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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0233
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Άνάγυρος

229

der Stiefmutter in quälenden Hunger, oder vielleicht der Verbindung dieser
Liebesleidenschaft mit quälendem Hunger als einem zusätzlichen Element,
in fr. 53 vielleicht noch erkennbar ist).37 Dabei muss man allerdings nicht
zwangsläufig davon ausgehen, dass der komische Held des Stücks am Ende
(wie in den meisten Komödien des Aristophanes) triumphiert und seine Ziele
erreicht. Das Beispiel der dem Anagyros wahrscheinlich auch zeitlich nahe-
stehenden38 zweiten Wolken zeigt jedenfalls, dass Aristophanes auch hier mit
unterschiedlichen Lösungen experimentierte.
9. Die Kombination verschiedener Vorlagen (Anagyroslegende, Euripides’
Hippolytos und vielleicht auch Phoinix)39 im Anagyros lässt sich als ein wei-
teres Beispiel für ein Verfahren sehen, das z. B. auch im Frieden (äsopische
Fabel vom Adler und dem Mistkäfer und Euripides’ Bellerophontes, vgl. zu
beiden Olson 1998, xxxii-xxxv) und in den Thesmophoriazusen (Euripides’
Telephos, Palamedes, Helena und Andromeda, vgl. Austin/Olson 2004, Iv-lxiv)
zu beobachten ist. Dass dabei verschiedene Ebenen regelrecht miteinander
verschmolzen werden konnten, legt fr. 54 nahe, wo das phthiotische Alos
(vielleicht mit Bezug auf Euripides’ Phoinix) und die Anagyrasier zusammen
genannt werden.
10. Insgesamt sechs Fragmente beziehen sich auf Pferde und für diese
verwendete Gegenstände (fr. 42. 43. 44. 61. 64. 66).40 Besonders fr. 42 μή κλα’·
έγώ σοι βουκέφαλον ώνήσομαι erinnert dabei an die Konstellation im Prolog
von Aristophanes’ Wolken, wo Strepsiades unter der Pferdeleidenschaft
seines Sohns Pheidippides zu leiden hat und dadurch in größte finanzielle
Schwierigkeiten geraten ist;41 zum Kauf eines Pferdes vgl. Ar. Nub. 23, wo
von einem κοππατίας die Rede ist, einer Pferdeart, die neben dem schon in
fr. 42 genannten βουκέφαλος (vielleicht handelt es sich um dasselbe inzwi-
schen gekaufte Pferd) in fr. 43 ψήχ’ ήρεμα / τον βουκέφαλον καί κοππατίαν
gestriegelt werden soll (das dazu dienende Werkzeug, die ψήκτρα, wurde im
Anagyros ebenfalls genannt [fr. 66]). Dass zumindest eines der Pferde schwer

37 Vgl. Gil 1989, 58-9, der bemerkt, wie wenig die Legende zur aristophanischen
Komödie passt, aber dann bemerkt: „Elio no excluye, sin embargo, que algunas de
sus situaciones, escenas y parlamentos se elaborasen con material paratragedico
tomado del teatro euripideo.“
38 Vgl. unten zur Datierung.
39 Eine Kombination von Bezügen auf Euripides’ Hippolytos und Phoinix findet sich
auch in Menanders Samia, vgl. Sommerstein 2014b.
40 Vgl. Bothe 1844b, 24, Herzog 1931, 127-8, Schmid 1946, 199 mit Anm. 1, Gil 1989,
59, Halliwell 2015, 237.
41 Auf Geldnot deutet vielleicht fr. 41.
 
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