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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0201
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Άμφιάραος (fr. 34)

197

Textgestalt Fragmente, die lediglich aus einem Substantiv und einem Attribut
bestehen, werfen ähnliche Probleme auf wie die nur aus einem Wort bestehen-
den. Man braucht hier nicht zu erwarten, dass der Wortlaut des Dichters exakt
wiedergegeben wird.208 Sicher erschließen lässt sich hier aus dem Eintrag
des Antiattizisten lediglich, dass Aristophanes im Amphiaraos ακραιφνές als
Attribut für Wasser verwendete; wahrscheinlich (aber weniger sicher) ist, dass
auch das Wort ύδωρ bei Aristophanes stand.
In der überlieferten Reihenfolge könnte ακραιφνές ύδωρ z. B. Teil eines
anapästischen Verses (oder eines daktylischen Hexameters) sein (auch in ei-
nem iambischen Trimeter ließe sich die Wendung zur Not unterbringen), in
der Wortstellung ϋδωρ ακραιφνές würde die Wendung dagegen gut in einen
iambischen Trimeter passen (z. B. gleich am Versanfang mit Penthemimeres),
und dasselbe gilt auch, wenn man annimmt, dass die beiden Wörter (in belie-
biger Reihenfolge) nicht direkt aufeinander folgten.
Interpretation Der Kontext der Wendung ist unklar. Eine Möglichkeit wäre
z. B., dass die Erwähnung von reinem Wasser hier Teil einer Anweisung zur
Heilung einer Krankheit oder zur Herstellung eines Heilmittels ist (wobei die
Qualität des Wassers natürlich von Bedeutung wäre, ohne dass man aber an
ein bestimmtes genauer spezifiziertes Wasser denken müsste). Plausibel ist
aber (wie seit Bergk ap. Meineke II.2 950. 956 allgemein angenommen wird;
vgl. besonders Körte 1893, 256 Anm. 1) besonders auch ein direkter Bezug auf
die Quellen im Amphiareion (vgl. dazu insgesamt Ginouves 1962, 345-8 und
Sineux 2007,129-36). Dass dieses Wasser von guter Qualität war, bezeugt auch
Euenor ap. Athen. 2,46d (und vielleicht auch Erasistratos fr. 159 Garofalo ap.
Athen. 2,46c).

208 Zur Verdeutlichung, dass die Reihenfolge der Wörter nicht dem Original zu ent-
sprechen braucht, und die beiden Wörter auch nicht zwangsläufig direkt hinter-
einander folgen, vgl. z.B. Phot, α 464 άθηλον παιδίον- τό τροφής μή μετειληφός,
τό άτροφον. οΰτως Αριστοφάνης (Ar. Lys. 880-1 ούδ’ ελεείς τό παιδίον /
άλουτον ον κάθηλον εκτην ήμέραν;) und Phot, α 2957 Άσιάδος κρούματα-
τής κιθάρας, οϋτως Αριστοφάνης (Ar. Thesm. 120 Λατώ τε κρούματά τ’
Άσιάδος). Andererseits ist aber auch nicht auszuschließen, dass ein solches Zitat
aus Substantiv und Attribut tatsächlich den exakten Wortlaut einer Quelle wieder-
gibt, vgl. Phot, α 2059 άνταυγεΐς κόρας· Αριστοφάνης Θεσμοφοριαζούσαις (Ar.
Thesm. 902 στρέψον άνταυγεΐς κόρας). Eine systematischere Untersuchung
ähnlicher Fälle bei verschiedenen Lexikographen könnte interessante weitere
Erkenntnisse liefern für die Möglichkeiten (und Grenzen) bei der metrischen
Interpretation und Rekonstruktion kürzerer Fragmente.
 
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