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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0537
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7b. Agende für Taufe und Krankenabendmahl [1543]

Sünden, Aufferstehung des Fleisches und ein ewiges N., Ich tauffe dich im Nahmen des Vatters und des
Leben? Sohnes und des H. H. Geistes, Amen. | 386 |
Antwort: Ja, ich glaube.
[Frag:] Wiltu?
[Antwort: Ja, ich will]

Die Action bey den Krancken

Daß der Krancke gefraget werde, warum er den
Diener erfordert und was sein Begehren, uff daß wir
hören, ob solches Beruffen des Krancken Will oder
durch jemands unbilliges Anhalten, wie geklagt
wird, verursacht sey.
Es soll der Krancke vermahnet werden, daß,
weil allen Menschen einmahl zusterben fest gesetzet
ist, wie Chr. 98 stehet, wir allezeit bereit, hoffen,
wann ein leibliche Kranckheit einfallet, der Herr
habe die Hand angeleget, sein Werck (welches er
durch die H. Tauffe in uns angefangen) nun vollends
ausmachen und vollenden wolle; Derohalben sein
Hauß bestellen, das ist, wo zeitlich Gut und Erben
vorhanden, durch Testament und andere Weise das
ihnen fertige, so zu Frieden und Einigkeit nach sei-
nem Abschied dienstlich seyn mag, so viel möglich,
das andere Gott befehle, und daß er Gott dancke
seines Berufs und allerley Wolthaten und Gaben, die
er ihm darzu verliehen hat, auch daß er hertzlich
bitte den Herrn, was er in seinem Beruff laßig oder
versaumlich gehandelt, daß ihm Gott aus gnaden
verzeihen wolle und endlich, daß er unserm getreüen
Vater und Gott dieselbige Verwaltung wiederum be-
fehle und übergebe, von dem ers empfangen hat.
Wenn nun die äußerliche oder leibliche Berei-
tung geschehen, daß der Krancke vermahnet werde,
sich von diesem allen zu Gott zu kehren und durch
rechtschaffene Reue und Leid suche Erstlich Gnade
und Vergebung seiner Sünden, darnach Trost und
Versicherung seines Gewissens für Gott, auf daß
Contritio und fides fleißig getrieben und eingebildet
werden und privata absolution darauf folge mit
| 387 | Unterricht, was sie sey und ausrichte, damit

der Krancke lerne, die gemeine Absolution und Pre-
dig von Vergebung der Sünden, die er offt gehöret
im Hauffen9 geschehen, ihme eigen zumachen und
für sich selbs zu gebrauchen.
Est enim privata absolutio Verbum Dei, quo frater
fratrem ex mandato et promissione divina arguere
et consolari potest, iuxta illud: Ubi duo vel tres in
nomine meo congregati sunt10. Quae cum et iuxta sit
publica, ita tamen privata dicitur, quod sit alia a
generali, quae nullam personam nominat. Haec vero
erga privatam personam agit.
Eam ita necessariam iudico ac publicam, ac sunt
coniunctae. Jene heist solutio Ecclesiae, Diese aber
solutio fratris. Et sunt ambae clavis et potestas sol-
vendi, nec non declarandi voluntatem Dei, de re-
misso peccato et condonata gratia. Proinde magna
consolatio est, esse rectum, quod Iudicium Ecclesiae
et fratris sit etiam Dei Iudicium in coelo. Et qui
fratrem audierit, vocem Dei de coelo sese audire in-
telligat11.
Folget die Vermahnung, entweder, wie die in der
Kirchen gelesen wird oder ein andere nach Gelegen-
heit, oder diese nachgeschriebene, doch daß allwege
causa propria und finalis coenae Domini angezeigt
werde.
Ihr Allerliebste in Christo, unserm Herrn! Got lässet
uns stetz durch sein heilig Wort predigen, daß wir
von uns selbst unwissend, arme Sünder und verloh-
ren sind, können uns auch durch unsern Verstand
und Vermögen von dem strengen Gericht Gottes

8 Gemeint ist Ex 9,19. 10 Mt 18,20.
9 In der Gemeinde. 11 Vgl. Mt 18,15-20.

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