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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0699
5. Dekret für die französisch-reformierte Flüchtlingsgemeinde 1596
5. Dekret für die französisch-reformierte Flüchtlingsgemeindea
23. März 1596
Decret eynes erbarn raths zu Wetzlar zwischen den reformirten frantzösischen religions verwandten
burgern daßelbsten |
Ein erbar rhat deß h. reichs stadt Wetzflar hat die
supplication unnd berichtschrift1, so der reformirten
frantzosischen kirchen zugethane burger unnd in-
wohner alhier verschiner tagen ubergeben, horen le-
sen und die sachen dahin verstanden, daß ermelter
religion verwandte burger in dem glaubensbekandt-
nuß einig unnd der kirchen ordnung und disciplin
halber etwaß mißverstendig sein wollen. Nachdem
nun ein erbar rhat sich erinnert, welcher gestalt ge-
dachten religionßverwandten zeit ihrer uf- unndt
annehmung zu burgern unnd inwohnern daß exer-
citium angeregter reformirten religion in franzosi-
scher sprach verstadtet, so hat ein erbar rhat sie je
pillich versehen gehapt, sie in ihrer gemeind den be-
velch Gottes in schuldiger acht gehapt unnd einige,
bevorab aber solche uf ergernuß außgelauffene spal-
tung unnd trennung nicht wurden unter sich haben
vorgehen laßen. Wie dem aber, unnd damit angereg-
ter mißverstandt ufgehaben, die dabey besorgte fer-
ner ergernuß vorkommen und zwischen ermelten re-
ligionßverwandten burgern christlich, fridtsame ei-
nigkeit vortgesetzet werde, so will ein erbar rhat er-
melten religionßverwandten burgern unnd inwoh-
nern hiemit ernstlich uferlegt und bevolhen haben,
daß sie sich der jenigen kirchen ord- | nung unnd
disciplin, die sie vor und nach eingefallenem miß-
verstandt in ihrer kirchen unnd gemeind alhier ex-
ercirt unnd gebraucht, auch hinfuro zu ihrer selbst
uferbawung biß zu ferner verordnung eindrechtig-
lich gehalten, und keiner den andern mit onzimb-
lichen worten oder werken in keinerley weg be-
a Textvorlage (Handschrift): AEKiR Düsseldorf, A-I-X-5.
schweren oder belaidigen, sonder deßen unnd deß
geclagten iniuriirens und außschreiens müßig ste-
hen, sich alles christlichen, freundtlichen willens un-
ter einander befleißigen und also erweisen sollen, da-
mit man die frucht ihres glaubensbekandtnuß desto
mehr im werck sehen und spüren möge. Unnd wan
inskünftig einig ferner streit und mißverstandt zwi-
schen ihnen, den religionsverwandten burgern, in ih-
rer kirchen uber zuversicht einfallen, sie aber den-
selben nicht hin- und beylegen konten unnd daheren
vor notig und der kirchen erbaulich wurde ermeßen
werden, solchen streit an andere bemelter reformir-
ten religion zugethane kirchen gelangen zulaßen und
derselben bedencken daruber zuvernehmen, so will
ein erbar rhat gedachten religionßverwandten bur-
gern ein solches dergestalt ohnbenommen sein la-
ßen, daß sie einen erbarn rhat zuvorderst davon be-
richt und anzeig thun und also mit deßelben vor-
wisen und consenß verfahren mit der angehenkten
vorwar- | nung, da einer oder mehr unter bemelten
religionsverwandten burgern sich in deme widersez-
lichen erzeigen oder dargegen thun wurde, daß ein
erbar rhat gegen den- oder dieselben ubertretter mit
ohnnachleßlicher ernster straff verfahren unnd sich
dabeneben deß rechtens, so einem erbarn rhat von
obrigkeit wegen geburt zugebrauchen, ohnvergeßen
sein will. Darnach sich vilermelte religionßverwand-
te burger zuversichtig richten werden.
Publicatum ahm 23. Martii anno etc. [15]96.
