Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Frankfurt

nen auch under Gottes Zorn inn ewigkeit verdampt
unnd verlorn seyn müsten, wo uns nicht durch den
eingebohrnen Sohn Gottes darauß geholffen were,
Also sind auch alle aller Menschen Kinder ohn ei-
nigen Unterscheid, so ferrn sie allein Natürlicher
weiß inn diese Welt geboren werden, in ihrer Natur
vergifftet unnd verunreiniget, darumb sie auch deß
ewigen Todts unnd Verdammnuß seyn und bleiben
müßten, Wie der Herr sonst saget: Was vom Fleisch
geboren | C3v | ist, das ist Fleisch32, und abermals:
Der Geist ist, der da lebendig machet, das Fleisch
ist kein nütz33. Nun hat aber Gott, der Vatter aller
Gnaden und Barmhertzigkeit, seinen Sohn der gan-
tzen Welt, und also auch den Kindlein nicht weniger
denn den Alten, verheissen und gesendet, welcher
auch der gantzen Welt Sünd getragen34 und die ar-
men Kindlein nicht weniger als die Alten von Sün-
den, Tod und der ewigen Verdamnuß erlöset unnd
seelig gemachet, auch ernstlich befohlen, man soll
sie zu ihm bringen, daß sie gesegnet werden, Wel-
ches denn für das erste am füglichsten in der Heili-
gen Tauff geschehen kan, in welcher sie durch das
Blut Jesu Christi von allen ihren Sünden gereini-
get35, von | C4r | deß Teuffels Gewalt und der ewigen
Verdamnuß erlöset, widerumb newgeborn und zu
Kindern Gottes unnd Erben deß Himmelreichs ge-
macht werden, Derhalben, so sind wir auß Christ-
licher Lieb schuldig, uns dieses (dieser) gegenwerti-
gen armen Kindleins (Kindlein) anzunemmen, das-
selbig (dieselbig) unserm Herrn Christo für zutragen
und zu bitten, er wölle es (sie) zu Gnaden auff- und
annemmen, ihm (inen) seine (ire) Sünde vergeben
und zu (einem) Miterben der ewigen Himmlischen
Güter erkennen, auch nit allein von deß Teuffels
Gewalt, dem es (sie) der Sünden halben unterwürff-
lich, erledigen, sondern auch also durch den Heiligen
Geist stercken, daß es (sie) dem bösen Feindt im
Leben und Sterben wiederstandt thun | C4v | unnd in
demselbigen ein seeligen Sieg erhalten werden möge
(mögen).
i-i Fehlt KO 1599.
j Fehlt KO 1599.

32 Joh 3,6.
33 Röm 8,5-9.
34 Joh 1,29.

Erhebet derhalben euwere Hertzen und sprecht also
mit mir:
Allmechtiger, ewiger Gott, Barmhertziger Vat-
ter, dieweil allein die Neuwgeborne dein Reich sehen
mögen unnd dir nichts gefellt, daß nicht durch dei-
nen Geist lebet, so bitten wir, daß du (diesen) die-
sem Kindlein, (welche) welches du doch zu deinem
Bild erschaffen hast36, deinen Heiligen Geist verlei-
hen und (ihr) sein Hertz mit demselbigen nach dei-
nes lieben Sohns Verheissung versichern und versie-
geln wollest und also geben und wircken, auff daß
wir jetzund als deine Diener iund Dieneri | C5r | deß
neuwen Testaments mit dieser deiner Heiligen Tauff
nach deinem Befehl unnd Verheissung (diesen) die-
sem Kindlein die innerliche erneuwerung deß Gei-
stes und wahre Widergeburt37 in deine Kindschafft
durch deinen Namen warhafftiglich mittheilen und
ubergeben, damit (sie) es in den Todt deines lieben
Sohns getaufft, mit ihm begraben zum absterben
aller Sünden unnd durch ihn aufferweckt (werden)
werde zum Leben und Dienst der Gerechtigkeit und
alles guten, Dazu du (sie)jes in leiblicher Gesund-
heit bewaren, mit aller Notturfft versehen und für
allem Unrath Vätterlich behüten wöllest, durch
denselbigen deinen lieben Sohn, unsern Herren Je-
sum Christum, Amen.
Sprecht | C5v | auch hierauff von Hertzen ein Heili-
ges Vatter Unser38.
Gebet dem Kind ein Namen.
N., Widersagstu dem Teuffel mit allen seinen wer-
cken und der Weltlichen Uppigkeit?
Antwort: Ich Widersage.
N., Glaubstu an Gott, den Vatter, Allmechtigen
Schöpffer Himmels und der Erden?39
Antwort: Ja.

35 1Joh 1,7.
36 Gen 11,27.
37 Tit 3,5.
38 Mt 6,9-13.
39 Vgl. apostolisches Glaubensbekenntnis, BSLK S. 21.

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