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Aristophanes
5. Erst nach Abschluss der vorausgehenden Bemerkungen wurde ich auf-
merksam auf einen Beitrag von J. R. Green, der einen auf 400 v. Chr. oder
etwas früher datierbaren lukanischen rotfigurigen Glockenkrater (University
of Sidney, Nicholson Museum 2013.2) mit der Abbildung einer stehenden alten
Frau und einer auf einem Bett sitzenden Ehefrau überzeugend als komische
Parodie der Szene mit der Amme und Phaidra aus Euripides’ Hippolytos
identifiziert (Green 2014 [zur Identifikation der Szene vgl. bes. 121]). Schon
Green denkt an eine Komödie des Aristophanes als Vorbild (ebd. 130)27 und
vermutet aufgrund von ähnlichen Euripidesparodien in den Acharnern (425
v. Chr.) und den Thesmophoriazusen (411 v. Chr.) ein innerhalb dieses Zeitraums
entstandenes Stück als Vorlage (was auch gut zu der Datierung der Vase pas-
sen würde). Er bringt (ebd. 131) die Vase versuchsweise mit Ar. fr. 616 αισχρόν
νέα γυναικ'ι πρεσβύτης άνήρ in Verbindung, aber ein weit besserer Kandidat
als diese sehr allgemeine Sentenz ist sicherlich die hier aus fr. 53 und weiteren
Fragmenten erschlossene Parodie genau dieser Szene im Anagyros.28 Greens
Beiträg enthält (ebd. 121-4) außerdem interessante Bemerkungen zu der kon-
trovers diskutierten Frage der Verwendung des Ekkyklema im euripideischen
Vorbild, was diese Szene noch zusätzlich besonders geeignet machen würde
für eine ausgedehntere Parodie in einer Komödie des Aristophanes.29
6. Ein weiteres Fragment in anapästischen Dimetern, fr. 54 χαίρειν μεν
Άλον τον Φθιώτην / χαίρειν δ’ άτεχνώς Αναγυρασίους scheint dagegen aus
einem anderen Kontext zu stammen. Es handelt sich wahrscheinlich um ei-
nen Abschiedsgruß (vielleicht des jungen Mannes aus der Anagyroslegende),
in dem aber merkwürdigerweise zugleich das phthiotische Alos und die
27 Er begründet das (ebd. 130) (1) mit „hints of his [i.e. Aristophanes’] style“, (2) der
Vorliebe des Aristophanes „to play with and have his characters express strong
feelings on Euripidean themes, inciuding Phaedra, as Frogs demonstrates“, und (3),
dass das Thema „falls within the restricted ränge of Aristophanes’ favorite plays
for this kind of attention: Telephus, Alcestis and Hippolytus“.
28 Allerdings nimmt Ar. fr. 616 (wenn die Zuweisungen bei Clemens von Alexandria
und Stobaios korrekt überliefert sind) direkt auf einen Vers aus Euripides’ Phoinix
Bezug (Eur. fr. 807 Kn. πικρόν νέα γυναικ'ι πρεσβύτης άνήρ), was als ein Argument
für eine Zuweisung auch dieses Verses an den Anagyros verwendet werden könnte
(vgl. Nr. 6, und unten S. 233). Ar. fr. 616 wird vielleicht auch in Menanders Samia
aufgegriffen (in der - wie vielleicht auch im Anagyros - nebeneinander Bezüge auf
den Hippolytos und den Phoinix erscheinen); vgl. Sommerstein 2014b, 171.
29 Vgl. die Verwendung des Theaterkrans im Frieden (79-176, in einer ebenfalls weit-
gehend in anapästischen Dimetern stehenden Szene) und die des Ekkyklema in
den Acharnern (404-88) und Thesmophoriazusen (95-265); vgl. dazu mit weiterer
Literatur Zimmermann 2011, 677.
Aristophanes
5. Erst nach Abschluss der vorausgehenden Bemerkungen wurde ich auf-
merksam auf einen Beitrag von J. R. Green, der einen auf 400 v. Chr. oder
etwas früher datierbaren lukanischen rotfigurigen Glockenkrater (University
of Sidney, Nicholson Museum 2013.2) mit der Abbildung einer stehenden alten
Frau und einer auf einem Bett sitzenden Ehefrau überzeugend als komische
Parodie der Szene mit der Amme und Phaidra aus Euripides’ Hippolytos
identifiziert (Green 2014 [zur Identifikation der Szene vgl. bes. 121]). Schon
Green denkt an eine Komödie des Aristophanes als Vorbild (ebd. 130)27 und
vermutet aufgrund von ähnlichen Euripidesparodien in den Acharnern (425
v. Chr.) und den Thesmophoriazusen (411 v. Chr.) ein innerhalb dieses Zeitraums
entstandenes Stück als Vorlage (was auch gut zu der Datierung der Vase pas-
sen würde). Er bringt (ebd. 131) die Vase versuchsweise mit Ar. fr. 616 αισχρόν
νέα γυναικ'ι πρεσβύτης άνήρ in Verbindung, aber ein weit besserer Kandidat
als diese sehr allgemeine Sentenz ist sicherlich die hier aus fr. 53 und weiteren
Fragmenten erschlossene Parodie genau dieser Szene im Anagyros.28 Greens
Beiträg enthält (ebd. 121-4) außerdem interessante Bemerkungen zu der kon-
trovers diskutierten Frage der Verwendung des Ekkyklema im euripideischen
Vorbild, was diese Szene noch zusätzlich besonders geeignet machen würde
für eine ausgedehntere Parodie in einer Komödie des Aristophanes.29
6. Ein weiteres Fragment in anapästischen Dimetern, fr. 54 χαίρειν μεν
Άλον τον Φθιώτην / χαίρειν δ’ άτεχνώς Αναγυρασίους scheint dagegen aus
einem anderen Kontext zu stammen. Es handelt sich wahrscheinlich um ei-
nen Abschiedsgruß (vielleicht des jungen Mannes aus der Anagyroslegende),
in dem aber merkwürdigerweise zugleich das phthiotische Alos und die
27 Er begründet das (ebd. 130) (1) mit „hints of his [i.e. Aristophanes’] style“, (2) der
Vorliebe des Aristophanes „to play with and have his characters express strong
feelings on Euripidean themes, inciuding Phaedra, as Frogs demonstrates“, und (3),
dass das Thema „falls within the restricted ränge of Aristophanes’ favorite plays
for this kind of attention: Telephus, Alcestis and Hippolytus“.
28 Allerdings nimmt Ar. fr. 616 (wenn die Zuweisungen bei Clemens von Alexandria
und Stobaios korrekt überliefert sind) direkt auf einen Vers aus Euripides’ Phoinix
Bezug (Eur. fr. 807 Kn. πικρόν νέα γυναικ'ι πρεσβύτης άνήρ), was als ein Argument
für eine Zuweisung auch dieses Verses an den Anagyros verwendet werden könnte
(vgl. Nr. 6, und unten S. 233). Ar. fr. 616 wird vielleicht auch in Menanders Samia
aufgegriffen (in der - wie vielleicht auch im Anagyros - nebeneinander Bezüge auf
den Hippolytos und den Phoinix erscheinen); vgl. Sommerstein 2014b, 171.
29 Vgl. die Verwendung des Theaterkrans im Frieden (79-176, in einer ebenfalls weit-
gehend in anapästischen Dimetern stehenden Szene) und die des Ekkyklema in
den Acharnern (404-88) und Thesmophoriazusen (95-265); vgl. dazu mit weiterer
Literatur Zimmermann 2011, 677.