1 Liegt nicht vor.
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5. Dekret für die französisch-reformierte Flüchtlingsgemeindea
23. März 1596
Decret eynes erbarn raths zu Wetzlar zwischen den reformirten frantzösischen religions verwandten
burgern daßelbsten |
Ein erbar rhat deß h. reichs stadt Wetzflar hat die
supplication unnd berichtschrift1, so der reformirten
frantzosischen kirchen zugethane burger unnd in-
wohner alhier verschiner tagen ubergeben, horen le-
sen und die sachen dahin verstanden, daß ermelter
religion verwandte burger in dem glaubensbekandt-
nuß einig unnd der kirchen ordnung und disciplin
halber etwaß mißverstendig sein wollen. Nachdem
nun ein erbar rhat sich erinnert, welcher gestalt ge-
dachten religionßverwandten zeit ihrer uf- unndt
annehmung zu burgern unnd inwohnern daß exer-
citium angeregter reformirten religion in franzosi-
scher sprach verstadtet, so hat ein erbar rhat sie je
pillich versehen gehapt, sie in ihrer gemeind den be-
velch Gottes in schuldiger acht gehapt unnd einige,
bevorab aber solche uf ergernuß außgelauffene spal-
tung unnd trennung nicht wurden unter sich haben
vorgehen laßen. Wie dem aber, unnd damit angereg-
ter mißverstandt ufgehaben, die dabey besorgte fer-
ner ergernuß vorkommen und zwischen ermelten re-
ligionßverwandten burgern christlich, fridtsame ei-
nigkeit vortgesetzet werde, so will ein erbar rhat er-
melten religionßverwandten burgern unnd inwoh-
nern hiemit ernstlich uferlegt und bevolhen haben,
daß sie sich der jenigen kirchen ord- | nung unnd
disciplin, die sie vor und nach eingefallenem miß-
verstandt in ihrer kirchen unnd gemeind alhier ex-
ercirt unnd gebraucht, auch hinfuro zu ihrer selbst
uferbawung biß zu ferner verordnung eindrechtig-
lich gehalten, und keiner den andern mit onzimb-
lichen worten oder werken in keinerley weg be-
a Textvorlage (Handschrift): AEKiR Düsseldorf, A-I-X-5.
schweren oder belaidigen, sonder deßen unnd deß
geclagten iniuriirens und außschreiens müßig ste-
hen, sich alles christlichen, freundtlichen willens un-
ter einander befleißigen und also erweisen sollen, da-
mit man die frucht ihres glaubensbekandtnuß desto
mehr im werck sehen und spüren möge. Unnd wan
inskünftig einig ferner streit und mißverstandt zwi-
schen ihnen, den religionsverwandten burgern, in ih-
rer kirchen uber zuversicht einfallen, sie aber den-
selben nicht hin- und beylegen konten unnd daheren
vor notig und der kirchen erbaulich wurde ermeßen
werden, solchen streit an andere bemelter reformir-
ten religion zugethane kirchen gelangen zulaßen und
derselben bedencken daruber zuvernehmen, so will
ein erbar rhat gedachten religionßverwandten bur-
gern ein solches dergestalt ohnbenommen sein la-
ßen, daß sie einen erbarn rhat zuvorderst davon be-
richt und anzeig thun und also mit deßelben vor-
wisen und consenß verfahren mit der angehenkten
vorwar- | nung, da einer oder mehr unter bemelten
religionsverwandten burgern sich in deme widersez-
lichen erzeigen oder dargegen thun wurde, daß ein
erbar rhat gegen den- oder dieselben ubertretter mit
ohnnachleßlicher ernster straff verfahren unnd sich
dabeneben deß rechtens, so einem erbarn rhat von
obrigkeit wegen geburt zugebrauchen, ohnvergeßen
sein will. Darnach sich vilermelte religionßverwand-
te burger zuversichtig richten werden.
Publicatum ahm 23. Martii anno etc. [15]96.
1 Liegt nicht vor.
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