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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0565
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13. Agende 1589

der Christlichen Warheit und Kirchen und uns
durch dieselben umb unserer sünd und undanckbar-
keit willen nit lassen mit unsern Kindern und Nach-
kommenen seines heiligen, reinen Worts beraubt
werden, sondern sein Genad an uns groß machen
und bey seiner Warheit für und für erhalten, Darzu
trewe Lehrer und Prediger geben allezeit, hie und
allenthalben, die sein Wort trewlich und unver-
fälscht lehren und dagegen falscher Lehr und Erger-
nussen wehren. Er wölle auch seinen heiligen Geist
| B5r | in unser aller Hertzen senden, dadurch wir bey
der erkannten Warheit beharren und zur zeit unsers
Lebens darauß viel Frucht bringen zur Ehr seines
Göttlichen Namens und unser selbs untereinander
aufferbawung und Besserung.
Bittet auch für alle Regenten hohes und nidriges
standes, für Käy. Majestet, alle Chur- und Fürsten
unnd andere Stände deß Reichs und der gantzen
Christenheit, sonderlich aber für ein Ehrbarn unnd
Weisen Rath, auch Bürgermeister dieser Statt, daß
sie Gott mit seinem heiligen, weisen Geist begabe,
auff daß sie das Schwert, so er ihnen befohlen24, ge-
brauchen und führen zu schutz der Frommen, aller
Zucht und Erbarkeit, zu erhaltung gemeines Frie-
dens | B5v | und Wolfart, und auch die jenigen, so
Christum noch nicht erkannt, dieweil sie doch auch
Gottes Ordnung sind, sampt den andern zu seiner
erkanntnuß bringen, damit sie ir Ampt zu seinem
Lob, zu irem Heyl und gemeinem Christlichen frie-
den führen und verrichten mögen. Item, daß uns der
Herr wölle segnen, die frucht, so er uns bißher auß
genaden bescheret, mit danckbarkeit zu geniessen,
und behüten für thewrer zeit, bösem Gewitter, für
Krieg, Pestilentz und allerley Seuchen.
Hic commendentur precibus Ecclesiae, si qui indi-
cati sunt:
Bittet auch für die, so in schwerer Gefängnuß unnd
anderer grossen Noht unnd Anfechtungen sind
Leibs unnd der Seelen, daß er sie | B6r | wölle alle-

sampt trösten unnd erretten nach seinem genedigen
Willen.
Deßgleichen auch für die, so noch in Irrthumb
und Finsternuß stecken, die wölle er mit der War-
heit erleuchten unnd die, so die Warheit erkannt
und darüber leyden müssen, genediglich erreten und
trösten.
Hic Nuptiae possunt inferri et si quae sunt extra-
ordinaria:
(Lasset euch auch in euwrem Gebett befohlen seyn
die gegenwertige neuwe Eheleut, daß sie diesen
Stand in Gottes Namen anfangen und seliglich füh-
ren und beschliessen mögen).
Für diese und alle andere Noht unnd Anliegen der
gantzen werthen Christenheit lasset uns von Hert-
zen mit einander beten etc.: Allmechtiger, |B6v|
ewiger Gott etc., ut infra25.
Oder kürtzer also:
Ruffet auch Gott, den Allmechtigen, an für seine
heilige Christliche Kirche, daß er wölle ein getrewes
einsehen in dieselbige haben und nit gestatten und
zulassen, daß sein heiliger Weinberg entweder durch
Secten und Rotten verwühlet oder aber durch Ty-
rannen gantz und gar außgerottet und vertilget
werde26.
Er wölle uns auch allen mit einander, die wir
jetzt unnd allezeit in seinem Namen bey einander
versamlet sind, sein Genad und heiligen Geist ver-
leihen, damit wir ihn in der Warheit erkennen, sein
Volck seyen und er unser Gott sey.
Er wölle uns auch hie und allenthalben geben
fromme, trewe, rechtschaf- |B7r| fene Lehrer unnd
Prediger, die sein Wort mit Trew und ernst meynen
unnd dasselbige seiner Gemein unverfälscht fürtra-
gen und erklären.
Ruffet auch Gott, den Allmechtigen, an für den
Stand der Weltlichen Oberkeit, für Käys. Maj., alle

24 Röm 13,4. 26 Vgl. Jer 12,10.
25 Siehe unten, S. 546.

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