheenn liessenn, mocht sie
vileicht weither greiffenn, das gentzlich zu unserem
vorderbenn, auch mißglauben unserer Stadt, als nit
des geringstenn kaufortes im Reich, wie menniglich
zu erachten, gereichen werde. Solichs unnd keiner
anderen Ur- | 66 | sachenn halbenn zuvorkommen,
haben wir das mittel der suspension der Meße unnd
Ceremonien fürgeschlagenn unnd beschlossenn unnd
keiner anderen gestalt.
Unnd hatt mich, Notarien, obgedachter Her Bur-
germeister erfordertt, einen Ersamen Rath ober so-
lichs protestationn eins oder meher Instrumenta, so
viel inen von noeten seyn werden, zu machen und zu
gebenn.
Und seynt soliche Ding gescheenn in dem jhare, in-
dictionn, Monat, Tage, stundt, Regiment unnd an
dem ortt hievor beschriebenn. Unnd wharen hierbey
unnd seient gezeugen die Ersamen Hans Mauler von
Oringen; Chunradt vonn Creutzennach, Maler; Jo-
hann Brißgouwer, Medicin Meister; Hans Mar von
Nurmbergk, goldschmidt; Cristoffel Huvman von
Graths aus der Steiermarktt; Carol vom Stern vonn
5 Im Abschied des Regensburger Reichstags 1532 nahm
die Forderung nach dem Generalkonzil einen prominen-
ten Platz ein, vgl. DRTA.JR 10/3, S. 1061-1066.
503
nien biß auf ein komfftigs Concilium entweder stille
gestanden sein oder dieselbig mit heyliger Schrift
gegrundet habenn, so habenn sie doch derenn keins
gethann, sonder sein auf irem furnemen mit iren | 65 |
vormeinten Ceremonien furtgefarenn. Daraus dann
geflossenn, daß der gemein Mann und Burgere bey
uns gentzlich darfur heltt, daß die Messe nit alleine
inn Gotlicher schrift nit gegrundet, sonder ein ab-
gotterisch werck und ein greuwel vor Gott sey, Der-
wegen dann der gemein Mann bey uns bewegtt wor-
denn, die Messe unnd andere Ceremonien, so in dem
wordt Gottes nit gegrundet, abzustellenn unnd uns
als die Obrigkeytt darumb zu vielen mhalen ersucht.
Wiewole wir nuhe den gemeinen Mann gerne davon
gewießenn unnd etlich mhael gestillet mit der Dro-
estung und zusagung, das furderlich ein Concilium,
wie zu Regenßpurck auf jungst gehaltenem Reichs-
tage beschlossen5, angesetzet, darauf die Zweyspal-
dungenn des glaubens hingelegtt werdenn soltt, Der
hofnung, unsere gemeine solt domit zufriedenn ge-
west sein,
Weyle aber nuhe kein Concilium angesetzt, son-
der als furt geschoben wirdt, unßer gemein ye len-
ger, ye begerlicher die Messe unnd andere Ceremo-
nien, so in Heyliger schrift nit gegrundet, abzu-
schaffenn, hatt sie uns abermals ufs hochste und
ernstlichst ersucht, das wir als eine Obrigkeitt, der
auch der Underthanen Seelen Seligkeitenn zube-
trachten gepurtt, die Messe und Ceremonien bei uns
abestellenn soltenn. Nachdeme aber nuhe wir unse-
rer gemein grossen ernst gesehenn, haben wir, aufrur
und onrath zuvorhueten, unßere geistlichenn bitlich
ersucht, eine zeitlang und sonderlich biß auf ein zu-
komfftig Concilium mit der Messe und anderen Ce-
remonien stille zustehenn, das wir uns in betrach-
tunge dießer schweren leufte, so vor augenn und
inen gut wissenn, gentzlich zu inen vorsehenn.
Aber solichs onangesehenn seint unsere geistli-
chenn ye lenger mit der Messe unnd irenn Ceremo-
nien furtgefarenn, unserer und irer selbst nit ver-
schonet, das wir gentzlich darfur habenn, sie thuns
darumb, das sie aufrur zu unserm unnd irem vor-
derbenn bey uns gerne erwirkenn woltenn. Weyle
aber wir nuhe aus vielen warnungen unnd glaubli-
chen anzeigungen besorgtt, das inn abstellung der
Messe und Ceremonien, who sie durch die gemein
beschehenn wurden, eine grosse ongeschicklicheit
und weitherer onrath gewißlich entsteen muß, So
habenn wir nach gesuchtem unnd gehabtem Rath
aus nachfolgenden Ursachenn bey uns beschlossenn,
die Messe unnd andere Ceremonien biß auf ein
komfftiges Concilium alleine zu suspendierenn unnd
einzustellen, unser vorderbenn, zerruttung unserer
Stadt unnd derselbenn Pollicy, darzu gemeiner
geistlichkeit selbst onrath, schadenn unnd nach-
theyl damit zuvorhueten, Denn wann wir solichs
durch unser Gemeindt gescheenn liessenn, mocht sie
vileicht weither greiffenn, das gentzlich zu unserem
vorderbenn, auch mißglauben unserer Stadt, als nit
des geringstenn kaufortes im Reich, wie menniglich
zu erachten, gereichen werde. Solichs unnd keiner
anderen Ur- | 66 | sachenn halbenn zuvorkommen,
haben wir das mittel der suspension der Meße unnd
Ceremonien fürgeschlagenn unnd beschlossenn unnd
keiner anderen gestalt.
Unnd hatt mich, Notarien, obgedachter Her Bur-
germeister erfordertt, einen Ersamen Rath ober so-
lichs protestationn eins oder meher Instrumenta, so
viel inen von noeten seyn werden, zu machen und zu
gebenn.
Und seynt soliche Ding gescheenn in dem jhare, in-
dictionn, Monat, Tage, stundt, Regiment unnd an
dem ortt hievor beschriebenn. Unnd wharen hierbey
unnd seient gezeugen die Ersamen Hans Mauler von
Oringen; Chunradt vonn Creutzennach, Maler; Jo-
hann Brißgouwer, Medicin Meister; Hans Mar von
Nurmbergk, goldschmidt; Cristoffel Huvman von
Graths aus der Steiermarktt; Carol vom Stern vonn
5 Im Abschied des Regensburger Reichstags 1532 nahm
die Forderung nach dem Generalkonzil einen prominen-
ten Platz ein, vgl. DRTA.JR 10/3, S. 1061-1066.
503